Gute Pflege erfordert gutes Personal

Berliner Pflegekonferenz 2018 thematisiert Fachkräftemangel in der Pflege
Berlin 08.11.2018 Die Probleme in der Pflege sind zahlreich. Eine der großen
Herausforderungen besteht im Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Der personelle
Engpass wird sich in naher Zukunft weiter verschärfen. Die Berliner Pflegekonferenz 2018
diskutiert daher konkrete Lösungen, um die Pflege heute besser und morgen sicher zu
machen. Dazu gehören unter anderem ein Modellprojekt des diesjährigen Partnerlandes
Vietnam und des Bundeswirtschaftsministeriums. Dabei werden vietnamesische
Arbeitssuchende zu Pflegefachkräften in Deutschland ausgebildet. Mit Vorträgen dazu und
zu vielen anderen spannenden Themen startete heute die 5. Berliner Pflegekonferenz.
Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Staatssekretär Andreas Westerfellhaus,
brachte es in seinem Eröffnungsvortrag auf der 5. Berliner Pflegekonferenz auf den Punkt:
„Der sich selbst beschleunigende Pflegekraft-Exit muss durch bessere Arbeitsbedingungen
und mehr Pflegekräfte gestoppt werden.“
In dem Modellprojekt des Bundeswirtschaftsministeriums mit dem vietnamesischen
Arbeitsministerium wurden junge Arbeitssuchende aus Vietnam für eine Ausbildung zur
Pflegefachkraft in Deutschland rekrutiert. In seinem Fachvortrag stellte Harald Kuhne,
Ministerialdirektor und Leiter der Zentralabteilung im Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie, die Herausforderungen und Chancen vor. „Die Gewinnung von Auszubildenden aus
Drittstaaten für die Pflegeberufe in Deutschland ist eine Säule zur Bekämpfung des
Fachkräftemangels in der Pflege. Das BMWi-Modellprojekt mit Vietnam gilt hierbei als
Vorreiter für die Pflegewirtschaft “, erläuterte Ministerialdirektor Harald Kuhne das Projekt.
Der Bekämpfung des Fachkräftemangels in der Pflege stellt sich auch die Bundesagentur für
Arbeit. Der Geschäftsbereichsleiter des Internationalen Personalservices in der Zentralen
Auslands- und Fachvermittlung (ZAV), Thorsten Rolfsmeier, sagte dazu: „Die
Fachkräftesicherung für Deutschland ist uns in der Bundesagentur für Arbeit ein zentrales
Anliegen. Dabei nutzen wir die in Deutschland vorhandenen Potenziale. Gerade in
Engpassberufen wie in der Pflege rekrutieren wir darüber hinaus weltweit. Hierbei stellt die
Vergleichbarkeit von Berufsabschlüssen eine besondere Herausforderung dar.“
Die Gewinnung von Fachkräften im Ausland dürfe aber nicht dazu führen, dass die
Versorgung in den Herkunftsländern darunter leide, stellte Dr. Matthias Wismar von der
WHO in seinem Vortrag heraus. Dr. Wismar stellt Modelle zur Lösung dieses Zielkonfliktes
vor.
In einem Punkt waren sich alle Redner einig: Die Pflege bedarf gebündelter Anstrengungen,
die über nationale Grenzen hinausgehen muss. Bessere Arbeitsbedingungen gehören
ebenso dazu wie eine deutliche Aufstockung des Personals.
Berlins Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung Dilek Kolat ist es wichtig, dass
mehr für Pflegebedürftige und Pflegende getan wird: „Ich fordere eine nationale
Ausbildungsoffensive und verbindliche Personalschlüssel. Pflege geht uns alle an: Die Zahl
der Pflegebedürftigen steigt in unserem Land. Viele Menschen pflegen ihre Angehörigen. Die
Pflegekräfte, die sie dabei entlasten, brauchen eine bessere tarifliche Bezahlung und gute
Arbeitsbedingungen.“
Nach den Keynotes und Vorträgen im Plenum ging es für die Teilnehmer der 5. Berliner
Pflegekonferenz in die zahlreichen und spannenden Fachforen.

