Zu Ehren der Qualität und regionalen Vielfalt des deutschen Brotes feiert der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V. am heutigen Dienstag gemeinsam mit rund 300 Gästen aus Handwerk, Politik und Wirtschaft eine große Abendgala zum Tag des Deutschen Brotes. Der feierliche Festakt steht unter dem Motto „Deutsche Brotkultur ist Genuss pur“. Höhepunkt des Abends ist traditionell die Auszeichnung eines prominenten Botschafters. Botschafter des Deutschen Brotes 2016 ist Simon Licht, der damit die Nachfolge von Kanzleramtschef Peter Altmaier antritt. Die feierlich-offizielle Staffelstabübergabe fand aus diesem Grund bereits einige Tage zuvor im Bundeskanzleramt statt.
Mit der Nominierung ehrt der Zentralverband den Schauspieler für seine charismatische Darstellung des Manfred Frisch in der Serie „Laible und Frisch“: Der Industriebäcker Frisch alias Simon Licht lässt sich hier in einem kleinen Dorf im Schwabenland nieder und macht fortan dem kleinen Handwerksbäcker vor Ort das Leben schwer. Die Koproduktion von SWR und Schwabenlandfilm war nicht nur im TV, sondern auch als daran anschließende Theaterinszenierung ein großer Zuschauererfolg und kommt 2017 mit neuer Geschichte ins Kino. „Durch seine unterhaltsame Rolle hat Simon Licht bereits Hunderttausende Zuschauer auf die aktuell realen Herausforderungen des Bäckerhandwerks aufmerksam gemacht“, so Zentralverbandspräsident Michael Wippler. Nicht nur als Schauspieler ist Simon Licht dadurch ganz nah dran an den aktuellen Themen und Problemstellungen der backenden Zunft.
„Als Pastorensohn hat Brot für mich alleine schon durch seine christliche Bedeutung seit jeher einen hohen Stellenwert“, erklärt der frisch ernannte Botschafter Simon Licht. „Auch ich gehe als Schauspieler einem Handwerk nach. Und egal ob im Schauspiel oder im Bäckerhandwerk – zur meisterlichen Kunst bringt es nur derjenige, der seinen Beruf mit Liebe und Hingabe ausübt. In diesem Sinne zolle ich den Innungsbäckern bundesweit meinen höchsten Respekt

 

Genuss pur resultiert aus meisterlicher Handwerkskunst – im Schauspiel wie im Bäckerhandwerk

Nicht nur in Deutschland, sondern europaweit steht die Handwerksbranche vor einer ihrer größten Herausforderungen: dem zunehmenden Arbeitskräftemangel. Die Zahl der Beschäftigten im Bäckerhandwerk ging 2015 erneut um 0,7% auf 275.200 zurück. Begründet liegt dies insbesondere im fehlenden Nachwuchs: Seit dem vorläufigen Rekordjahr 2007 mit 36.871 Auszubildenden hat sich ihre Zahl mit 18.811 in 2015 fast halbiert. Die Talfahrt hat sich somit zwar etwas verlangsamt (2013: -13%, 2014: – 11%, 2015: -8,4%), an der Grundproblematik ändert sich jedoch nichts: Viele Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt, da schlichtweg nicht genügend Nachwuchs zur Verfügung steht.

Ein Problem, das sich angesichts des demografischen Wandels und dem Trend zur Akademisierung voraussichtlich noch weiter verschärfen wird. Dies bestätigt eine von der Bertelsmann Stiftung in Auftrag gegebene Studie, die im Oktober 2015 veröffentlicht wurde. Sie prognostiziert, dass bei ungebrochener Fortsetzung der Tendenz im Jahr 2030 nur noch rund 400.000 Menschen eine Ausbildung beginnen werden und damit 80.000 weniger als heute.
Das Bäckerhandwerk wirkt dieser Entwicklung offensiv entgegen – mittels der zeitgemäßen und alle modernen Kommunikationskanäle nutzenden Ansprache junger Zielgruppen und der Einrichtung neuer, attraktiver Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten.

Bäckerhandwerk offen für Flüchtlinge zur Abfederung des zunehmenden Arbeitskräftemangels

Der demografische Wandel hat für den gesamten Arbeitsmarkt dramatische Folgen. Sollte sein Trend nicht gestoppt werden, wäre in 40 Jahren jeder Dritte über 65 Jahre alt. Und bereits heute fehlen der Wirtschaft jedes Jahr 300.000 Arbeitnehmer/-innen. Die Betriebe des Bäckerhandwerks sind auch angesichts der zunehmenden Anzahl unbesetzter Stellen offen für die verstärkte Aufnahme, Beschäftigung und Integration von Flüchtlingen. Denn Arbeit und Beschäftigung sind nach wie vor der beste Weg der Integration. Das Bäckerhandwerk erkennt darin zudem eine Möglichkeit, die zunehmende Überalterung der Bevölkerung mit ihren gravierenden Folgen für den Arbeitsmarkt abzumildern.

Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V. unterstützt die Betriebe hierbei, indem er seit Herbst 2015 Informationsveranstaltungen über die rechtlichen Rahmenbedingungen und die zur Verfügung stehenden Förderprogramme durchführt. Er begrüßt in diesem Zusammenhang die kürzlich erfolgte Einigung der Großen Koalition auf das geplante Integrationsgesetz, mit dem ein rechtssicherer Aufenthaltsstatus für Flüchtlinge in Ausbildung (sog. „3+2-Formel“ – keine Abschiebung während der 3-jährigen Ausbildung und zwei sich daran anschließender Beschäftigungsjahre) geschaffen werden soll:

„Viele Betriebe des Bäckerhandwerks sind bereit, Flüchtlinge auszubilden und zu beschäftigen, doch bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen bestand dringender Handlungsbedarf. Das Bäckerhandwerk begrüßt, dass mit dem geplanten Integrationsgesetz die lange erhobene Forderung des Handwerks nach Schaffung eines rechtssicheren Aufenthalts für Flüchtlinge in Ausbildung (3 + 2-Formel) endlich gesetzlich umgesetzt werden soll“, so Zentralverbandspräsident Michael Wippler. „Die Betriebe haben zukünftig während der gesamten Dauer der Ausbildung die Rechtssicherheit, dass eine begonnene Ausbildung auch abgeschlossen werden kann. Ebenso ist begrüßenswert, dass zukünftig nach dem Abschluss einer Ausbildung ein Aufenthaltsrecht für zwei Jahre geschaffen werden soll, damit die Ausbildungsanstrengungen nicht umsonst gewesen sind.

Damit wird die ohnehin vorhandene Bereitschaft vieler Betriebe des Bäckerhandwerks, Flüchtlinge zu qualifizieren und auszubilden, weiter gestärkt. Die geplanten Punkte müssen jetzt zügig umgesetzt werden“, ergänzt Hauptgeschäftsführer Daniel Schneider.

Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität der Berufe im Bäckerhandwerk

Der Zentralverband arbeitet zudem gezielt daran, vermeintliche oder reale Wettbewerbsnachteile des Bäckerhandwerks gegenüber anderen Berufen auszuräumen. So hat er – gemeinsam mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) – die neue Aufstiegsfortbildung „Geprüfter Verkaufsleiter/-in im Lebensmittelhandwerk“ geschaffen. Sie bietet ausbildungsinteressierten Jugendlichen und Bäckereifachverkäufer(inne)n Weiterbildungswege und Aufstiegsmöglichkeiten. Diese arbeiten nach dem neuen Abschluss überwiegend als Führungskräfte und Filialleitungen. Die neue Fortbildung trägt somit auch der zunehmenden Filialisierung der Betriebe im Bäckerhandwerk Rechnung.

Darüber hinaus bieten weitere neue Fortbildungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel die Weiterbildung zum Brot- Sommelier, spannende erweiterte Berufsperspektiven. Als weiterer positiver Anreiz wurden die Ausbildungsvergütungen im Bäckerhandwerk in den vergangenen Jahren kontinuierlich erhöht, so dass sie heute im Vergleich zu anderen Branchen wettbewerbsfähig sind.

Zeitgemäße Ansprache und Recruiting-Kampagnen

Bereits seit 2010 ist der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V. aktiv dabei, neue Wege in der Ansprache junger Zielgruppen zu beschreiten. In dem Jahr startete er gemeinsam mit der Werbegemeinschaft des Deutschen Bäckerhandwerks einen Relaunch der Nachwuchskampagne „Back Dir Deine Zukunft“. Diese unterstützt Innungsbäcker bei der Suche nach Auszubildenden, wie auch umgekehrt Berufseinsteiger bei der Suche nach ausführlichen Informationen rund um die Berufsbilder im Bäckerhandwerk. Homepage und Facebook-Auftritt wurden zielgruppenspezifisch gestaltet und bieten Informations-Videos, eine gerappte Bäcker-Hymne und Gewinnspiele. Die Website beinhaltet zudem eine landesweite Ausbildungsplatzbörse. Ein Konzept, das Anklang findet: Mit rund 150.000 „Gefällt mir“-Angaben hat die Facebook-Kampagne so viele Fans wie keine andere Social Media-Seite der rund 800 Verbände in Deutschland.

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Von admin

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