Verleihung des Dr. Friedrich Joseph Haass-Preises für deutsch-russische VerständigungVerleihung des Dr. Friedrich Joseph Haass-Preises für deutsch-russische Verständigung

Am 18. März 2019 fanden im Hotel Adlon in Berlin die Mitgliederversammlung des Deutsch-Russischen Forums e.V. und die anschließende Festveranstaltung mit Verleihung des Dr. Friedrich Joseph Haass-Preises statt.

Matthias Platzeck, Ministerpräsident a.D., Vorsitzender des Vorstands, Deutsch-Russisches Forum e.V., begrüßte die Anwesenden und gab einen Rückblick auf den Erfolg des Jahres 2018, in dem der Verein sein 25-jähriges Jubiläum feierte, sowie einen Ausblick auf die Highlights in 2019.

Im Anschluss betonte S.E. Sergej J. Netschajew, Außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Russischen Föderation in der Bundesrepublik Deutschland, in seinem  Grußwort die Wichtigkeit der bilateralen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland für ganz Europa.

Armin Laschet, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, hielt die Festrede an dem Abend. Im Vorfeld zur Veranstaltung sagte der Ministerpräsident in einem Pressestatement: „Russland ist von zentraler Bedeutung für die internationale Sicherheit. Allein schon dafür braucht es den Dialog. Selbst während der größten Anspannung im Kalten Krieg hat es immer einen Austausch mit dem Westen gegeben: in Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und beim zivilgesellschaftlichen Dialog. Je angespannter die Zeiten, je größer der Dissens, desto wichtiger ist der Dialog. Städte- und Schulpartnerschaften, Kultur- und Wissenschaftsbeziehungen sind neben dem politischen Dialog gerade heute wichtig. Nur auf der Grundlage eines Wertefundaments, das auf Frieden, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie beruht, kann eine langfristige, vertrauensvolle und für beide Seiten wertvolle Form der zukünftigen Zusammenarbeit bestehen. Ich freue mich, dass der Petersburger Dialog als überaus wichtiges Format für den Dialog in diesem Sommer nach Nordrhein-Westfalen kommt.“

In seiner Rede bedauerte der Ministerpräsident den aggressiven Diskurs des Westens in Bezug auf Russland. Sehr schnell sei man als „Putinversteher“ abgestempelt, wenn man etwas Positives über Russland sage, so Laschet. Aber zu verstehen, was der andere denkt und zu versuchen sich in ihn hineinzuversetzen, das sei das Wichtigste Kommunikationsgut in der Außenpolitik. „Ich wünsche mir, dass wir nicht schwarz-weiß denken, sondern Gemeinsamkeiten herausarbeiten“, so Armin Laschet. Weiterhin ging der Ministerpräsident auf die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern ein. Nord Stream 2 sei eine wirtschaftliche Frage und diese müsste auch bei der Wirtschaft bleiben, so Laschet. Der Welthandel sei ein hohes Gut, insbesondere für Deutschland, als Exportland.

Im Anschluss verlieh Matthias Platzeck den Dr. Friedrich Joseph Haass-Preis 2019 an Graciela Bruch, Vorstandsvorsitzende der Globus-Stiftung und Stefan Dürr, Geschäftsführender Gesellschafter und CEO der Ekosem-Agrar AG.

In seiner Laudatio auf Frau Bruch betonte Matthias Platzeck, dass für Graciela Bruch helfen eine Herzensangelegenheit sei. Der Schwerpunkt der Arbeit der 2005 ins Leben gerufenen Globus-Stiftung ist die Unterstützung von Initiativen für Kinder und Jugendliche in Russland, „auch aus der Überzeugung heraus, dass Deutschland gegenüber Russland eine besondere Verantwortung trägt“, so Platzeck. „In dem wertvollen und nachhaltigen Beitrag der Globus-Stiftung zur Verständigung von Deutschen und Russen liegt das Augenmerk auf der Generation von morgen. Dies lässt mich mit Hoffnung auf die Zukunft der deutsch-russischen Beziehungen blicken“, so Matthias Platzeck weiter.

In ihrer Dankesrede betonte Gracelia Bruch die Wichtigkeit der Förderung von Jugendprojekten im deutsch-russischen Austausch. Ihr Preisgeld wolle sie an das Kinderheim „Bereg“ in Sankt Petersburg spenden, das sich dafür einsetzt, dass Jugendliche aus zerrütteten Familien ein Zuhause und eine gute Ausbildung erhalten. Lesen Sie hier ein Interview mit Graciela Bruch.

In seiner Laudatio auf Stefan Dürr betonte Matthias Platzeck: „Sein unternehmerisches Wirken und soziales Engagement im deutsch-russischen Kontext zeigt, was alles möglich ist im Austausch zwischen beiden Ländern“.

Stefan Dürr erinnerte in seiner Dankesrede an das dunkelste Kapitel in den deutsch-russischen Beziehungen zu Zeiten des zweiten Weltkriegs. Es sei ein großes Geschenk, dass heute Deutsche mit offenen Armen in Russland empfangen würden, so Dürr. Als Deutschen, der seit Jahren in Russland lebt und mit beiden Ländern eng verbunden sei, tue es ihm „in der Seele weh“, dass die Länder aktuell so uneins sein. Abschließend appellierte Dürr an alle Gäste im Saal „Wir sollten nicht verzweifeln. Ihr hier seid mir ein großes Vorbild. Ihr alle arbeitet weiter in kleinen Projekten, dass wir das gemeinsame Haus von Lissabon bis Wladiwostok auch zusammen bekommen.“ Sein Preisgeld wolle er der Seelsorge der russisch-orthodoxen Kirche für Gefängnisinsassen zukommen lassen. Lesen Sie hier ein Interview mit Stefan Dürr.

Anschließend erhielt Dr. Andreas Meyer-Landrut, Gründungsmitglied und Ehrenvorsitzender des Deutsch-Russischen Forums e.V., für sein Engagement für die deutsch-russischen Beziehungen den Dr. Friedrich Joseph Haass-Sonderpreis.

Michail Schwydkoj, Sonderbeauftragter des Präsidenten der Russischen Föderation für internationale kulturelle Zusammenarbeit, hielt die Laudatio auf Dr. Andreas Meyer-Landrut und lobte ihn als exzellenten Diplomaten, den insbesondere die deutsch-russischen Beziehungen am Herzen lägen. Meyer-Landrut betonte in seiner Dankesrede, dass Kultur und Wirtschaft die Säulen seien, auf denen das Dach der deutsch-russischen Beziehungen ruhe und hieran gelte es anzuknüpfen.

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