Grundsteinlegung für die James-Simon-Galerie am Freitag, 18. Oktober 2013

In Erinnerung an ihren großen Mäzen werden die Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz das von David Chipperfield entworfene Eingangsgebäude auf der Museumsinsel Berlin im UNESCO-Welterbe nach James Simon benennen.

 

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James Simon wurde als Kind jüdischer Eltern am 17. September 1851 geboren und wuchs in eine Epoche der wirtschaftlichen Prosperität und des Wohlstandes hinein. Das Gymnasium vermittelte ihm Kenntnisse und die Liebe zur Altphilologie und Kultur der Antike, die ihn ein Leben lang begleiten sollte. Er heiratete Agnes Rosenheim, die Tochter des erfolgreichen Textilunternehmers, und gründete mit ihr eine Familie.
Obwohl sein beruflicher Werdegang zum Baumwollunternehmer familiär vorbestimmt war,
folgte James Simon konsequent seinen kulturellen Neigungen und begann mit Erlangung seiner finanziellen Unabhängigkeit Kunst zu sammeln. Neben der Kunstleidenschaft galt seine Aufmerksamkeit vor allem dem Gemeinwohl der Armen und Bedürftigen seiner Stadt: Kontinuierlich und selbstlos widmete er etwa ein Drittel seines beträchtlichen Einkommens für humanitäre Zwecke. Soweit dies im Rahmen des latent vorhandenen Antisemitismus jener Zeit in Deutschland möglich war, war James Simon im
Berlin der Wilhelminischen Ära ein gesellschaftlich geachteter Bürger. Er starb am
23. Mai 1932 und wurde auf dem Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee beigesetzt.

Durch sein kunstsinniges Handeln sowie durch die engen Beziehungen zu Wilhelm von Bode, der zentralen Persönlichkeit im Berliner Museumsleben und früherer Generaldirektor, wurde James Simon zu dem bedeutendsten Mäzen der damals Königlichen Museen Museen, dessen Sammlerneigungen mit den Visionen des Museumsmannes eine einzigartige Symbiose eingingen. Die Schenkungen James Simons, die sich heute auf sieben Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin verteilen, umfassen insgesamt
mehr als 10.000 Objekte.

1904 wurde das Kaiser-Friedrich-Museum (das heutige Bode-Museum) eröffnet – für Bode
seit Jahren ein zentrales, vom Kaiser Wilhelm II. gefördertes Anliegen. Für James Simon war es wichtig, als Sammler und preußischer Patriot an diesem Unternehmen beteiligt zu sein: Er stiftete seine an die 500 Objekte umfassende
Renaissance-Sammlung. 1916 kündigte Simon Bode die Schenkung eines Großteils seines Kunstbesitzes an. Diese zweite Stiftung – 350 Werke vor allem der deutschen und niederländischen spätmittelalterlichen Holzplastik, vollzogen im Dezember 1918 –
blieb singulär: Kein anderer Großsammler war in der krisenhaften Nachkriegszeit zu einem derart radikalen Schritt bereit.

Kulturelle Weltgeltung erlangte James Simon mit der Ausweitung seines Interesses auf den Vorderen Orient. 1898 gründete er die „Deutsche Orientgesellschaft“ (DOG) und finanzierte seit 1911 die Grabungen in Tell el-Amarna. Es begann ein Abenteuer, dessen Höhepunkt die Auffindung der Nofretete-Büste war. 1913 wurden die Funde aus Tell el-Amarna in Berlin ausgestellt, die Simon später generös dem Museum überlies.
Sie lösten eine Welle der Ägypten-Begeisterung in Deutschland aus, die seitdem nie mehr abgeebbt ist.

Die DOG wurde zu dem Instrument, das James Simon als Stellvertretender Schatzmeister äußerst erfolgreich, und dies vor allem in aller Stille und aus dem Hintergrund,konsequent nutzte, wissenschaftliche Ausgrabungen in Ägypten und im Vorderen Orient zu organisieren und zu finanzieren. Gerade die Deutschland zugesprochenen Fundanteile aus den Grabungen bereicherten die Vorderasiatische Abteilung der
Berliner Museen in einem Maße, dass diese Sammlungen hinsichtlich ihrer Weltgeltung
zu den Vorderasiatischen Abteilungen des Pariser Louvre und des British Museum aufschließen konnten. Ohne die großzügigen finanziellen Zuwendungen James Simons an die DOG, die sich in den Jahren 1897 bis 1918 zugunsten der Ausgrabungen in Vorderasien auf mehr als eine halbe Million Goldmark addierten und höher waren als die vom Kaiser Wilhelm bereitgestellten Mittel, wären wahrscheinlich die spektakulären Ergebnisse der Ausgrabungen in Babylon und ihre museale Zurschaustellung der monumentalen Glasurziegelmauern der Prozessionsstraße und des
Ischtar-Tores von Babylon im Pergamonmuseum nicht möglich gewesen.

Auch das Museum für Asiatische Kunst verdankt James Simon und seiner Frau Agnes einen signifikanten Beitrag zur Erwerbung von Kunstwerken aus dem Nachlass des um die Jahrhundertwende für die Vermittlung japanischer Kunst nach Paris [Europa] überaus bedeutenden Kunsthändlers Hayashi Tadamasa (1853-1906). Diese Erwerbungen zählen leider zu den kriegsbedingten Verlusten und sind heute nicht in Berlin erhalten. Darüber hinaus engagierten sich die Simons auf dem Gebiet der japanischen
Graphik und stifteten zahlreiche Holzschnitte.

1904 trat James Simon an die Spitze des Museumsvereins zu dem 1889 von Rudolf Virchow gegründeten Museum für deutsche Trachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes.
In dieser Funktion gelang es ihm, das Museum in den Verband der Königlichen Museen zu überführen: Als „Sammlung für Deutsche Volkskunde“ wurde es der Prähistorischen
Abteilung des Museums für Völkerkunde unterstellt. Als Mäzen finanzierte James Simon
eine Sammlung von 24 großformatigen Hausmodellen aus allen deutschen Landschaften.
Sie diente vor allem der Dokumentation und didaktischen Erläuterung von regionalen
Wohn- und Arbeitswelten im 19./20. Jahrhundert und bietet auch heute noch hervorragendes Anschauungsmaterial. Dadurch ist der Name James Simons auch mit der Geschichte des Museums Europäischer Kulturen, vormals Museum für Deutsche Volkskunde, verbunden, das seinen Standort heute in Berlin-Dahlem hat.

Gemäß dem Schenkungsvertrag von 1904 wurden die Werke von James Simon in einem eigens dafür eingerichteten „Kabinett-Simon“ im Kaiser Friedrich-Museums präsentiert. Ab 1938 trugen die Objektschilder aller von jüdischen Mäzenen
gestifteten Exponate nur noch den Vermerk „Geschenk“ und die Werke von James Simon
wurden im August 1939 aus ihrem angestammten Kabinett entfernt. Nach 35 Jahren war
die Würdigung des großen Berliner Mäzens der NS-Rassenpolitik zum Opfer gefallen, der Name James Simon blieb auch nach 1945 für Jahrzehnte weithin vergessen. Seit 2011 wird in einem James-Simon-Raum im Bode-Museum wieder an das Mäzenatentum von James Simon erinnert.

Als Zeichen der Dankbarkeit und Verehrung wird das von David Chipperfield entworfene Empfangsgebäude auf der Museumsinsel Berlin den Namen James-Simon-Galerie tragen.

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Grundsteinlegung der James-Simon-Galerie

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Von admin

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