Das Siegerteam der Spielrunde 2016 des Deutschen Gründerpreises für Schüler heißt Graintech. Die sechs Schülerinnen und Schüler vom Heilig-Geist-Gymnasium Würselen bei Aachen setzten sich mit einem herausragenden Geschäftskonzept bei Deutschlands größtem Existenzgründer-Planspiel durch. Bundesweit machten über 4.000 Schüler in knapp 1.000 Teams mit. Die Gewinner wurden am Donnerstagabend für ihre fiktive Geschäftsidee im Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr ausgezeichnet: Ein mehrschichtiges Düngekorn soll sich wie beim Lutschen eines Lollys langsam auflösen und zum gewünschten Zeitpunkt die Nährstoffe an Boden und Pflanzen abgeben. Der Nutzen: Statt mehrfach im Jahr muss ein Landwirt sein Feld damit nur noch einmal düngen. Die Jury bescheinigte diesem Konzept auch im realen Leben gute Chancen und hohes Nachfragepotenzial, weil Bauern dadurch viel Zeit und Kosten in der Bestellung ihrer Ackerböden einsparen könnten.

In seinem Grußwort beglückwünschte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Schülerinnen und Schüler. "Ich gratuliere allen Teams zu ihrer tollen Leistung, ganz besonders natürlich dem Siegerteam Graintech. Mit dem Deutschen Gründerpreis für Schüler wollen wir den Gründergeist in Deutschland fördern und jungen Menschen die Gelegenheit geben, erste unternehmerische Erfahrungen zu sammeln. Unser Land braucht und hat mutige und kreative Talente."
Schüler des Hohenlohe-Gymnasiums Öhringen belegen Platz 2 und 3 Neben dem Siegerteam Graintech wurden neun weitere Gründerteams ausgezeichnet. Erstmalig in der Gründerpreis-Geschichte schafften es zwei Teams von derselben Schule aufs Siegertreppchen. Für Jubel am Hohenlohe-Gymnasium Öhringen sorgten die Teams Shrave (2. Platz) und abreeze (3.Platz). Shrave hat eine digitale Plattform für junge Menschen konzipiert, auf der sie ihre Lieblingsevents suchen, buchen und planen können. Die Idee dahinter:

 
Jugendliche wollen sich heute trotz Internet und Social Media wieder mehr persönlich verabreden. abreeze hat eine biologisch abbaubare Einlage für den Boden der Biotonne entwickelt. Sie saugt Flüssigkeiten wie ein Schwamm auf und verhindert, dass bei Kälte Abfälle am Tonnenboden festfrieren und bei Hitze üble Gerüche entstehen. Und auch bei den Geschäftskonzepten der übrigen sieben Teams aus den bundesweiten Top-Ten-Teams spielte die Umsetzung technischer, nachhaltiger und sozialer Aspekte in tragfähige Geschäftskonzepte eine wesentliche Rolle.

Spielablauf und Preise

Die Schüler mussten von Januar bis Mai neun Aufgaben bewältigen und einen Businessplan inklusive Marketingstrategie und Finanzplan einreichen, der sich an realistischen Marktbedingungen orientiert. Am Ende zählten vor allem der überzeugendste Geschäftsplan und ein kreatives Produkt. Die besten fünf Teams fahren im September ins Future Camp, ein individuell auf die Teams zugeschnittenes viertägiges Management- und Persönlichkeitstraining auf Schloss Kröchlendorff in der Uckermark. Auf die Plätze sechs bis zehn warten Praktikumsplätze bei coolen Startups.

Der Deutsche Gründerpreis 2016 in den Kategorien StartUp und Aufsteiger wurde gestern in Berlin an die iNDTact GmbH aus Würzburg und die Lemonaid Beverages GmbH aus Hamburg verliehen. Der Preis wird jährlich von den Partnern stern, Sparkassen, ZDF und Porsche ausgelobt.