 

 

Türen öffnen gegen Einsamkeit

Projekt „Die Türöffner“ Gewinner des Marie Simon Pflegepreises 2018
Berlin, 08.11.2018 Das Netzwerk von Ehrenamtlichen im Fachverband des DICV Osnabrück,
CKD, ist der diesjährige Preisträger des Marie Simon Pflegepreises. Im Rahmen der 5. Berliner
Pflegekonferenz wurde heute die Initiative „Die Türöffner – begegnen – begleiten- besuchen:
Neue Wege zum Miteinander“ für das besondere Engagement ausgezeichnet. Die
Projektmacher stellen sich einem der größten gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit: der
Einsamkeit. Sie bringen ehrenamtlich engagierte mit hochaltrigen Menschen zusammen, die
Interessen und ähnliche Biografien verbinden. Die Jury des Marie Simon Pflegepreises würdigt
mit der Auszeichnung den Einsatz und die Weitsicht des Projektträgers, sich einem drängenden
Problem zu widmen. Bei der Preisverleihung in Berlin wurden auch die Nominierten des Marie
Simon Pflegepreis geehrt.
Die Idee ist so einfach wie genial: Ehrenamtlich engagierte Menschen mit Interessen wie Musik
oder mit einem Hintergrund wie der Landwirtschaft wenden sich an Hochaltrige, um ihnen den
Zugang zu der örtlichen Heimatkapelle oder den Besuch durch die Landfrauen zu ermöglichen.
Das Konzept nimmt die Gemeinsamkeiten von Ehrenamtlichen und den Senioren als Grundlage.
Wer zusammenpasst, wird zusammengebracht. Den Ehrenamtlern kommt dabei die Rolle der
Türöffner zu. Sie ermöglichen den alten Menschen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben
und die Verbindung zu gesellschaftlichen Gruppen, die ihre Interessen oder biografischen
Hintergründe teilen. „Das Engagement des Preisträgers des Marie Simon Pflegepreises 2018
zeigt, wie gesellschaftlicher Zusammenhalt funktioniert. Das Projekt ist ein herausragendes
Beispiel dafür, dass mit Ideen und Einsatz hochbetagten Menschen gesellschaftliche Teilhabe
ermöglicht werden kann. Besonders diese Gruppe leidet unter der zunehmenden Vereinsamung
in unserer Gesellschaft“, begründet Yves Rawiel, Initiator der Berliner Pflegekonferenz und
Geschäftsführer von spectrumK die Entscheidung der Jury des Marie Simon Pflegepreises.
Der Preis wurde ausgelobt vom Deutschen Städte- und Gemeindebund und dem Partner der
gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen, spectrumK. Eine fachkundige Jury, der unter anderem
Berlins Pflegesenatorin Dilek Kolat, Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Stefanie Drese
und der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Staatssekretär Andreas Westerfellhaus,
angehören, hatte die schwere Aufgabe, unter vielen interessanten und innovativen Projekten
auszuwählen.
„Die nominierten Projekte stehen für die vielfältigen Möglichkeiten, Betroffenen angemessene
Unterstützung, Beistand und Pflege zukommen zu lassen. Und sie spornen uns dazu an, mehr
zu tun. Das Thema Pflege hat zurecht in den letzten Jahren einen immer höheren Stellenwert
bekommen und ist zur Chefsache geworden. Doch weitere Aufgaben liegen vor uns, um die
Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte zu verbessern und eine menschenwürdige Versorgung
sicherzustellen. Die Nominierten und der Preisträger des Marie Simon Pflegepreises gehen mit
gutem Beispiel voran“, folgert Dr. Gerd Landsberg, Geschäftsführendes Präsidialmitglied des
Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB), aus der Preisverleihung des Marie Simon
Pflegepreises 2018.
Die Schirmherrschaft übernahm in diesem Jahr der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung,
Staatssekretär Andreas Westerfellhaus. In seiner Laudatio hob er die Bedeutung des Marie
Simon Pflegepreises hervor und appellierte an die Preisträger und Nominierten: „Wir brauchen
innovative Ansätze und Ideen in der Pflege, um die immer größer werdende Zahl
pflegebedürftiger Menschen sicher und vor allem würdig versorgen zu können. Der Marie Simon
Pflegepreis verschafft guten Ideen eine Bühne, um ihre Bekanntheit zu steigern. Den Machern
hinter den Projekten danke ich herzlich für ihr Engagement: Bitte bleiben Sie am Ball, wir
brauchen Sie!“

