Mattes: Mit Innovationen und richtigen Rahmenbedingungen zu „Zero Emission“

21. Technischer Kongress des VDA in Berlin – 40 Referenten aus Industrie und Politik – Mobilität der Zukunft im Fokus
„Die beherrschenden Themen der vergangenen Jahre sind Klima- und Umweltschutz und damit nachhaltige Mobilität. Das gilt nicht nur in Deutschland, das gilt weltweit. Und es gilt auch dieses Jahr“, betonte Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), zum Auftakt des 21. Technischen Kongresses des VDA in Berlin. Einen wichtigen Beitrag dazu leisteten die deutschen Hersteller und Zulieferer, unterstrich Mattes: „Die deutsche Automobilindustrie investiert in den nächsten drei Jahren 40 Mrd. Euro in alternative Antriebe. Bereits heute ist sie Spitzenreiter bei alternativen Antriebspatenten: Weltweit kommt jedes dritte Patent im Bereich Elektromobilität und Hybridantrieb aus Deutschland. Und in den nächsten drei Jahren wird sie ihr Angebot an elektrifizierten Fahrzeugen auf rund 100 verdreifachen.“ Mit klimaneutralen E-Fuels könne die CO2-Bilanz im gesamten Pkw- und Nutzfahrzeugbestand rasch verbessert werden, diese Potenziale sollten rasch genutzt werden. „Zudem ist die deutsche Automobilindustrie beim vernetzten und automatisierten Fahren führend: So haben unsere Hersteller und Zulieferer in diesem Bereich sogar einen Anteil von 48 Prozent an den weltweiten Patenten. Und wir investieren in diese Technologie, die ebenfalls einen großen CO2-Hebel darstellt, in den nächsten drei Jahren zusätzlich 18 Mrd. Euro. Digitalisierung und alternative Antriebe weisen uns den Weg zu ‚Zero Emission‘“, sagte Mattes.

Doch erfolgreicher Klimaschutz brauche nicht zuletzt den Schulterschluss von Politik und Industrie, so Mattes: „Über ein Dutzend hochrangiger Experten aus unserer Industrie arbeiten auch deswegen in der Nationalen Plattform Mobilität mit. Dann ist es schon erstaunlich, wenn seitens des Umweltministeriums an einem Gesetz gearbeitet wird, das die Grundphilosophie dieser Arbeit in Frage stellt.“ Mattes weiter: „Wer jahresscheibenscharf und tonnengenau vorschreiben will, was in welchem Sektor zu passieren hat, kommt notwendigerweise in Konflikt mit Innovation und wirtschaftlicher Dynamik.“ Ziel sollte sein, innovative Lösungen zu fördern, betonte der VDA-Präsident: „Wir müssen auf Innovationen setzen, auf Wettbewerb. Dafür braucht es Ziele, ja, aber keine kleinteilige Steuerung, die das Wesen von Marktdynamiken ignoriert. Wir wollen Klimaschutzdynamik entfesseln, neue Fesseln lehnen wir ab.“

Deshalb bedarf es wirksamer Impulse, die die Bedürfnisse der Kunden in den Fokus nehmen, forderte Mattes: „Wir benötigen in der E-Hochlaufphase eine intelligente Förderung, die Anreize setzt und gleichzeitig die Mehrkosten für den Kunden berücksichtigt.“ Zudem müsse die Lade- und Gas-Tank-Infrastruktur weiter ausgebaut werden. Auch praktische Vorteile für Kunden, wie besondere Parkmöglichkeiten oder eine Mautbefreiung für Lkw mit E- oder LNG-Antrieb, seien zielführende Maßnahmen.

Der vom VDA veranstaltete 21. Technische Kongress, der am 14. und 15. März 2019 in Berlin stattfindet, ist das bedeutendste Technologie-Symposium der Automobilindustrie in Europa. 700 Teilnehmer aus Industrie, Politik und Wissenschaft diskutieren die Zukunftsfragen der Mobilität. Im Mittelpunkt stehen dabei Digitalisierung, vernetztes und automatisiertes Fahren und urbane Mobilität. Auch Künstliche Intelligenz, Datenmanagement und Cyber Security werden in Plenarsessionen thematisiert. Insgesamt referieren rund 40 hochrangige Vertreter aus Politik und Wirtschaft. Zudem wird das Symposium von 27 Ausstellern begleitet.

