Wie jedes Jahr trafen sich auch heuer wieder anlässlich des 49. Sommerfestes ein vielfältiger, in ihrem Interesse für die arabische Welt vereinter Kreis von Gästen und Mitgliedern. Unter original-saudischen Beduinenzelten versammelten sie sich. Ehrengäste waren u.a. der Botschafter der Republik Dschibuti, S.E. Mohamed Dileita Aden, der saudische Bauunternehmer, Dipl.-Ing. Abdullah Al-Mobty, Chef der IHK im KSA sowie der Leiter der Wirtschaftsabteilung im Auswärtigen Amt, Ministerialdirektor Dieter Haller. Die Geschäftsstellenleiterin der DAG, Frau Susan Darwich, die zusammen mit DAG -Generalsekretär Herrn Harald Moritz Bock und dem Gutsherrn Jens Bödeker die Planung des Festes übernommen hatte, führte neue mit untereinander bereits bekannten Gästen zusammen. Die Begrüßung übernahm Dr. Ernst J. Trapp, Vize-Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft oder auch „Dienstältester“, wie er sich an dieser Stelle selbst bezeichnete.

Direkt im Anschluss stellte Herr Bock Themen, Vorträge und Programmpunkte des Tages vor. Eindrucksvoll schilderte er das die DAG prägende Wirken des verstorbenen Präsidenten der DAG, Herrn Dr. Scholl-Latour. Eine Schweigeminute brachte die Erinnerung an den Jahrhundertjournalisten zurück bevor das Programm begann: Musik, Fachvorträge, Diskussionsrunden, traditionell-saudische Köstlichkeiten und eine altasiatische Kampfkunstvorstellung. Somit war bei Kaiserwetter für intensive und zugleich lockere Unterhaltung für jeden Geschmack in malerischer Umgebung gesorgt.

 
Der von dem Landschaftsarchitekten Dipl.-Ing. Jens Bödeker in die märkische Heide kreierte Landschaftsgarten Rietzer Berg, auch „Rittergut“ Bödeker genannt, ist ein Paradies mit Liebe zum Detail und eigenen landschafts-gestalterischen Projekten. Derzeit nutzen drei bildende Künstlerinnen und ein Kunstschmied das Gelände, um ihre Ideen im Rahmen des Rietzer Berg Landschaft- und Kunstvereins in die Wirklichkeit umzusetzen. Sie führten gemeinsam mit dem Gärtner über das Anwesen, erklärten ihre Werke und wie sich diese in die Natur einfügen. Die beiden hauseigenen Esel Brauni und Knospe vervollständigen das idyllische und künstlerische Projekt.

Die spannende und ideenreiche Geschichte des Familienunternehmens bödeker partners der Landschaftsarchitekten Richard und Jens Bödeker, wurde mit Bildern untermalt. Nachdem Sir Richi für Konrad Adenauer und später Johannes Rau Gärten plante, begann Richard Bödeker schon vor 42 Jahren für das saudische Herrscherhaus die Wüste in Saudi Arabien zu begrünen. Dieses Unterfangen wurde anfangs von außen als unmöglich verspottet, aber Bödeker fand bald heraus, dass vergleichbare Baumarten bei der richtigen Bewässerung im KSA fünfmal schneller wachsen als in Deutschland. Jens Bödeker: “We planted finger thick trees and one year later we could sit in their shade.”
Ebenso entstammt ihren Ideen die erste Gärtnerei mit saudischem Saatgut oder ein zweiter Wasserkreislauf, der behandeltes Greywater, das sonst in vielen konservativen muslimischen Auslegungen als problematisch empfunden wird, für die Bewässerung der Pflanzen im KSA bereitstellt.

Auch DAG-Beiratsmitglied Prof. Dr. Rangger, Frankfurt berichtete von seiner Arbeitspraxis in der MENA-Region. Mit Hilfe seiner eigenen Erfahrungen in einigen afrikanischen und arabischen Operationssälen zeichnete sein Vortrag ein drastisches Bild der lokalen medizinischen Verhältnisse. Er zeigte auf, dass in vielen Fällen eine Bewusstseinsveränderung innerhalb des lokalen Fachpersonals vonnöten sei. Ebenso müsse sich der fachliche Dialog zwischen den einzelnen medizinischen Bereichen verbessern, um eine kompetentere Behandlung vor Ort ermöglichen zu können. Prof. Rangger sprach u.a. auch internationale systemische Defizite an, wie beispielsweise den Abverkauf billiger Implantate und Werkzeuge aus Europa sowie das Interesse der europäischen Medizinbranche an Korrekturoperationen in Arabien oder in Afrika zu verdienen.