 

Vereinbarkeit von Beruf und Pflege – ein Gewinn für Arbeitgeber und
Beschäftigte

Preisträger des Otto Heinemann Preises 2018 ausgezeichnet
Die Vereinbarkeit von Beruf und der Pflege ist von immer größerer
Bedeutung für viele Arbeitnehmer in Deutschland. Das Bewusstsein bei den Arbeitgebern,
dass sie ihre Angestellten bei dieser Doppelbelastung unterstützen sollten, nimmt ebenfalls
zu. Das Oberlandesgericht Köln, der LVM Landwirtschaftlicher Versicherungsverein a. G.
und die Henkel AG & Co. KGaA, Standort Düsseldorf, sind Vorbilder auf diesem Gebiet. Sie
wurden daher von einer fachkundigen Jury in ihren Kategorien zu den Preisträgern des Otto
Heinemann Preis 2018 auserkoren. Der erstmals vergebende Sonderpreis, unterstützt von
der Deutschen Rentenversicherung Bund, ging an die h.kühn GmbH. Die feierliche
Preisverleihung fand im Rahmen der 5. Berliner Pflegekonferenz statt.
Der in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier
ausgelobte Otto Heinemann Preis richtet sich an Arbeitgeber, die sich im besonderen Maße
für die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege einsetzen. Denn die Mehrfachbelastung durch
Beruf und Pflege betrifft in einer Gesellschaft mit einer steigenden Zahl von älteren
Menschen immer mehr Arbeitnehmer. Ministerialdirektor Harald Kuhne, Leiter der
Zentralabteilung, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, hob deshalb in seiner
Laudatio zum Otto Heinemann Preis hervor: „Immer mehr Beschäftigte stehen vor der
Herausforderung, neben dem Beruf Angehörige zu pflegen. Die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf gewinnt daher auch unter diesem Gesichtspunkt – neben der Erziehung von
Kindern – zunehmend an Bedeutung. Hier ist es wünschenswert, wenn Arbeitgeber ihre
Angestellten bei diesem Weg unterstützen“.
Der Otto Heinemann Preis wird von spectrumK, dem BKK Dachverband und dem IKK e.V.
vergeben. In der Kategorie bis 1000 Mitarbeitern ging der Preis in diesem Jahr an das
Oberlandesgericht Köln, in der Klasse 1001 bis 5000 Mitarbeiter wurde der LVM
Landwirtschaftlicher Versicherungsverein a. G. ausgezeichnet. Und bei den Arbeitgebern mit
mehr als 5000 Angestellten erhielt die Henkel AG & Co. KGaA die Auszeichnung.
Yves Rawiel, Geschäftsführer von spectrumK und Initiator der Berliner Pflegekonferenz, lobt
das Engagement der Preisträger, aber auch das der Nominierten und der zahlreichen
Bewerber. „Der Einsatz der Unternehmen und Institutionen, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
in der belastenden Situation der Pflege von Angehörigen durch innovative Programme und
Angebote zu unterstützen, ist bemerkenswert. Das wollen wir mit dem Otto Heinemann Preis
würdigen und weitere Unternehmen motivieren, ähnliche Wege zu gehen.“
In diesem Jahr gab es auch eine Premiere. Die Mitglieder der Jury vergaben den
Sonderpreis an die h.kühn GmbH und ehrten damit den mutigen Einsatz eines kleinen
Unternehmens. Denn mit weniger als hundert Angestellten stellt es sich der besonderen
Herausforderung, seinen Beschäftigten bei der Pflege von Angehörigen zur Seite zu stehen.
„Beruf und Pflegeverantwortung miteinander zu vereinbaren, das bedeutet Höchstleistung
beruflich und privat. Wenn besonders kleinere Unternehmen sich dafür einsetzen, ihren
Mitarbeitern in diesen Phasen zu helfen, möchten wir das unterstützen. Wir haben uns
deshalb dazu entschlossen, dieses besondere Engagement mit einer Auszeichnung zu
würdigen“, begründete Brigitte Gross, Direktorin der Deutschen Rentenversicherung Bund,
den Sonderpreis.

 

 

Von admin