Zum siebten Mal wurde am 4. Mai 2017 der Roland Berger Preis für Menschenwürde vergeben. Die Laudatio hielt die Bundesratspräsidentin und rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Gemeinsam mit dem deutschen Botschafter bei den Vereinten Nationen Prof. Dr. Harald Braun, Kuratoriumsmitglied der Roland Berger Stiftung, sowie dem Stifter und Vorsitzenden des Kuratoriums der Roland Berger Stiftung, Prof. Dr. h.c. Roland Berger, zeichnete sie die Preisträger in Anwesenheit von rund 300 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Medien, Politik und Gesellschaft im Jüdischen Museum Berlin aus. In diesem Jahr standen Frauen- und Kinderrechte sowie das Recht auf Bildung im Mittelpunkt der Preisverleihung. Die Preisträger: Die sierra-leonische Menschenrechtsaktivistin Ann-Marie Caulker, die tansanische Bildungs-NGO Talent Search and Empowerment und der deutsch- irakische Verein für Krisenhilfe und solidarische Entwicklungs-zusammenarbeit WADI e.V.

 

Roland Berger Stiftung verleiht den Roland Berger Preis für Menschenwürde 2017 an die Frauenrechtlerin Ann-Marie Caulker aus Sierra Leone, die tansanische NGO Talent Search and Empowerment und den deutsch-irakischen Verein WADI

Bundesratspräsidentin Malu Dreyer,der deutsche UN- Botschafter Prof. Dr. Harald Braun und Stifter Prof. Dr. h.c. Roland Berger überreichten den Preis
Die Preisverleihung fand heute Abend im Jüdischen Museum Berlin statt

Ann-Marie Caulker setzt sich seit Jahren mutig und erfolgreich für die Rechte und Würde von jungen Mädchen und Kindern in einem der ärmsten Länder der Welt ein. Die Menschenrechtlerin aus Sierra Leone wurde im Alter von sechs Jahren selbst Opfer von Genitalverstümmelung und hat ihr eigenes Schicksal zum Anlass genommen, sich gegen die in der Tradition ihres Landes tief verwurzelte Frauenbeschneidung stark zu machen. Mit der NGO Katanya Women’s Development Association und dem National Movement for Emancipation and Progress hat Ann-Marie Caulker zwei einflussreiche Organisationen gegründet, die gegen weibliche Genitalverstümmelung, Kinderarbeit und Zwangsehe kämpfen. Sie holt junge Frauen von der Straße, bildet sie aus und verhilft ihnen zu Jobs. In der von ihr gegründeten Freetown School werden derzeit rund 440 Mädchen und Waisenkinder unterrichtet und betreut.

„Es war immer meine Vision, dass Frauen und Mädchen frei von Gewalt leben können. In Sierra Leone sind fast die Hälfte aller Frauen zwischen 15 und 19 von physischen Misshandlungen betroffen. Zwar wurden schon mehrere Maßnahmen dagegen ergriffen, aber viele junge Mädchen sind immer noch regelmäßig Opfer von Gewalt. Wir arbeiten zusammen mit unseren Partnern intensiv daran, die Zahl sexueller Gewalttaten, von 1 Genitalverstümmelungen, Kinderehen und Kinderarbeit zu reduzieren.“, so Ann-Marie Caulker. „Ich danke dem Vorstand der Roland Berger Stiftung und seinen Mitgliedern für ihre Unterstützung und ihre Bemühungen, die menschliche Würde zu verteidigen.“

Die tansanische NGO Talent Search and Empowerment (TSE) unterstützt seit zehn Jahren benachteiligte Jugendliche in Tansania, „um ihre Talente zu entdecken und zu fördern, langfristig die Lebensbedingungen benachteiligter Jugendlicher zu verbessern, sie so vor einem möglichen Abrutschen in die Kriminalität zu bewahren und die Stabilität in der Gesellschaft zu fördern.“ Die NGO betreibt ein Bildungscenter, eine Computerschule und einen Fußballverein für mittellose Kinder und Jugendliche, vor allem Waisenkinder. Neben Sport- und Kulturprogrammen bietet TSE Kindern und Jugendlichen Kreativkurse und klärt auf über Drogen, HIV, Schutz vor Prostitution und Schwangerschaften bei minderjährigen Mädchen. Erick Morro und Alfred Tibenderana aus Tansania sowie der Deutsche Paul Buckendahl haben die Organisation 2007 gegründet.

„Jeder junge Mensch muss ein Recht darauf haben, sich sozial, wirtschaftlich, politisch und kulturell zu entwickeln – unabhängig von seinem sozialen Hintergrund und seinen finanziellen Mitteln. Wenn Waisen und benachteiligten Kindern das Recht auf ein Leben nach ihren eigenen Vorstellungen verwehrt wird, werden sie unweigerlich zu Ausgestoßenen. Der Preis der Roland Berger Stiftung für unsere Organisation gibt mir und den anderen Leitern von TSE neue Energie. Wir werden auch weiterhin Waisenkinder und benachteiligten jungen Menschen mit Herz und Leidenschaft helfen“, sagt Alfred Tibenderana von TSE.

