Leichter Rückgang in der Lebenszufriedenheit durch Corona

Im zweiten Coronajahr geht die Lebenszufriedenheit in Deutschland nochmals leicht zurück. Auf einer Skala von 0 bis 10 liegt das gesamtdeutsche Glücksniveau aktuell bei 6,58 Punkten und somit rund 2,4 Prozent (oder 0,16 Punkte) unter dem Niveau des Vorjahrs. Verglichen mit der Vor-Coronazeit ist das ein Gesamtrückgang um 0,56 Punkte. 2019 stand die Lebenszufriedenheit noch bei 7,14 Punkten, damals der höchste Stand seit der Wiedervereinigung. Die Pandemie hat sich auf West- und Ostdeutschland unterschiedlich ausgewirkt. In Westdeutschland fiel das Zufriedenheitsniveau 2020 etwas stärker ab, 2021 ist der Rückgang dann in Ostdeutschland etwas größer. Insgesamt haben die Ostdeutschen etwas kleinere Glückseinbußen, wodurch der Abstand zwischen Ost (6,51) und West (6,61) nahezu ausgeglichen ist und nur 0,10 Punkte beträgt. 2019 betrug er noch 0,17 Punkte. Die coronabedingte Angleichung von Ost und West führt zum Vordringen ostdeutscher Länder im Glücksranking der Regionen. Sie standen bislang am Ende des Rankings. 2021 schafft es mit Sachsen-Anhalt erstmals ein ostdeutsches Bundesland an die Spitze. Es teilt sich Platz eins mit Schleswig-Holstein. Das Schlusslicht bildet diesmal Berlin.

Das Glücksniveau steht 2021 in direktem Zusammenhang mit der Pandemie: In den Monaten mit Lockdown sind die Deutschen im Durchschnitt um 0,52 Punkte unglücklicher als in Monaten ohne. So drückten die Verschärfungen der Maßnahmen in der dritten Infektionswelle im März die Stimmung auf den Tiefpunkt von 6,42 Punkten. Seither sorgen die steigenden Impfzahlen und die abnehmenden Hospitalisierungs- und Sterberaten für einen Umschwung. Nach dem Ende des dritten Lockdowns im Juni 2021 erreicht das Glücksniveau bereits wieder 6,88 Punkte und bewegt sich in Richtung Vorkrisenniveau.

 

Unterschiedlich stark sind die Zufriedenheiten in einzelnen Lebensbereichen betroffen.

Die Zufriedenheit mit der Gesundheit steigt interessanterweise während der Pandemie um 0,3 Punkte an. Anscheinend schätzen die Menschen ihre eigene Gesundheit aufgrund der Konfrontation mt der Pandemie höher ein. Am glücklichsten waren die Deutschen vor Corona mit der Familie. Nun gibt es einen Rückschlag von 0,8 Punkten auf 7,2 Punkte. Vor allem Familien mit Kindern im zwischen sechs und zehn Jahren waren durch die Pandemie schwer belastet. Ebenso verringert sich die Zufriedenheit mit der eigenen beruflichen Situation um 0,5 Punkte auf 6,9 und dem Einkommen um 0,4 Punkte auf 6,8 Punkte. Am härtesten trifft es die Freizeit, mit der die Deutschen 2021 um 2,2 Punkte unglücklicher sind und deren Bewertung von 7,2 auf 5,0 Punkte zurückgeht.

Hoffnung schöpfen die Deutschen aus der Impfung. Im Juni 2021 sind bereits 70 Prozent optimistisch, dass sich die Coronakrise bewältigen läßt, wenn ein Großteil der Bevölkerung geimpft ist.

