Cate_Blanchett ist das Chamäleon in der szenenreichen Videoinstallation Manifesto von Julian Rosefeldt. In 12 unterschiedlichen Charakteren – von Punk bis Übermutter – portraitiert die australische Schauspielerin 12 originale Künstlermanifeste aus dem 20. Jahrhundert. Dabei wird deutlich, dass die Manifeste heute aktueller denn je sind. Ab dem 10. Februar ist das facettenreiche Kunstwerk in der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof Berlin zu sehen

 
„Manifesto“ von Julian Rosefeldt, das sind 13 Videoinstallationen, 12 unterschiedliche Gesichter, Texte, Szenen und eine Frau. Cate Blanchett spielt Kapitalismuskritik, Identitätsfindung oder den Kampf der Söhne gegen ihre Väter. In ganz unterschiedlichen zumeist weiblichen Rollen verkörpert die zweifache Oskar-Gewinnerin die historischen Streitschriften in alltäglichen Situationen. Sie motiviert ihre Schüler als Grundschullehrerin unter dem Credo „Nothing is Original“ zum Ideenklau, philosophiert als Grabrednerin über das Auto als Gefühl oder postuliert, als konservative Ehefrau und Mutter im Gebet vor dem Sonntagsbraten, das Ende der Kunst. Fasziniert von der Wandlungsfähigkeit Cate Blanchetts und der bildgewaltigen Inszenierung der verschiedenen Filmszenen, wird der Besucher von einer Sequenz zu nächsten gelockt und in den Bann der verschiedenen Charaktere gezogen. Von der betrunkenen Punkerin, zur augenklimpernden Nachrichtensprecherin, zur ausgelaugten Fabrikarbeiterin und weiter zur einsamen Puppenspielerin.

Ursprünglich sind die Manifeste, die Rosefeldt für seine Installation ausgewählt hat, nicht für diese Situationen und erst recht nicht für diese Menschen geschrieben. Die Manifeste stammen zum großen Teil aus den Federn zorniger, junger Männer, die zum Bruch der Tradition aufrufen. In „Manifesto“ bekommen die Texte durch die modernen Kulissen und die Interpretation der Schauspielerin ihre ganz eigene Bedeutung. Rosefeldt macht sie durch die Rollenspiele alltagstauglich. Es scheint als seien die Manifeste nicht vor Jahrzehnten geschrieben worden, sondern als eine Antwort auf die aktuellen Probleme der Welt. Sei es die Flüchtlingskrise, Börsenchrashes, der Klimawandel oder der Rechtsruck in der Gesellschaft.

„Auch wenn die Probleme die daraus entstehen unsichtbar zu sein scheinen, betreffen sie uns alle, so wie damals auch die technischen Neuerungen alle betrafen, aber sie noch nicht richtig fassbar waren!“ erklärt Rosefeldt. Es scheint gerade so, als hätte sich die Menschheit überhaupt nicht weiterentwickelt, als befänden sie sich gedanklich am selben Punkt wie vor 100 Jahren. „Die Texte lesen sich wie eine Zustandsbeschreibung von heute und zeigen die Weisheit der Künstler. Man sollte ihnen mehr zuhören!“

Julian Rosefeldt und Cate Blanchett haben sich vor 10 Jahren auf einer Ausstellungseröffnung in Berlin getroffen. Kurze Zeit später entstand die Idee für ein gemeinsames Projekt. Blanchett verzichtete dabei komplett auf ihre Gage.

Seit dem 10. Februar ist die begehbare Installation in der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof in Berlin geöffnet. Die Ausstellung läuft noch bis zum 10. Juli 2016.

Einen tiefer gehenden Beitrag über die Zusammenarbeit von Cate Blanchet und Julian Rosefeldt für Manifesto mit Interviews und Fotobeiträgen gibt es auf arndtfineart.com. (cd)

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Von admin

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