Der deutsch-irakische Verein WADI e.V. erhält den Roland Berger Preis für Menschenwürde 2017 für seinen langjährigen und erfolgreichen Einsatz für die Menschenrechte und Selbstbestimmung irakischer Bürger. Derzeit kümmert sich WADI vor allem um jesidische Frauen, die aus der grausamen Gefangenschaft der Terrormiliz IS im Nordirak geflohen sind. Der Verein widmet sich einem zentralen Anliegen: Die Lebensbedingungen für Frauen in den sehr patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen des Nahen Ostens zu verbessern und ihre Teilhabe am öffentlichen Leben zu fördern. Die Organisation initiiert u.a. Kampagnen gegen Zwangsheirat und „Ehrenmorde“, entwickelt Alphabetisierungsprogramme und betreibt Frauenzentren, die Bildungsprogramme und Rechtsberatung anbieten. Mit der Kampagne „Stop FGM in Kurdistan“ konnte WADI 2011 ein gesetzliches Verbot weiblicher Genitalverstümmelung in Kurdistan erwirken. Der Verein wurde 1992 als Dachverband von Initiativen und Einzelpersonen gegründet, die nach dem zweiten Golfkrieg 1991 der notleidenden Bevölkerung im vom Krieg zerstörten Irak Hilfe geleistet hatten. Geleitet wird WADI e.V. vom deutschen Journalisten Thomas von der Osten-Sacken und von Abdullah Sabir im Irak.

„Wir freuen uns ganz besonders, im Jahr unseres 25-jährigen Bestehens mit dem Roland Berger Preis ausgezeichnet zu werden. In all der Zeit haben wir gemeinsam – Irakis, Kurden und Deutsche – Projekte aufgebaut und entwickelt, die wirklich zählen“, erklärt von der Osten-Sacken. „Auch in sehr schweren Zeiten haben wir unsere Arbeit fortgesetzt. Dafür werden wir vor Ort respektiert. Andere Organisationen kommen und gehen‘, heißt es, ‚Wadi bleibt‘. Einige langfristige Projekte, vor allem unsere Hilfe für jesidische Mädchen, die von Anhängern des sogenannten Islamischen Staats versklavt und missbraucht wurden, sind auch 2017 unterfinanziert. Das Preisgeld der Roland Berger 2 Stiftung unterstützt uns dabei, unsere Arbeit fortzusetzen.“

Bundesratspräsidentin Malu Dreyer würdigte in ihrer Laudatio das unermüdliche Engagement der drei Preisträger: „Die Arbeit von Ann-Marie Caulker, von Talent Search and Empowerment und von WADI e.V. hat mich tief berührt und beeindruckt. Ich wünsche ihnen, dass der Roland Berger Preis für Menschenwürde sie in ihrem Einsatz bestärkt und andere anspornt, ihrem Beispiel zu folgen.“

Über die Auswahl der diesjährigen Preisträger sagte Stifter Prof. Dr. h.c. Roland Berger: „Mit unserer diesjährigen Preisträgerwahl beleuchten wir die ungerechten und menschen- verachtenden Lebensbedingungen, denen Frauen und Kinder in verschiedenen Teilen der Welt ausgeliefert sind. Den Roland Berger Preis für Menschenwürde 2017 erhalten eine couragierte Menschenrechtlerin und zwei Organisationen, die sich seit Jahren unermüdlich und erfolgreich für die Rechte und Perspektiven der Schwächsten in ihren jeweiligen Gesellschaften einsetzen. Der Preis soll sie in ihrem Wirken bestärken und nachhaltig dazu beitragen, die Lebensumstände von Frauen und Kindern in ihrem Land zu verbessern.“

Die Roland Berger Stiftung ist eine rechtsfähige öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in München. Sie wurde von Prof. Dr. h.c. Roland Berger am 27. März 2008 gegründet. Die Roland Berger Stiftung ist mit einem Stiftungskapital von zunächst 50 Millionen Euro aus dem persönlichen Vermögen des Stifters dotiert und verfolgt zwei Zwecke. Beide dienen dem Ziel einer gerechteren Chancenverteilung: Mit dem regelmäßig verliehenen Roland Berger Preis für Menschenwürde ehrt die Stiftung Personen und Organisationen weltweit, die sich vorbildlich und erfolgreich für den Schutz der Menschenwürde einsetzen. Darüber hinaus fördert die Stiftung mit dem Deutschen Schülerstipendium begabte Kinder und Jugendliche mit schwierigen Startbedingungen auf ihrem Bildungsweg zum Abitur. Seit 2015 engagiert sich die Roland Berger Stiftung zusätzlich für jugendliche Flüchtlinge: Auf Grundlage des Deutschen Schülerstipendiums erarbeitet die Stiftung Bildungsprogramme für junge Flüchtlinge und betreut sie als freier Träger der Jugendhilfe.

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Von admin

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