Das künstlerische Gesicht Europas im Flughafen Tempelhof, Berlin, Hangar 2 + 3

9. Juni bis 19. September 2021 Tickets unter diversity-united.com oder visitberlin.de

Heute hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die große europäische Kunstausstellung Diversity United im Flughafen Tempelhof in Berlin eröffnet. Rund 90 Künstler:innen aus 34 Ländern stehen hier mit ihren Werken für die enorme Vielfalt der zeitgenössischen Kunstszene Europas, von Portugal bis Russland, von Norwegen bis in die Türkei. Nach seinem Rundgang durch die Hangars 2+3, die für Diversity United zur temporären Kunsthalle umgestaltet wurden, sagte der Bundespräsident:

„Außergewöhnlich ist diese Ausstellung wegen der Vielfalt der Kunst, die wir hiersehen, außergewöhnlich aber auch wegen der Aussagekraft der Werke. Hiersind Künstlerinnen und Künstler aus allen Regionen Europas, weit über die Europäische Union hinaus, miteinander vereint. Es sind Künstler, die sehr bewusst auch grenzüberschreitend arbeiten, nicht nur für ein heimatliches nationales Publikum,sondern ihre Nachbarn im Auge behalten. Wer hier herkommt, trifft auf anspruchsvolle Kunst, aber auch auf Kunst mit Anspruch. Wer hier herkommt, der musssich auch einlassen auf Botschaften jenseits des Ästhetischen. (…) Es ist Kunst aus ganz Europa, für ganz Europa.

90 Künstler:innen, 34 Länder, 1 Kontinent im Dialog In einer Zeit der globalen Krise und zunehmender politischer Sprachlosigkeit fordert die Kunst den gesellschaftlichen Dialog. Während die Welt mit dem Kampf gegen die Pandemie vollauf beschäftigt war (und ist), sind zentrale Themen der Ausstellung – Freiheit und Globalisierung, Wert und Gefährdung von Demokratie, Solidarität und Spaltung – dringlicher denn je. Welche Antworten haben Künstler:innen unterschiedlicher Generationen, Geschlechter und Herkunft auf drängende Fragen der Gegenwart, auf die Vergangenheit Europas und seine Zukunft?

Ihre Werke kommentieren Themen wie Macht und Gleichheit, Migration und Territorium, politische und persönliche Identität – und immer wieder Fragen nach der Verantwortung von Europa und für Europa in einer globalisierten Welt.„Als Künstler”, so bringt es Christian Boltanski auf den Punkt,„gehörst du allen Menschen, allen Ländern. Meine Heimat ist die Kunst und alle anderen Künstler:innen sind Teil meiner Familie.“

Die Ausstellung entwickelt sich in neun Kapiteln, die inhaltliche Akzente setzen und gleichzeitig eine offene Struktur bewahren: Demokratie & Vision, Krise & Widerstand, Erinnerung & Konflikt, Dialog & Monolog, Macht & Gleichheit, Aktion & Abstraktion, Landschaften & Gedankenwelten, Grenzen & Begrenzungen, Erkenntnisse & Perspektiven.

10 international tätige Kurator:innen aus Deutschland, Finnland, Frankreich, Gro2ßbritannien, Österreich und Russland (s. Anhang) haben Diversity United erarbeitet und stellen die Frage nach dem heutigen Europa, einem Kontinent mit historisch gewachsenen Bindungen und kulturellen Traditionen im Umbruch: „Wofürsteht Europa? Was bedeutet es uns? Unter welchen Vorzeichen ist es als Einheit denkbar? Inwieweit kann man sich auf Solidarität, Respekt und gegenseitige Akzeptanz verlassen? Rund 90 Künstler:innen, Künstlerpaare und Kollektive aus ganz Europa haben Position bezogen bei der Formulierung, Kommentierung und Beantwortung dieser und weiterer Fragen.“ Sie leben in oder stammen aus Albanien, Belgien, Bosnien & Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Island, Italien, dem Kosovo, Kroatien, Lettland, Moldawien, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, der Schweiz, Serbien, der Slowakei, Spanien, der Tschechischen Republik, der Türkei, Ungarn und der Ukraine (vollständige Liste der Künstler:innen s.u.)

Folgestationen von Diversity United in Moskau und Paris haben sich pandemiebedingt verschoben, sind aber weiterhin geplant und in Vorbereitung. Die Ausstellung ist Teil des Deutschlandjahrs in Russland.