Ranking der Regionen

Die glücklichsten Deutschen leben 2021 in Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt (beide 6,78 Punkte). Schleswig-Holstein verliert zwar rekordverdächtige 0,61 Punkte, während Sachsen-Anhalt diese Spitzenplatzierung vor allem dadurch erreicht, weil die Region viel geringere Glücksverluste (-0,14 Punkte) hinnehmen muss als die meisten anderen Regionen (-0,56). Sachsen-Anhalt verliert wie andere ostdeutsche Regionen vor allem im zweiten Coronajahr 2021. Ausschlaggebend für die geringeren Glücksverluste vor allem der ostdeutschen Länder ist, dass sich in der Pandemie frühere Nachteile in relative Vorteile verwandeln: So sind hohe Anteile an jüngeren Menschen oder an Familien normalerweise Garanten für ein höheres Glücksniveau einer Region. In der Pandemie sind es aber gerade die unter 40Jährigen und die Familien, die eine überdurchschnittlich große Unzufriedenheit mit ihrem Leben angeben. Bayern, das den 3. Platz im Ranking mit 6,77 Punkten einnimmt, hat einen sehr hohen Anteil an jungen Menschen und Familien, und erlebt dadurch einen stärkeren Glücksverlust (-0,48 Punkte) als etwa Brandenburg (6,74), das sein Glücksniveau viel besser verteidigen kann (-0,15 Punkte), eben weil es überdurchschnittlich viele Ältere und Alleinlebende beherbergt, die aber unter der Pandemie weniger zu leiden hatten. Negativ für die ostdeutschen Länder wirken allerdings die dort niedrigen Impfquoten. Geimpfte äußern eine wesentlich höhere Lebenszufriedenheit als Ungeimpfte. Hamburg (6,74) erkämpft mit hohen Verlusten Rang 4 zusammen mit Brandenburg. Im oberen Drittel liegen NRW (6,73) sowie Hessen (6,66) und Rheinland-Pfalz (6,62). Im Mittelfeld begegnen wir Baden-Württemberg (6,61 Punkte), MecklenburgVorpommern (6,60) und Niedersachsen (6,59). Auf den hinteren Plätzen finden sich, anders als in Vor-Coronazeiten, gleichermaßen ost- wie westdeutsche Bundesländer. Mit fast identischen Werten liegen das Saarland (6,46 Punkte) und Thüringen (6,45) auf den Plätzen 13 und 14. Bremen (6,35) landet auf Paltz 15. Schlusslicht ist diesmal weit abgeschlagen Berlin (6,20), wo sich ebenfalls frühere Stärken in eine Schwäche verwandelt haben: Der hohe Anteil Berlins an Selbständigen drückt das Glücksniveau, weil Selbständige im Einzelhandel und körpernahen Dienstleistungen von den Coronamaßnahmen besonders stark betroffen waren.

Die Impfkampagne verbreitet Optimismus

Im April 2021 erreichte die Lebenszufriedenheit in Deutschland mit nur 6,42 Punkten ihren Tiefpunkt. Der Grund waren die dritte Infektionswelle und verschärfte Maßnahmen. Dann nahm die Impfkampagne an Fahrt auf und damit kehrte auch der Optimismus zurück. Mit Ende des dritten Lockdowns im Juni erreichte die Lebenszufriedenheit bereits wieder 6,88 Punkte. Im Juni sind 70 Prozent der Bevölkerung optimistisch, dass sich die Coronapandemie bewältigen lässt, wenn ein Großteil der Bevölkerung geimpft ist. Bei den bereits Geimpften liegt der Anteil der Optimisten sogar bei 76 Prozent.

Die Impfung selbst löst bei den Geimpften einen Glücksschub aus. Sie hebt die Lebenszufriedenheit der Geimpften im Schnitt um 0,52 Punkte. Gleichzeitig sinkt durch die Impfung die empfundene Belastung durch die Coronakrise. Bei den Impfunwilligen ist es umgekehrt: Wer nicht geimpft werden möchte, ist mit seinem Leben um 0,62 Punkte unglücklicher als der Durchschnitt der Bevölkerung. Auch die Zufriedenheit mit der Freizeitgestaltung steigt bei den Geimpften um 0,33 Punkte. Viele Freizeitaktivitäten sind mit einem Impfpass leichter zu unternehmen.

Impfbefürworter und Impfverweigerer unterscheiden sich beträchtlich: Impfbefürworter sind froh, während der Krise in einem Land wie Deutschland zu leben (73 Prozent; Impfverweigerer: 31 Prozent), und wollen sich nach der Pandemie stärker um Nachhaltigkeit und Klimaschutz kümmern. (47 Prozent Impfverweigerer: 22 Prozent). Der Fortschritt der Impfkampagne stärkt auch die Zuversicht der Deutschen in die Zukunft. Im Juni 2021 geht ein Drittel davon aus, in einem Jahr mit dem eigenen Leben zufriedener zu sein, nur 5 Prozent erwarten eine Verschlechterung. 45 Prozent glauben, dass sich nicht viel ändern wird.

Deutsche Post Glücksatlas

Zum elften Mal legt die Deutsche Post nun schon den Glücksatlas vor. Er ist die aktuellste regelmäßige Studie zur Lebenszufriedenheit der Deutschen. Die Daten für den Glücksatlas 2021 stammen von einer CATI Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach vom Januar bis Juni 2021 (8.400 repräsentativ Befragte ab 16 Jahren). Die wissenschaftliche Leitung des Glücksatlas hat Professor Dr. Bernd Raffelhüschen, Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge an der Universität Freiburg. Der Deutsche Post Glücksatlas 2021 ist als Buch bei Penguin erschienen und ab sofort im Handel erhältlich. Eine Zusammenfassung der Studie sowie Fact Sheets zu den Regionen und Bildmaterial stehen unter www.dpdhl.de/gluecksatlas bereit.

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