Nach dem durch eindrucksvolle Bilder untermalten Vortrag Ranggers folgte eine Ansprache von Herrn Prof. Dr. Dr. Al-Ani über mögliche Zukunftsperspektiven und Rollen der DAG. Prof. Dr. Dr. Al-Ani sprach sich in seiner Rede unter anderem für mehr Spezialisierung und Fokussierung der Gesellschaft aus. Er betonte ebenfalls, dass auch die Fähigkeit, ein diverses Meinungsbild zu kommunizieren, als Stärke der heutigen DAG gesehen werden kann. In der Diskussionsrunde wurden nötige Veränderungen thematisiert. Herr Bock machte deutlich, dass es an der Zeit sei, darüber nachzudenken, die Vorstandsarbeit der Gesellschaft in jüngere Hände zu übergeben.

Die erste Hälfte des Sommerfestes schloss zünftig mit beduinischen Schlemmereien unter original saudischen Ziegenhaarzelten ab. Hier konnte sich die Festgesellschaft mit spießgebratenen Hammeln und anderen saudi-arabischen Köstlichkeiten stärken.

Ob die gleich nach der Pause folgende Präsentation Reminiszenzen an den Überfall der Mongolen auf Bagdad weckte, sei dahingestellt. Ästhetisch, akrobatisch und dynamisch waren die Kong Fu-Darbietungen von Matthias Jäger und Oliver Sabiniarz auf jeden Fall. Das Publikum stellte im Anschluss viele Fragen zu Selbstverteidigung und Selbstwahrnehmung der Sportler, die mit fachlichem über ihre Kampfkunst glänzen konnten.

Der bekannte Fernsehjournalist und Orientwissenschaftler Dr. Michael Lüders zog die historisch und politisch gewachsenen Konfliktlinien im Nahen Osten in kurzen und prägnanten Worten für alle nachvollziehbar nach. Der Autor des in diesem Jahr erschienenen Bestsellers „Wer den Wind sät-Was westliche Politik im Orient anrichtet“ kritisierte die sich kaum verändernde Politik der sogenannten „westlichen“ Welt und nahm dabei kein Blatt vor den Mund. Diesen Interventionismus sieht er beginnend mit dem vom Westen initiierten Sturz Mossadeghs verantwortlich für viele aktuelle politische und humanitäre Krisen.

Der Vortrag des ZENITH-Chefredakteurs Daniel Gerlach "Herrschaft über Syrien. Macht und Manipulation unter Assad" setzte bei der größten derzeitigen Krise im Nahen Osten und deren Auswirkungen an. Er erklärte Frontverläufe, aktuelle Entwicklungen und Interessen geopolitischer Akteure. Beeindruckend war hier vor allem der detaillierte Einblick in Geschehnisse vor Ort durch intensive Vernetzung der zenith-Redaktion mit lokalen Akteuren in Syrien.

Im Anschluss an die Berichte über die Situation im Nahen Osten, lenkte Herr Dr. Trapp den Blick zurück auf Deutschland und stellte die Hilfsinitiative der DAG für Geflüchtete vor. Er berichtete über das Projekt MARHABA eine Initiative der DAG, erste finanzielle Rücklagen und Ideen, die deutschlandweit flankierend zu Hilfen umgesetzt wird.

Allen Gästen wird der emotionale und tief beeindruckende Vortrag von Dr. Bassam Helou im Gedächtnis bleiben. Der Arzt und Unternehmer hat im Libanon aus eigener Anstrengung mit eigenen Mitteln schon vor zwei Jahren mehrere Zeltschulen für inzwischen 1500 geflüchtete Kinder geschaffen. In seinem aufopfernden Engagement kommt die tiefe Verbundenheit zu diesen syrischen Kindern zum Ausdruck. Zusammen mit seiner Schwester organisiert er in einem Flüchtlingslager in der Bekaa-Ebene, die ALTERNATIVE EDUCATION-Zeltschulen.

Die traditionelle DAG-Diskussionsrunde NAH- und MITTELOST setzte die politischen Debatten der vorhergehenden Berichte fort und thematisierte im weiteren Verlauf die zukünftige Rolle und mögliche Neuorientierung der DAG. Teilnehmer der Diskussionsrunde waren Dr. Michael Lüders, Dr. Bassam Helou, Prof. Dr. Dr. Al-Ani, Abdul-Rahman Alawi, Daniel Gerlach und Harald M. Bock.

Die laue Sommernacht des Deutsch-Arabischen Festes wurde mit den barocken Klängen und den aufwändigen Kostümen des kleinen abendländisch-orientalischen Orchesters der Violinistin Anna Barbara Kastelewicz, Mohamed Askari und Niels Badenhop akustisch als auch optisch versüßt. Diese drei höchstklassigen Musiker haben sich zusammengetan, um von einer Zeit zu zeugen, in der Orient und Okzident in der Musik verschmolzen waren.

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Von admin

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