Deutscher Preis für Denkmalschutz in Berlin verliehen

Appell des Deutschen Nationalkomitees an die Länder, Bund und die Gremien der EU: Denkmalschutz ist Klimaschutz

Preisverleihung des Deutschen Preises für Denkmalschutz Der Deutsche Preis für Denkmalschutz, die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland auf diesem Gebiet, wurde heute im Berliner Congress Center (bcc) in mehreren Kategorien verliehen. Pandemiebedingt wurden die Preise, die das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK) seit 1978 vergibt, für die Jahrgänge 2020 und 2021 gemeinsam überreicht.

 

Der Karl-Friedrich-Schinkel-Ring, die höchste Kategorie des Denkmalschutzpreises für ein Lebenswerk, ging 2020 an den Architekten Winfried Brenne. Die Jury ehrte sein jahrzehntelanges Engagement für die denkmalgerechte Instandsetzung von Meisterwerken der klassischen Moderne wie in Berlin, am Bauhaus Dessau, der Bundesschule in Bernau und betonte seinen Einsatz für die Sanierung der Bauten der Moderne in Tel Aviv.

Frau Eva Löber ist die neue Trägerin des Karl-Friedrich-Schinkel-Rings 2021. Sie setzte sich jahrzehntelang für die Sanierung und Neunutzung der Cranach-Höfe in der Lutherstadt Wittenberg ein. Diesem Engagement ist es zu verdanken, dass dieses einmalige Ensemble gerettet werden konnte.

Mit der Silbernen Halbkugel wurden sechs Bürgerinitiativen und Einzelpersönlichkeiten aus ganz Deutschland für ihr selbstloses Eintreten für den Denkmalschutz geehrt. Sie retteten Kirchen, technische Denkmale, archäologische Stätten – sogar ein legendäres Schiff. Und sie vermitteln diese Werte an andere Bürger, insbesondere an junge Menschen.

 

In der Kategorie „Medienpreis“ fielen dieses Jahr drei besonders eindrucksvolle Fernsehdokumentationen rund um das Thema Denkmal und Bauerhaltung auf sowie eine Webpräsenz.

Der Präsident des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, der Landtagspräsident von Sachsen-Anhalt, Dr. Gunnar Schellenberger:

„Dass gerade in Pandemiezeiten das Eintreten der Bürgerinnen und Bürger für ihre gebaute Umwelt so groß war, ist für mich ein Zeichen, das Mut macht. Ohne die vielen großartigen Initiativen, die selbstlosen Anstrengungen Vieler, wären unsere historischen Altbauten und Stadtkerne in Zeiten des Verwertungsdrucks oder des Leerstandes vielfach verloren. Ich danke allen Preisträgerinnen und Preisträgern für ihr Engagement, sie sind uns ein Vorbild!“

Denkmalschutz ist Klimaschutz: Appell des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz

Unmittelbar vor der Preisverleihung hielt das Nationalkomitee seine Jahrestagung ab. Ein Schwerpunkt der Beratungen war das Thema Klimaschutz und Denkmalschutz.

Das Komitee gedachte der Opfer der jüngsten Flutkatastrophe, die auch eine ganze historische Kulturlandschaft zerstörte. Der Schutz des kulturellen Erbes vor Klimakatastrophen muss einen höheren Stellenwert erhalten. Hierfür seien länderübergreifende Strukturen zu schaffen und Mittel bereit zu stellen. Das Komitee tritt dafür ein, den Klimaschutz auch in der Denkmalpflege umzusetzen, bei der energetischen Sanierung aber Rücksicht auf die historischen Bauten zu nehmen, deren Energiebilanz durch ihre lange Existenz besonders nachhaltig sei. Hierfür müsse vor allem die neue Energieeffizienzrichtlinie (EED) angepasst werden. Die Akteure in der Denkmalpflege seien durch ihre jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit nachwachsenden Rohstoffen, behutsamen substanzschonenden Sanierungen und Modellprojekten wichtige Partner für die Gestaltung des Klimaschutzes im Bausektor.

Mit Sorge betrachtet das Komitee die Pläne der EU im Kontext des „Green Deal“, dass die Belange unseres historischen Bauerbes bei der notwendigen Einhaltung der Pariser Klimaziele zu wenig Berücksichtigung finden. Das DNK setzt sich, gemeinsam mit der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger, der Bundesstiftung Baukultur, Icomos und Europa Nostra dafür ein, dass Denkmale ganzheitlich betrachtet werden und als Wissensspeicher früherer Technik und langlebiger Materialien für die Zukunft genutzt werden.

Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz appelliert an die Entscheidenden in Ländern, Bund und EU, nicht allein Neubaustandards an den baukulturell und denkmalpflegerisch wertvollen Baubeständen anzulegen. Vielmehr liegt in individuellen Lösungen energetischer Optimierung von Bauwerken, die schon hundert oder 400 Jahre im Dienst stehen, ein großer Mehrwert im Hinblick auf die Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit ist dann erreicht, wenn die ökologischen, die ökonomischen und die sozial-kulturellen Belange im Gleichgewicht sind. Wo könnte dieser Austarierungsprozess besser erprobt sein als bei den Baudenkmalen und den geschützten Ensembles.

Von admin