Der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Sigmar Gabriel, gratuliert allen diesjährigen Preisträgern und Finalisten: „Die Auszeichnung mit dem Deutschen Gründerpreis ist ein herausragender Erfolg für alle Gründerinnen und Gründer. Die innovativen Geschäftsmodelle und Ansätze der Preisträger und Nominierten zeigen, dass sie von ihren Ideen überzeugt sind und auch den Mut haben, ihrem eigenen Weg zu folgen. Ihre Ideen sind wichtige Impulse für Wachstum, Arbeitsplätze und den zukünftigen Erfolg des Wirtschaftsstandorts Deutschland.“

Die Jury des zum 15. Mal vergebenen Deutschen Gründerpreises ehrt die iNDTact GmbH aus Würzburg in der Kategorie StartUp. iNDTact entwickelt hochempfindliche Sensorsysteme, die Alarm schlagen, wenn Auto- und Flugzeugteile verschleißen oder Maschinen sich abnutzen. So können Reparaturen frühzeitig durchgeführt und gefährliche Unfälle verhindert werden. Die Jury zeichnet das Unternehmen aus „weil die breiten Anwendungsmöglichkeiten der innovativen Technologie absolut überzeugen. Die Preisträger haben ihre Gründung mit großem persönlichen Mut und Einsatz vorangetrieben. Damit sind sie Vorbilder, die anspornen“, urteilen die Juroren einstimmig.

Die Auszeichnung in der Kategorie Aufsteiger geht an die Lemonaid Beverages GmbH. Das Unternehmen aus Hamburg stellt frisch gemachte Limonaden und Eistees aus hochwertigen, fair gehandelten Zutaten her, die sich zum Trendgetränk entwickelt haben. Und für jede verkaufte Flasche spendet Lemonaid eine feste Summe für soziale Zwecke in den Erzeugerländern der Rohstoffe. Die Jury kürte das Unternehmen zum Preisträger, weil „die drei authentischen Gründerpersönlichkeiten auf einzigartige Weise gesellschaftliches Engagement mit hoher unternehmerischer Professionalität verbinden. Sie denken Unternehmertum neu! Lemonaid übernimmt Verantwortung und schafft für die Menschen echte Perspektiven!“

Zu den drei Finalisten in der Kategorie StartUp gehörten außerdem ProGlove aus München sowie die Okinlab GmbH aus Saarbrücken. ProGlove hat einen intelligenten Handschuh entwickelt. Durch die im Handschuh integrierten Sensoren wird in der Produktion und Logistik viel kostbare Arbeitszeit gespart. Mit dem Online-Konfigurator www.form.bar der Okinlab GmbH kann jeder einzigartige Möbel mit natürlichen Formen selber und individuell gestalten. Die Produktion der Unikate übernehmen Tischler vor Ort. In der Kategorie Aufsteiger waren außerdem die Scopis GmbH aus Berlin und die Roccat GmbH aus Hamburg nominiert. Mit ihren individuell anpassbaren und hochpräzisen Mäusen, Tastaturen und Headsets begeistert die Roccat GmbH ambitionierte PC-Gamer weltweit. Mit der Augmented-Reality-Technologie in den chirurgischen Assistenzsystemen von Scopis können Operateure noch präziser und sicherer bei komplizierten, minimalinvasiven Eingriffen arbeiten.

Die Preisträger und Finalisten in den Kategorien StartUp und Aufsteiger erhalten ein individuelles, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Coaching durch die Unternehmensberatung Porsche Consulting GmbH. Zudem übernehmen Kuratoriumsmitglieder des Deutschen Gründerpreises über einen Zeitraum von zwei Jahren Patenschaften für die jungen Unternehmen. Je nach Bedarf stellen die Paten – namhafte deutsche Unternehmerpersönlichkeiten – ihr Know-how in Bereichen wie Finanzierung, Organisation oder Marketing und natürlich auch Kontakte zur Verfügung. Die Unternehmen erhalten außerdem ein Medientraining beim ZDF sowie Zugang zum Alumni-Netzwerk des Deutschen Gründerpreises.

Die Gründer der Kiron Open Higher Education gGmbH – Markus Kreßler, Christoph Staudt, Vincent Zimmer – wurden gestern in Berlin mit dem Sonderpreis des Deutschen Gründerpreises 2016 ausgezeichnet. Ihr innovativer Ansatz ermöglicht geflüchteten Menschen einen unbürokratischen Zugang zu einem Studium.

