Als_Liebhaber der original asiatischen Küche, freue ich mich immer über neue Restaurants in der Stadt, die sich der „echten“ fernöstlichen Kulinarik verschrieben haben. Fernab von knuspriger Ente und Glutamatbeilagen. Bei meiner Suche habe ich neulich einen heißen Tipp bekommen. Es soll ein neues chinesisches Restaurant in Mitte geben, direkt gegenüber vom Weinbergspark. Ein weiteres Projekt der Inhaber vom Long March Canteen, Toca Rouge und Yumcha Heroes.

 
An einem freien Nachmittag unter der Woche, nutzte ich die Gelegenheit, um durch den szenigen Kiez um den Weinbergsweg zu schlendern und auf ein frühes Abendessen im Roy&Pris Starkitchen vorbeizuschauen. Schon von außen macht der Laden einen ziemlich coolen Eindruck und den Science Fiction Fans unter uns dürften der Name beziehungsweise die Namen Roy&Pris bekannt vorkommen, denn die beiden sind die Leidensgefährten aus dem 80er-Jahre-Streifen Blade Runner.

Damit stehen wir auch schon mitten in dem ungewöhnlichen Konzept dieses chinesischen Restaurants, das sich selbst eigentlich viel lieber den Charme einer Kantine zuschreibt, mit offener Küche und Bar. Hier gibt es nicht einfach Mittag, sondern auch die richtigen Zutaten, um sich den Abend zu versüßen. Am Tage kommt der kantinenähnliche Charakter im Roy&Pris etwas mehr zur Geltung. Mit anbrechender Dunkelheit beamen mich der funkelnde kosmische Nebel an der Frontwand und die bunten Leuchtschnüre an der Decke in eine andere Galaxie. Glücklicherweise gibt es dort aber keine Astronautennahrung, sondern feinste chinesische Küche, die nebenbei bemerkt sehr auf den Erhalt meiner Linie bedacht ist. Kohlenhydrate sind im Roy&Pris weitgehend tabu und um ein tatsächliches Sättigungsgefühl zu verspüren, können Vor- und Nachspeisen mit ruhigen Gewissen in Betracht gezogen werden.

  
Das Vorspeisensortiment klingt bereits exotisch. Es gibt Lilienblütensalat mit Wildkräutern, schwarze Morcheln mit Sardinen und Ingwer sowie Jakobsmuscheln oder Wasserspinat. Als Hauptspeise sind die Man-Tou-Menüs scheinbar besonders beliebt. Ich halte mich daran und bestelle Man Tou mit Entenfleisch. Die kleinen Hefeteigtaschen, werden noch warm im Bambusdämpfer serviert und individuell mit Schweinbauch, Auberginen oder Entenfleisch gefüllt. Dazu gibt es gebackenen Wan-Tan-Teig, Karottenstreifen und eine herrlich würzige Sauce, die auch ein bisschen süßlich nach Pflaume schmeckt. Die drei Man Tous sind schnell verputzt, deshalb suche ich mir auch schon eine Nachspeise aus und entscheide mich für die Sticky Fingers. Eine etwas klebrige Reismehlmasse, die mit Bohnenpüree gefüllt und braunen Rohrzucker ummantelt ist. Die kleinen Biester kommen noch warm an den Tisch und lassen sich geschmacklich nicht so richtig einordnen. Der herbe Geschmack der Bohnen in Kombination mit der leichten Süße des Rohrzuckers, macht den Eindruck eines gelungenen Experiments, bei dem aus einfachen Zutaten des Alltags etwas ganz ungewöhnliches und schmackhaftes hersgestellt wird. Nicht zu süß, zu klebrig oder fettig, sondern genau richtig, um mich wohlig gesättigt zu fühlen.

Insgesamt sind die ungewöhnlichen Kreationen im Roy&Pris nichts für Liebhaber des einfachen Geschmacks. In jedem Menü verbergen sich ungewöhnliche Gewürzkombinationen, hinter denen sich manchmal eine sanfte aber ordentliche Schärfe verbirgt, dann wieder eine fruchtige Süße oder eine saftige Säure. So wie bei den schwarzen Morcheln, die mit fermentierten Sardinen und der leicht scharfen Note von Ingwer serviert werden. Das Ganze ist beim ersten Bissen zwar etwas irritierend, aber lässt man sich auf die verschiedenen Geschmackskompositionen ein, sind die Gerichte ein wunderbares Erlebnis.

Kurzum, das Roy&Pris richtet sich an Gäste, die in einer Restaurantlandschaft, in der es schon alles zu geben scheint, nach völlig neuem Input suchen. Das Roy&Pris spendiert ein ausgefallenes Food-Konzept, das genug Stoff für Diskussionen bietet und das sich bewusst vom einheitlichen Bild der asiatischen Küche abhebt.

Eine weitere Besonderheit ist übrigens auch die Weinkarte vom Roy&Pris. Hier kann man aus den wunderbaren Moselweinen vom Weingut Markus Molitor wählen und sich fachkundig beraten lassen, welche der Weine am besten zu welchem Gericht passen.

 

Roy&Pris – Der Gästeraum
Weinbergsweg 8A
10119 Berlin
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 (Claudia Denecke)

 

Von admin

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