Ein etwas anderer Tag. Am 04.Juli 2016 streift eine zwanzig Personen starke Gruppe
Berliner Bartender/innen abseits der Wege durch die Natur und nimmt sich Zeit für
eine Spaziergang der anderen Art in versteckten Winkeln im wunderschönen Grunewald.
Das Ziel ist allerdings kein Ausflugslokal mit Kaffee & Kuchen (es ist Montag
morgen, Kaffee muss reichen…) sondern zunächst eine ungewohnte Aufgabe. Foraging
bedeutet nämlich erst einmal verstehen, dann sehen und erst dann selektiv sammlen.
Damit dies gelingt, hat sich THE BOTANIST es sich auch nicht nehmen lassen uns alle
mit dem perfekten Equipment auszurüsten.

Lisa Marie de Ridder erklärt dazu "Zum Foraging braucht man nicht viel, es reicht
neben dem ausreichenden Sachverständnis als Basisausrüstung zunächst eine gute,
scharfe Pflanzen-Schere, ein ordentliches Messer, ein Rosshaarpinsel, ein
Beerenkamm, geeignete Behälter für das Sammelgut und letztlich auch eine geräumige
und robuste Foraging-Tasche mit Schultergurt."

Wie nützlich das war, zeigte sich rasch. Und wer einmal ordentliches Gartenwerkzeug
gekauft hat, weiss den Wert seiner Ausrüstung umso mehr zu schätzen.

 
Aber die schönsten Tools nützen natürlich nichts, wenn man nich weiss wie man sie
einsetzt. Das ist übrigens auch beim Barwerkzeug so. Man kann vielleicht morgen in
einer Bar anheuern, die toll eingerichtet ist, perfekte Bartools und trinkwillige
Gäste hat. Wenn es dem motivierten Bartender allerdings an Ausbildung, Fachwissen
und einem guten Händchen für den Gast fehlt wird kann der erste Arbeitstag eventuell
auch bereits der letzte sein sein.

Im Grunewald wird uns das nötige Wissen zum Thema des Tages durch Forager Jonathan
Hamnett vermittelt. Das Briefing ist umfangreich aber klar, und so stapfen wir los.
Gut zu Fuss muss man auch sein stellen wir schnell fest…

Es folgt eine dreiteilige Erfahrung: Suchen, staunen, sammlen. Wir staunen, weil wir
im Alltag gar nicht mehr wahrnehmen, was um uns herum passiert und wächst.

Mit den gesammelten Kräutern ist dann schliesslich der erste Schritt getan. Ewald
Stromer (Brand Ambassador Bruichladdich & The Botanist Gin) demonstriert uns die
vielfältigen Einsatzmöglichkeiten für Bartender, und vor allem wie leicht es ist den
Gast durch die Natur inspirierte Drinks zu überraschen.

Foraged Mixology wird dann im nächsten Schritt das Thema für die
Botanist-Team-Workshops.

Noch eine Überraschung zum Schluss, der Koch ist Foraging-Spezialist, ist bereits
vor Tagen aus Schottland eingeflogen, und hat sich vor Ort besorgt was in die Töpfe
muss. Das Wildschwein wie alle anderen Zutaten kommen ausschliesslich aus der
lokalen Natur, konsequent bis ins letzte Detail. Die Menuekarte liest sich wie ein
Traumspaziergang durch den Grunewald, der Gaumen singt, das Herzchen lacht. Der Chef
hat alles richtig gemacht. Craig Grozier & Team rockt Schloss Grunewald und zeigt im
einem exzellenten 4-Gänge Menü am Abend Foraging par excellence.

Als wir am Abend in den Bus zurück zur Innenstadt steigen denken wir. "Könnte doch
morgen wieder ein Foraging Day mit The Botanist sein".

Noch ein Paar allgemeine Gedanken

UNSERE GROSSELTERN WAREN FORAGER

Meine Grosseltern sprachen mehr schlecht als Recht Englisch, und doch hat ihre
Generation das, was heute unter „Foraging“ von Paul Chambers und anderen beschrieben
und praktiziert wird, aus lebensnotwendigen Umständen am eigenen Leib erlebt. Schon
in den Vorkriegsjahren des zweiten Weltkriegs entstanden so z.B. für die Generation
unserer Grosseltern Gartensiedlungen um die Bevölkerung in den bevorstehenden
Kriegsjahren unabhängig von der Versorgung zu machen, indem man Wohnraum
subventionierte der an den Anbau von Obst, Gemüse und die Kleinviehhaltung gebunden
war. Unsere Generation hat selbst – glücklicherweise – auch die Nachkriegsjahre
nicht mehr erleben müssen, und shoppt heute ganz selbstverständlich im Supermarkt
nach Einkaufszettel. Wobei man auch lobenswerter Weise dem mündigen und immer
aufgeklärteren Bürger und auch dem Handel danken muss, dass es in den letzten Jahren
einen merklichen Trend zu regionalen Produkten gibt, die der Supermarkt direkt vom
Obsthof oder Bauer der Region bezieht.

