Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Brandenburgs Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke haben am heutigen Samstag in Neuruppin feierlich das Fontanejahr 2019 eröffnet. Bei dem Festakt in der Kulturkirche waren rund 800 Gäste aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Medien sowie viele Bürgerinnen und Bürger dabei.

Zuvor hatten Steinmeier und Woidke die Leitausstellung »fontane.200/Autor« im Museum Neuruppin besucht. Der anschließende Gang durch die Neuruppiner Innenstadt führte auch am
Fontanehaus, der Löwen-Apotheke, vorbei.

Zur Eröffnung des Fontanejahres sprach Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ein Grußwort.

Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke sagte in seinem Grußwort: „Brandenburg ist in diesem Jahr Fontane-Land. Das Jubiläum wird vielfach gelebt: In Kunst und Kultur, im Tourismus und in der Bildung ebenso wie in der Kommunalpolitik, in der gesamten Region genauso wie auf Landes- und Bundesebene. Mein Dank gilt allen, die Ausstellungen, Wanderungen, Lesungen, Theateraufführungen, Workshops und Werkstätten erdacht und vorbereitet haben. Im Jubiläumsjahr präsentieren Fontane-Kenner und –Freunde lebendig und anschaulich ihre Entdeckungen, Erkenntnisse und Ansichten. Wir erleben Fontane in seiner Welt aus unserer Zeit heraus. Wir können uns spiegeln in einer vergangenen Welt, die uns noch immer prägt und berührt.  Das Fontane-Jahr ist groß gedacht, und es ist ein großer Wurf gelungen!“

Der Bürgermeister der Fontanestadt Neuruppin, Jens-Peter Golde, unterstrich in seiner Begrüßung in der Kulturkirche, dass Neuruppin das Fontanejubiläumsjahr nicht nur dafür nutzen wolle, Fontanes 200. Geburtstag zu begehen. „Vielmehr muss es uns gelingen, das Format fontane.200 über das Jahr 2019 hinaus für den Kulturtourismus, die Wirtschaftsentwicklung und die Stärkung der Leuchtturmfunktion der Fontanestadt zu nutzen, denn das ist gut für die gesamte Region. Wir wollen die Fontanestadt Neuruppin deutschlandweit als Kulturstandort etablieren und zu einer Marke machen.“

Die Festrede hielt Prof. Dr. Sandra Richter, Direktorin des Deutschen Literaturarchivs in Marbach, unter dem Titel »Über Fontanes Redekunst«: „Fontane ist ein Meister des schönen Redespiels ebenso wie der ernsten, langen und wohlinszeniert misslungenen Rede…Fontane zielt vor allem auf die Bereiche, in denen die Rede an ihre Grenzen gelangt. Oder gar: den sozialen Zusammenhalt gefährdet und zum Ausschluss aus der Gesellschaft führt.“

Im Anschluss an den Festakt begleitete der musikalische Walking Act »BrassAppeal« die Gäste zur Eröffnung der Leitausstellung »fontane.200/Autor« im Museum Neuruppin.
Ab 16.30 Uhr ist die von Neuruppin und vom Potsdamer Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte gemeinsam realisierte Ausstellung für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Leitausstellung stellt die Besucher*innen mitten hinein in Theodor Fontanes Schreib- und Textwelten: Woher hat er seine Ideen? Wie erfindet er seine Figuren? fontane.200/Autor zeigt Fontane als Wortsampler, Schreibdenker und Textprogrammierer. Das Leitmotiv der Leitausstellung sind Fontanes Wort(er)findungen, die in Neuruppin das Museum und die ganze Stadt bespielen.
Die Leitausstellung ist bis zum 30. Dezember 2019 täglich – außer dienstags – von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Eintrittspreis: 8,50 €, ermäßigt 6 €. Mittwochs ist die Ausstellung von 17 bis 19 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet.

Zugleich mit dem Festakt fiel auch der Startschuss für das Programm der Fontanestadt Neuruppin und des Landkreises Ostprignitz-Ruppin. Ein kulturellesProgramm in der Innenstadt gibt bis in die Abendstunden einen Vorgeschmack auf weitere Veranstaltungen im Rahmen von »fontane.200/Neuruppin« als zentraler Veranstaltungsort des Jubiläumsjahres.
Das Format »Hereinspaziert! Neuruppiner öffnen ihre Höfe und Gärten« präsentiert ab 18.30 Uhr zwei Neuruppiner Höfe, in der Präsidentenstraße 47 und in der Fischbänkenstraße 8, Lesungen mit den Schauspielern Gösta Knothe, Christine Schmidt-Schaller und Frieder Kranz. Weitere Termine gibt es im Mai, Juli und September. Im Kornspeicher Neumühle findet um 20 Uhr die Premiere zu »Theodor Fontane neu vertont mit Katharina Franck. Reinhardt Repkes Club der toten Dichter« statt. Weitere Termine folgen im Laufe des Fontanejahres.

