• Christian Lindner hielt die Laudatio

• Preisverleihung  im Schlosstheater des Neuen Palais, Potsdam

 

Der diesjährige M100 Media Award wird an den russischen Oppositionspolitiker Alexei Nawalny und seine Stiftung FBK (Anti-Corruption Foundation) verliehen. Den Preis für den seit Januar inhaftierten Nawalny nimmt sein engster Mitarbeiter und Vertrauter Leonid Volkov entgegen. Die Laudatio hält der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner, der sich seit Monaten für die Freilassung Nawalnys einsetzt.

„Alexei Nawalny ist ein unermüdlicher Kämpfer für Gerechtigkeit, Transparenz und Demokratie“, so Lindner. „Trotz rechtswidriger Haft kämpft er weiter für ein freies und demokratisches Russland. Es ist mir eine Ehre, die Laudatio beim M100 Media Award auf Alexei Nawalny halten zu dürfen.“

„Ich bin geehrt und stolz, den M100 Media Award im Namen von Alexei Nawalny und der Anti-Corruption Foundation entgegenzunehmen“, sagt Leonid Volkov. „Es ist sehr wichtig, dass seine und unsere Aktivitäten, mit denen wir in den letzten 10 Jahren auf Korruption aufmerksam gemacht haben und die Botschaft von Freiheit durch soziale Medien verbreitet haben, auch in Europa anerkannt werden.“

Mit der Wahl Nawalnys setzt der Beirat des M100 Sanssouci Colloquiums unter Vorsitz des Potsdamer Oberbürgermeisters Mike Schubert ein deutliches Zeichen für die Bedeutung der Verteidigung europäischer Werte durch eine unabhängige Opposition und Zivilgesellschaft, faire Justizverfahren und das Recht auf Ausübung grundlegender Menschenrechte. Die Preisvergabe dient auch als Symbol für fast 400 politische Gefangene in Russland, für ermordete Politiker und Journalisten und für den Kampf gegen zunehmenden Autokratismus in Europa.

Alexei Nawalny ist der Führer der russischen Opposition und Gründer der Antikorruptionsstiftung FBK. Bekannt wurde er durch seine Anti-Korruptions-Ermittlungen gegen staatliche Unternehmen und hochrangige Regierungsbeamte. Bei den Moskauer Bürgermeisterwahlen von 2013 belegte er den zweiten Platz. Im Jahr 2018 trat er im Wahlkampf auf, durfte aber nicht auf dem Stimmzettel für die russischen Präsidentschaftswahlen erscheinen. Am 20. August 2020 wurde er vor oder auf einem Flug von Tomsk nach Moskau mit dem militärischen Nervengift Nowitschok vergiftet. Auf Bestreben seiner Familie und prominenter Unterstützer wurde er in die Berliner Charité verlegt, wo er einen Monat lang im Koma lag. Er überlebte und kehrte nach einer Rehabilitationsphase am 17. Januar 2021 nach Russland zurück, wo er sofort verhaftet wurde. Weil er aufgrund seines Krankenhausaufenthalts in Deutschland gegen Bewährungsauflagen aus einem früheren Strafverfahren verstoßen haben soll, wurde er zu einer zweieinhalbjährigen Straflager-Haft verurteilt.

Leonid Volkov ist ein russischer Politiker, Stabschef und politischer Direktor des Teams von Alexei Nawalny. Er war Wahlkampfleiter für Nawalnys Bürgermeisterwahlkampf 2013 in Moskau sowie für dessen Versuch, sich für die Präsidentschaftswahlen 2018 registrieren zu lassen. Später hat er die politischen Aktivitäten von Nawalnys Büros in mehr als 40 russischen Großstädten aufgebaut und geleitet. Seit 2018 ist er für Smart Voting verantwortlich – eine taktische Wahlkampagne, mit der Hunderte von Mitgliedern der Putin-Partei „Einiges Russland“ bei Regionalwahlen besiegt werden konnten. Seit 2019 ist Leonid Volkov in Vilnius, Litauen, ansässig und vertritt das Team Nawalny auch auf internationaler Ebene.

Volkov ist von Beruf IT-Projektmanager und hat an der Ural State University in seiner Heimatstadt Jekaterinburg in Informatik promoviert. Von 2009 bis 2013 war er Mitglied des Stadtrats von Jekaterinburg und wurde zu dessen einzigem unabhängigen Mitglied gewählt. 2015 gründete Volkov die Internet Protection Society, eine Nichtregierungsorganisation, die sich für Internetfreiheit und digitale Rechte in Russland einsetzt.

Die Verleihung des M100 Media Awards fand am 6. Oktober  im Schlosstheater des Neuen Palais in Potsdam statt. Zuvor diskutieren beim M100 Sanssouci Colloquium unter dem Titel „From Crisis in Perpetuity to Democratic Resilience“ in einem hybriden Format rund 100 Medien- und MeinungsmacherInnen aus Europa und den USA über die Krisenfestigkeit unserer Demokratie, über Leadership (post-)Corona, das Verhältnis von Politik, Wissenschaft und Medien, Gründe für ein Anwachsen antidemokratischer, autokratischer Herrschaftsformen sowie über Verantwortung und aktuelle Herausforderungen der Medien in dieser Gemengelage.

 

Der M100 Media Award wird seit 2005 jährlich im Rahmen der internationalen Medienkonferenz M100 Sanssouci Colloquium an Persönlichkeiten vergeben, die sich für Demokratie, europäische Verständigung und Meinungs- und Pressefreiheit einsetzen. Bisherige Preisträger sind unter anderem Bob Geldof, Hans-Dietrich Genscher, der dänische Karikaturist Kurt Westergaard, Vitali Klitschko, Erdem Gündüz, „The Standing Man“, das französische Satiremagazin Charlie Hebdo, der italienische Schriftsteller Roberto Saviano, der Journalist Deniz Yücel, die schottische Premierministerin Nicola Sturgeon sowie der ungarische Journalist Szabolcs Dull.

M100 ist eine Initiative von Potsdam Media International e.V., die in konzeptioneller Zusammenarbeit mit dem Institut für Medien-und Kommunikationspolitik (IfM) stattfindet und von der Stadt Potsdam hauptfinanziert wird. Weitere Förderer sind das Medienboard Berlin-Brandenburg, das Auswärtige Amt, das National Endowment for Democracy (NED) und die Friedrich Naumann Stiftung. Kooperationspartner: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), Reporter ohne Grenzen (RoG), Human Rights Watch (HRW), der Verband Deutscher Zeitungsverleger (VDZ) und MediaTenor. Sponsoren: Medienlabor, Telekom, Bundesverband der Freien Berufe (BFB).

 

Foto: Ulf Büschleb/M100

Von admin