Unabhängig von dieser – sehr convenienten Versorgungssituation – fangen immer mehr
Garten- und Balkonbesitzer an ihre Erden zu nutzen, Kräutertöpfchen und Gemüsebeete
zu hegen und pflegen.
Paul Chambers und alle die heute FORAGING betreiben gehen da noch einen Schritt
weiter. Sie sammeln in der freien Wildbahn, wobei das nicht so einfach ist wie es
sich anhört.

In der Eifel, hört man, fallen nicht selten organisierte Trupps auf, die die Wälder
durchstreifen und komplett leerpflücken. Und während unserer Urlaubsreisen habe ich
sie oft gesehen; Privatleute die am Rand der Landstrasse in der Provence wie in
Polen gleichermassen campieren. Nicht aus Romantik, sondern um Geld zu verdienen,
denn sie verkaufen Pilze und Beeren, die sie zuvor in den Wäldern gesammelt haben.
Oft haben meine Frau und ich diskutiert, ob man hier kaufen sollte oder nicht… Nach
der Lektüre zum Thema Foraging wird mir jetzt einiges noch klarer, was ich gerne
hier teilen möchte.

Denn so gross die Verlockung auch ist, die Beere oder das Kraut zu pflücken, die man
in der Natur sieht, so wichtig ist es mit dem richtigen Grundwissen und in
verantwortungsvoller Weise aktiv zu werden, sich selber wie auch der Natur zuliebe.
Es gibt Pflanzen, die nicht nur ungeniessbar und/oder Schadstoffbelastet, sondern
gar giftig sind. Abgesehen von den als bedrohte Art eingestuften Exemplaren.

MERKE: NICHT JEDER ORT IST FORAGING-GEEIGNET

Der Rand vielbefahrener Strassen bespielsweise ist in mehrerlei Hinsicht eine
ungeeignete Quelle für frische Nahrungsmittel, denn er beherbergt so ziemlich alles
was man nicht in seinem Mund haben möchte; Streusalze, Unkrautvernichtungsmittel,
Reifenabrieb, Öle und Schwermetalle. Abgesehen davon hinterlassen Menschen wie Tiere
dort Abfälle jedweder Art. Also streichen wir diese Quell mal ganz schnell.

Paul Chambers hat in London grüne Zentren entdeckt, in denen man wider Erwarten
foragen kann. Damit meint er nicht die grünen Rasenflächen und liniengezogenen
Beete, die mittels Chemie unkrautfrei bleiben, sondern vielmehr unkultivierte
Nischen, warnt aber gleichzeitig von alten, industriellen Flächen die zwar
augenscheinlich von der Natur übernommen anmuten, aber noch für Jahre belastet sind,
bevor man hier ohne eingehende Vorabanalyse Nahrungsmittel pflücken sollte. Und da
der gemeine Forager kein mobiles Labor mitführt, gilt die Regel alte
Industrieanlagen zu meiden. Das gleiche gilt für intensiv genutzte
landwirtschaftliche Flächen, deren Bewirtschaftung Pestizide und Herbizide vorsieht.
Die grünen Nischen übrigens benötigten wundersamerweise manchmal kaum grosse Menge
an Erden, vielen Pflanzen reicht das was sie zwischen Plastersteinen, Mauernischen
und alten Dächern finden schon als Nährbasis.

VERANTWORTUNGSVOLLER UMGANG MIT DER NATUR

Es gilt das, was wir aus dem Strassenverkehr kennen; Schilder beachten.
Privateigentum achten. Geschützte Flächen respektieren. EIn Abzupfen von Kräutern im
Naturschutzgebiet (Engl: SSSI’s = sites of specific scientific interest) ist kein
Kavaliersdelikt.