Auch der Beginn des Themenjahres von Kulturland Brandenburg »fontane.200/Spuren« wird am heutigen Samstag eingeläutet. Rund 40 Partnerprojekte, die von Kulturland Brandenburg gefördert und koordiniert werden, präsentieren im Fontanejahr Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Theater, Tanz, Film und zeitgenössische Kunst sowie kulturtouristische Angebote im gesamten Bundesland. Im Fokus der Aktivitäten stehen Fontanes lokale Quellen und Netzwerke, die für seine Arbeit unabdingbar waren sowie die Spuren, die er bis heute hinterlassen hat.

Unter dem Motto »fontane.200« würdigt Brandenburg vom 30. März bis Fontanes Geburtstag am 30. Dezember 2019 den großen Autor in Kooperation mit zahlreichen Programmpartnern und einem breitgefächerten Veranstaltungsprogramm im ganzen Land und darüber hinaus. Die sechs zentralen Programmsäulen laden mit mehr als 450 Veranstaltungen im ganzen Land Brandenburg Besucher*innen ein, Fontanes Werk und seine Arbeitsweise neu zu entdecken.

Weitere Stimmen zum Fontanejahr:

Kulturministerin Dr. Martina Münch:

„Theodor Fontane ist einer der wichtigsten deutschen Schriftsteller und trägt mit seinem Werk bis heute wesentlich zur Identitätsbildung im Land bei. ‘Herr von Ribbeck‘ ist deutschlandweit eines der bekanntesten Gedichte, und die ‘Wanderungen‘ beschreiben wie kein zweites literarisches Werk die märkische Landschaft. Mit den Jubiläumsveranstaltungen wollen wir nicht nur die Person Fontanes würdigen, sondern auch einen Blick hinter die Kulissen seiner Arbeit werfen und sein Werk und seine Rezeption im Spiegel des 21. Jahrhunderts neu entdecken und reflektieren. Ich freue mich, dass wir gemeinsam mit der Fontanestadt Neuruppin in diesem Jahr erstmals einen mit 40.000 Euro dotierten Fontane-Literaturpreis für besondere literarische Leistungen vergeben können.“

Hajo Cornel, Projetleitung fontane.200, Universität Potsdam:

„fontane.200 will den Autor in seiner ganzen Breite präsentieren, also nicht nur den Autor zahlreicher Romane und der Wanderungen, sondern auch den Journalisten, den Zeithistoriker und den Briefeschreiber. Dabei werden seine Arbeitsweisen in den Vordergrund treten, sein lebenslanges Recherchieren und Notieren. Der große wissenschaftliche Kongress der Universität Potsdam wird sich Fontanes Umgang mit den Medien seiner Zeit und dem heutigen medialen Umgang mit Fontane widmen, einem bis heute nur wenig erforschten Thema. Zentraler Ort von fontane.200 wird unübersehbar seine Geburtsstadt Neuruppin sein.“

 

Brigitte Faber-Schmidt, Projektleitung fontane.200, Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte gGmbH/Kulturland Brandenburg:

„Kulturland Brandenburg lädt mit seinen rund 40 geförderten Projekten wieder in unterschiedliche Regionen des Landes ein. Auch, wenn der Schwerpunkt, wie insgesamt in diesem Jahr, in Neuruppin und im Ruppiner Land liegt, so gibt es sehr interessante Projektbeiträge im Havelland, im Spreewald und in Cottbus sowie im Oderbruch. Dabei werden Paretz mit einem vielfältigen Jahresprogramm, Neuwerder mit einer Kunst-Biennale, Ribbeck, Nennhausen und Kleßen im Havelland mit Installationen im Park, das Apothekenmuseum in Cottbus, die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz mit einer Ausstellung zu Fontane und Carl Blechen oder Schiffmühle, der letzte Lebensort des Vaters von Theodor Fontane, mit eher unbekannten, überraschenden Aspekten und künstlerischen Reflexionen zu Leben und Werk Theodor Fontanes aufwarten.“

Dr. Kurt Winkler, Projektleitung fontane.200, Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte gGmBH/ Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte:

Es ist reizvoll, dem Autor, Kritiker und Feuilletonisten Theodor Fontane im Medium der Ausstellung nachzuspüren, seine Text- und Bildwelten in begehbare Szenografien zu übersetzen. Unsere Besucher betreten im Museum Neuruppin einen Text-Raum, der den scheinbaren Klassiker überraschend neu interpretiert. Und im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam werden die „Wanderungen“ als Bewegung des Autors, aber auch des Lesers durch Kultur- und Textlandschaften erlebbar.“

Von admin