Mit einem radikalen Motto ging der 38. CSD Berlin in diesem Wahljahr auf die Straße: “Danke für nix”. Trotz vieler Errungenschaften sind wir von einer echten Gleichstellung noch weit entfernt. Eheöffnung, Adoption für alle, Rehabilitierung der nach § 175 Verurteilten, Sicherheit für queere Geflüchtete? Fehlanzeige. Dieses Jahr ist Schluss mit der Dankbarkeit für Brotkrumen.
Der CSD startete um 12 Uhr auf dem Ku’damm (Höhe Joachimsthaler Straße) mit der Eröffnung durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller. Unterstützt wird er dabei von diversen Botschafter*innen und Gesandten – z.B. von Slowenien, Kanada und den Niederlanden – und der Miss*ter CSD 2016 Stella deStroy. Nach der Eröffnungszeremonie setzt sich die Demo gegen 12:30 Uhr in Bewegung und zieht vom Ku‘damm über Wittenbergplatz, Nollendorfplatz, Lützowplatz und Siegessäule zum Brandenburger Tor.
Während die Demo noch in vollem Gang ist, öffnet bereits ab 14 Uhr das Pride Village auf der Straße des 17. Juni. Hier gibt es viele Info und GastroStände, Bühnen und Attraktionen wie etwa Bungee Jumping oder einen Sport und FamilienBereich mit Hüpfburg und XXLKicker.
Auf der Hauptbühne geht es wie gewohnt um 16:30 Uhr los – gleich mit einem Knaller: Wer erinnert sich nicht an den 90erJahreHit “Love is everywhere”? StarOpener Benjamin Boyce wird den Massen an der Hauptbühne gleich zu Beginn des CSD Finales die nostalgischen Herzen erwärmen.
Um 17:30 Uhr folgen die offiziellen Eröffnungsansprachen durch den Vorstand des Berliner CSD e.V. und Integrationssenatorin Dilek Kolat. Die Moderation liegt dieses Jahr in ganz frischen Händen: Balian Buschbaumund Annie Hegerführen durch den Abend am Brandenburger Tor.
Weiteres musikalisches Highlight auf der Hauptbühne ist die spanische PopKünstlerin Barei, die erst vor wenigen Wochen für ihr Heimatland beim Eurovision Song Contest antrat. Die Krönung des Musikprogramms erwartet die Teilnehmer*innen und Besucher*innen des CSD um 20:45 Uhr, wenn Culcha Candela die Menge mit ihrem unverwechselbaren urbanen Sound zum Kochen bringen.
“Wir sind total stolz und dankbar, dass all diese Acts zur Unterstützung des CSD Berlin auf ihre Gage verzichten und damit eine so tolle, vielfältige und würdige Abschlusskundgebung überhaupt möglich machen”, so Monique King, Vorständin des Berliner CSD e.V. Im Wechsel mit den MusikActs gibt es politische Redebeiträge sowie die Verleihung der Soul of Stonewall Awards (SoSA): Preisträger*innen 2016 sind das Lili Elbe Archiv (National), Falk Richter(Kultur), Riamani Chisty(Widerstand) und SeaWatch e.V. (Sonderpreis).
Bunt geht es auch auf den anderen 4 Bühnen zu (von Ost nach West): Von der CaféFatalBühnegibt es den berühmtberüchtigten 80er 90er Rock Pop Schlager Disco Partymix, aufgelegt von Mario N., derMicha und Monique. Fans der elektronischen Musik kommen am ElektroTruck by pure fm(M.A.N.D.Y., Wankelmut, T.M.A., Siopsis, SMASHTV, Roland Leesker), in der Club Corner(GMFResidents) sowie am Techno Island(Dana, DJoker Daan) auf ihre Kosten.
Um Mitternacht ist Feierabend auf der Straße des 17. Juni. Wer aber dann noch nicht müde ist, kann auf den offiziellen CSDPartys bis in die Morgenstunden weitertanzen.
Soul of Stonewall Awards 2016
Kategorie National: Lili Elbe Archiv – Forschungsstätte zur Inter, Trans und Queer
Geschichte e.V.
Der Name “Lili Elbe” ist der Mehrheitsgesellschaft überwiegend erst seit dem Film “The Danish Girl” ein Begriff. Das Lili Elbe Archiv in Berlin wurde 2013 als unabhängiger Ort zur Überlieferung der eigenen Geschichte nichtnormativer Geschlechtlichkeiten gegründet. Die Gründung entsprang der Initiative einiger Menschen, dass es den widerständigen Bewegungen obliegt, ihre Geschichte selbstdefiniert zu sammeln und zu bewahren.
(Quelle: www.lilielbearchive.org/)
Laudatio: Lambda BerlinBrandenburg e.V.
Kategorie Kultur: Falk Richter
Falk Richter gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Theaterregisseure und
Dramatiker. Während er sich mit seinem Stück SMALL TOWN BOY mit Gesellschaft und
persönlicher Identitätsfindung beschäftigt, bringt er bei FEAR das Publikum dazu, sich mit
Pegida, der AfD und anderen rechten Strömungen auseinanderzusetzen.
(Quelle: www.falkrichter.com)
Laudatio: Idil Baydar
Kategorie Widerstand: Riamani Chisty
Der 20jährige Journalist mit dem Pseudonym Riamani Chisty wird in seiner Heimat
Bangladesh wegen seiner Homosexualität verfolgt, musste seinen Job aufgeben. Er wurde
bereits mehrfach von islamistischen Gruppen angegriffen und gefoltert. Er sieht sich 25
Anklagen wegen „unnatürlicher sexueller Praktiken“ und dem Verletzen religiöser Gefühle
ausgesetzt.
Laudatio: Queeramnesty Berlin
Sonderpreis: SeaWatch e.V.
Kein Mensch sollte auf der Flucht und in der Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben an
den Außengrenzen der Europäischen Union sterben. SeaWatch ist Ende 2014 aus einer
Initiative von Freiwilligen entstanden, die dem Sterben im Mittelmeer nicht mehr länger
tatenlos zusehen konnten. Im Jahr 2015 konnte SeaWatch, die sich ausschließlich über
Spenden finanzieren, über 5.000 Menschen das Leben retten.
(Quelle: www.seawatch.org)
Laudatio: Dr. Arnd Hofmeister
Volltext nach Login