Realisiert wird Diversity United von der Bonner Stiftung für Kunst und Kultur. Walter Smerling, Vorsitzender der Stiftung und Sprecher des Kuratoriums, betont:„Im Flughafen Tempelhof blicken wir in das künstlerische Gesicht Europas. Jede Künstlerin, jeder Künstler hat eine eigene Sprache, die gemeinsam einen kraftvollen Chor ergeben. Es war uns wichtig, dass Vielfalt und Einheit gleichermaßen spürbar werden und die Ausstellung als Zusammenklang vieler Stimmen funktioniert. Aus Sicht des Kuratoriums und der beteiligten Künstler:innen ist das gelungen – jetzt freuen wir uns auf den Dialog mit den Besucherinnen und Besuchern.“

Ermöglicht wurde die Ausstellung von der Lars Windhorst Foundation sowie der Daimler AG, New Yorker SE und Meridian Capital Ltd.„Die europäische Idee begeistert mich mein Leben lang“, erläutert Hauptsponsor Lars Windhorst sein Engagement.„Europa ist geprägt von unglaublicher Vielfalt, und gleichzeitig von so viel Gemeinsamkeit. Ich finde den Gedanken faszinierend, diese europäische Idee über eine Kunst-Ausstellung zu demonstrieren. Deshalb war ich froh und stolz, dass ich meinen Beitrag zur Entstehung von Diversity United leisten konnte.“

Im Fokus: Neue Werke Viele Künstler:innen sind mit neuen Arbeiten vertreten, die eigens für Diversity United entstanden sind: Yael Bartana (geb. Israel), Bluesoup (Alexei Dobrow, Daniil Lebedew, Alexander Lobanow, geb. eh. UdSSR), Christian Boltanski (geb. Frankreich), Pia Fries (geb. Schweiz), Antony Gormley (geb. Großbritannien), Manuel Graf (geb. Deutschland), Sheila Hicks (geb. USA), Ilya und Emilia Kabakov (geb. eh. UdSSR), Patricia Kaersenhout (geb. Niederlande), Peter Kogler (geb. Österreich), Irina Korina (geb. eh. UdSSR), Alicja Kwade (geb. Polen), Goshka Macuga (geb. Polen), Kris Martin (geb. Belgien), Katja Novitskova (geb. Estland), Dan Perjovschi (geb. Rumänien), Agnieszka Polska (geb. Polen), Tal R (geb. Israel), Fernando Sánchez-Castillo (geb. Spanien), Tristan Schulze (geb. Deutschland), Jan Svenungsson (geb. Schweden), Martina Vacheva (geb. Bulgarien), Erwin Wurm (geb. Österreich) und Yan Pei–Ming (geb. VR China).

Vom Flughafen zur Kunsthalle auf Zeit

Mit dem Flughafen Tempelhof konnte ein Ausstellungsort gefunden werden, der zugleich historischen Symbolcharakter hat. Jutta Heim-Wenzler, Geschäftsführerin der Tempelhof Projekt GmbH:„Der Flughafen Tempelhof ist Europas größtes ikonisches, monumentales Denkmal und Spiegel der Geschichte Europas, der schrittweise zu einer ‚Stadt‘ für Kunst, Kultur und Kreativität entwickelt wird. Ich freue mich sehr, dass wir Bühne für die wunderbare Ausstellung zeitgenössischer Kunst Europas sein dürfen. Welcher Ort wäre dafür besser geeignet als das Tor zur Welt THF?“In seiner heutigen Form zwischen 1936 und 1941 als Monument nationalsozialistischer Selbstinszenierung errichtet, wurde der Flughafen Tempelhof mit der Luftbrücke und der Flucht vieler tausend Menschen aus dem sowjetischen Sektor oder der DDR im Kalten Krieg zu einem Symbol der Freiheit. Eigens für Diversity United wurden rund 8.000m² der Hangars 2+3 in eine temporäre Kunsthalle verwandelt.

Ausstellungsarchitektur

Verantwortlich für die Ausstellungsarchitektur ist der Berliner Architekt Christian Axt, der sich in mehr als 40 Jahren auf die Gestaltung und technische Realisierung von Kunst- und Dauerausstellungen im In- und weltweiten Ausland spezialisiert hat. Dazu gehören Projekte mit Ausstellungsmachern wie Pontus Hultén, dem legendären Filmarchitekten Ken Adam und Künstler:innen wie Cindy Sherman, Christo und Jeanne- Claude, Eduardo Chillida oder Anish Kapoor. Über 200 vielbeachtete Projekte hat er realisiert, u.a. für die Bundeskunsthalle, das Deutsche Historische Museum, den Gropius-Bau und andere bedeutende Ausstellungshäuser und Museen.

 

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