Oliver Wittke, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, betonte in seiner Keynote: „Die Automobilindustrie steht vor gewaltigen Veränderungen. Klimaschutzziele und Elektromobilität, das automatisierte Fahren sowie die Einführung neuer und vernetzter Mobilitätsangebote werden die Branche stark herausfordern. Die deutsche Automobilindustrie hat ihre Innovationsstärke aber immer wieder aufs Neue bewiesen. Ich bin sicher, dass die deutschen Autohersteller und ihre Zulieferer auch diese Herausforderungen meistern werden. Die Bundesregierung wird weiter daran arbeiten, dass auch von staatlicher Seite die Erfolgsbedingungen dafür geschaffen werden. Generell muss es nun darum gehen, als deutsche und europäische Akteure Kompetenzen zu bündeln, gemeinsame Standards zu setzen und im Feld der Zukunftstechnologien international – gerade im Vergleich mit den Vereinigten Staaten und China – dauerhaft wettbewerbsfähig zu sein. Dies ist auch der Gedanke der Industriestrategie, welche Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier im Februar vorgestellt hat.“

Thomas Ulbrich, Mitglied des Markenvorstands Volkswagen, Geschäftsbereich „E-Mobilität“, sagte in seiner Keynote: „Der Klimawandel ist die größte Herausforderung unserer Zeit und wir als Automobilhersteller stehen hier in der Verantwortung. Wir müssen den Wandel zur Elektromobilität jetzt mutig und kraftvoll vorantreiben, um eine wirklich nachhaltige Mobilität zu schaffen. Volkswagen ist bereit dazu, das zeigt unsere große Elektro-Offensive. Damit sich das E-Auto durchsetzt, brauchen wir allerdings den Schulterschluss von Politik und Unternehmen. Insbesondere bei der Ladeinfrastruktur ist viel zu tun.“

Dr. Stefan Hartung, Geschäftsführer und Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility Solutions, Robert Bosch GmbH, unterstrich in seiner Keynote: „Mobilität ist mehr als Transport und Verkehr. Mobilität ist Teil der individuellen Lebensqualität sowie Treiber gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklung. Wenn wir auch morgen mobil bleiben wollen, müssen wir unsere Mobilität heute verändern und neu denken. Bosch will eine nachhaltige individuelle Mobilität für Menschen und Güter unterstützen, die möglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt hat. Die Schlüssel dazu sind aus meiner Sicht vor allem die Automatisierung, die Elektrifizierung, die Vernetzung und personalisierte Mobilitätsdienstleistungen.“

Wolf-Henning Scheider, Vorstandsvorsitzender, ZF Friedrichshafen AG, sagte: „Die Produkte und Services von ZF tragen dazu bei, die individuellen und öffentlichen Aspekte der Mobilität der Zukunft zu gestalten. Unser Ziel ist eine sichere, saubere und erschwingliche Mobilität für alle – überall. Wir bei ZF sind überzeugt: Ingenieure brauchen keine Schranken, sondern Spielräume. Nur damit finden wir für alle Bedürfnisse die richtigen Lösungen. Denn entscheidend für die Mobilität der Zukunft ist ein technologieoffener und pragmatischer Ansatz, der die Menschen mitnimmt und für sie auch erreichbar ist.“

Dr. Tom Vöge, verkehrspolitischer Experte (ehemals UN und OECD), hob in seiner Keynote die Chance der Fahrzeugautomatisierung hervor: „Fahrzeugautomatisierung ist ein klarer Trend, sowohl auf technischer als auch auf politischer Ebene. Ideale Mobilitāts-Geschäftsmodelle versuchen nicht, gewachsene Strukturen zu ersetzen, sondern ergänzen diese auf intelligente Weise. Fahrzeugautomatisierung kann diese existierenden und entstehenden Dienste noch attraktiver machen, sowohl für die Betreiber als auch für Passagiere. Es besteht hier ein enormes Potenzial, wenn die verkehrspolitisch richtigen Prinzipien verfolgt werden.“

Dr. Jörg Stratmann, Vorsitzender der Geschäftsführung und CEO, Mahle GmbH, sagte in seiner Keynote: „Die beste Lösung für eine umwelt- und bedarfsgerechte Mobilität hängt immer vom Einsatzzweck ab. Aus diesem Grund ist es essenziell, alle verfügbaren Lösungen zu betrachten und technologieneutral über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs zu bewerten.“

Dr. Alexander Lautz, Senior Vice President 5G, Deutsche Telekom, betonte in seiner Keynote die Bedeutung der 5G-Technologie für die Mobilität der Zukunft: „Auf welches Device werden wir in zehn Jahren zurückblicken und sagen, dass es das Device der 5G-Ära gewesen sei? Viele denken, dass dies das Auto sein wird.“

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