Wer als Flüchtling in Deutschland ankommt, tut jahrelang nur eines: warten. „Im Normalfall dauert es drei bis vier Jahre, bis alle Dokumente vorliegen und ein Ge-flüchteter ein Hochschulstudium beginnen kann“, sagt Kiron-Gründer Markus Kreß-ler. Bei der Betreuung von Flüchtlingen hatte der 26-jährige Psychologe immer wieder gesehen, wie intelligente, hochmotivierte Menschen durch Nichtstun in Depressionen versanken. „Die Leute wollen sich nicht mit ihrer traumatischen Vergangenheit beschäftigen, sondern eine Perspektive für die Zukunft.“ Ähnliches hatte auch Volkswirt Vincent Zimmer (26) bei einem Forschungsaufenthalt in der Türkei erlebt. Auf einer Veranstaltung im Herbst 2014 tauschten sich die beiden aus. Warum nicht schon mit dem Lernen beginnen, während man auf die Genehmigungen wartet? „Wir wussten, das ist es.“ Dazu nutzt Kiron ECTS-zertifizierte, frei zugängliche Online-Kurse renommierter amerikanischer Universitäten wie Harvard oder dem MIT. Und weil die dabei erbrachten Studienleistungen anerkannt werden, kann der Student anschließend direkt in ein höheres Semester an einer Kiron-Partnerhochschule wechseln. „So verlieren die Menschen keine Zeit, während sie die deutsche Sprache lernen und sich die Dokumente für die reguläre Hochschulzulassung besorgen.“

Inzwischen studieren bei Kiron mehr als 1.250 Flüchtlinge in vier Fachbereichen, die meisten sind junge Männer Mitte 20. „Es ist ein tolles Gefühl, wirklich etwas zu be-wirken und den Menschen wieder Hoffnung zu geben.“ Auf ihrem Weg hätten die Gründer selbst die Hoffnung jedoch fast verloren. Inzwischen war IT-Spezialist Christoph Staudt mit eingestiegen, alle drei Gründer lebten von Ersparnissen, such-ten Geldgeber. „Die Idee fanden alle gut, aber erst mal wollte niemand Projekte fi-nanzieren.“ Auch die Verhandlungen über die Anerkennung der Kurse waren schwierig. „Wir wussten, dass es möglich war, doch es ging nicht voran.“ Nach einem Jahr mit 100-Stunden-Wochen waren Geldmittel und Gründer gleichermaßen erschöpft, das Trio dachte ans Aufgeben. Letzter Versuch: Crowdfunding. „Wir wollten noch ein Mal richtig Gas geben.“ Das Ergebnis: Die erfolgreichste Schwarmfinanzierung Europas spielte mehr als 500.000 Euro ein. Über 300 Medienberichte erschienen, Unternehmen finanzierten Stipendien und Praktika, Universitäten boten sich als Kooperationspartner an, Stiftungen starteten Projekte mit Kiron. „Es war ein unglaublicher Push, auch, weil ab Sommer 2015 so viele Geflüchtete nach Deutschland kamen.“ Die Gründer konnten die ersten der momentan 30 Mitarbeiter einstellen. Der Aufbau von Kiron wird außerdem von rund 300 Ehrenamtlichen weltweit tatkräftig unterstützt. Sie betreuen die Studenten vor Ort, helfen bei Problemen, vermitteln Praktika. „Genauso wichtig wie das Lernen sind die Kontakte, die man während des Studiums knüpft.“

Aktuell hat Kiron 18 Partneruniversitäten im In- und Ausland, mit weiteren Kooperationspartnern laufen Verhandlungen. Langfristig sollen die mit je rund 3.000 Euro sehr preiswerten Bachelor-Programme nicht mehr durch Spenden, sondern über ein Fondsmodell von Unternehmen finanziert werden. „Wir wollen die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, um Geflüchteten bessere Zugangschancen zum Bildungssystem zu ermöglichen“, sagt Markus Kreßler. Für dieses weltweit einzigartige Bildungsmodell zur Lösung eines drängenden gesellschaftlichen Problems wird Kiron mit dem Sonderpreis des Deutschen Gründerpreises 2016 geehrt. „Das ist ein unheimlich wichtiger Vertrauensbeweis für Kiron“, finden die drei Gründer. „Wir wünschen uns neue Kontakte zu den spannenden Unternehmen im großen Gründerpreis-Netzwerk und tolle Praktikumsangebote für unsere Studierenden.“

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Von admin

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