Die Forager sind sich einig was die Grundregeln betrifft:

Benutze immer eine Schere oder Messer, die Pflanzen niemals abreissen. Und schon gar
nicht ausreissen. Und nehme immer nur soviel, dass die Pflanze sich regenerieren
kann. Lass ihr Blätter zum Leben. Und auch der Natur ihren Teil, die Blüten
beispielweise sind für Insekten lebenswichtig. Foraging ist kein Einsammeln bis
nichts mehr übrigbleibt. Wer seinen Apfelbaum erntet, der schneidet auch nicht alle
Äste komplett ab, sondern pflückt behütsam ohne den Baum zu verletzten oder ihm
seine Lebensenegrie zu entziehen.

Geh nicht immer wieder an die gleiche Stelle. Auch wenn es in unserer DNA steckt,
dorthin zurückzukehren wo wir wissen „DA IST DAS FUTTER GUT“. Du bist hier nicht in
der Pommesbude. Suche weiter – denn die Natur braucht ihre Zeit um
nachzuproduzieren.
FORAGING IST KEIN SHOPPING
Lass die Plastiktüte zu Hause, nehm stattdessen eine Box mit. Kräuter und Blüter
sind darin zigmal besser aufgehoben.
Und zu gutem Schluss noch ein Rat:

NEHM UND ISS NUR DAS WAS DU KENNST
Ess niemals etwas, von dem Du Dir nicht zu 100% sicher bist was es ist.
Wann auch immer Du zweifelst, lass es. Es gibt zwar weniger giftige Pflanzen und
Pilze als essbare, aber es sind immerhin noch genug…

UNSERE GROSSELTERN WAREN FORAGER

Meine Grosseltern sprachen mehr schlecht als Recht Englisch, und doch hat ihre
Generation das, was heute unter „Foraging“ von Paul Chambers und anderen beschrieben
und praktiziert wird, aus lebensnotwendigen Umständen am eigenen Leib erlebt. Schon
in den Vorkriegsjahren des zweiten Weltkriegs entstanden so z.B. für die Generation
unserer Grosseltern Gartensiedlungen um die Bevölkerung in den bevorstehenden
Kriegsjahren unabhängig von der Versorgung zu machen, indem man Wohnraum
subventionierte der an den Anbau von Obst, Gemüse und die Kleinviehhaltung gebunden
war. Unsere Generation hat selbst – glücklicherweise – auch die Nachkriegsjahre
nicht mehr erleben müssen, und shoppt heute ganz selbstverständlich im Supermarkt
nach Einkaufszettel. Wobei man auch lobenswerter Weise dem mündigen und immer
aufgeklärteren Bürger und auch dem Handel danken muss, dass es in den letzten Jahren
einen merklichen Trend zu regionalen Produkten gibt, die der Supermarkt direkt vom
Obsthof oder Bauer der Region bezieht.

Unabhängig von dieser – sehr convenienten Versorgungssituation – fangen immer mehr
Garten- und Balkonbesitzer an ihre Erden zu nutzen, Kräutertöpfchen und Gemüsebeete
zu hegen und pflegen.
Paul Chambers und alle die heute FORAGING betreiben gehen da noch einen Schritt
weiter. Sie sammeln in der freien Wildbahn, wobei das nicht so einfach ist wie es
sich anhört.

In der Eifel, hört man, fallen nicht selten organisierte Trupps auf, die die Wälder
durchstreifen und komplett leerpflücken. Und während unserer Urlaubsreisen habe ich
sie oft gesehen; Privatleute die am Rand der Landstrasse in der Provence wie in Polen gleichermassen campieren. Nicht aus Romantik, sondern um Geld zu verdienen,denn sie verkaufen Pilze und Beeren, die sie zuvor in den Wäldern gesammelt haben.
Oft haben meine Frau und ich diskutiert, ob man hier kaufen sollte oder nicht… Nach der Lektüre zum Thema Foraging wird mir jetzt einiges noch klarer, was ich gerne hier teilen möchte.

Denn so gross die Verlockung auch ist, die Beere oder das Kraut zu pflücken, die man
in der Natur sieht, so wichtig ist es mit dem richtigen Grundwissen und in verantwortungsvoller Weise aktiv zu werden, sich selber wie auch der Natur zuliebe.
Es gibt Pflanzen, die nicht nur ungeniessbar und/oder Schadstoffbelastet, sondern gar giftig sind. Abgesehen von den als bedrohte Art eingestuften Exemplaren.

MERKE: NICHT JEDER ORT IST FORAGING-GEEIGNET

Der Rand vielbefahrener Strassen bespielsweise ist in mehrerlei Hinsicht eine
ungeeignete Quelle für frische Nahrungsmittel, denn er beherbergt so ziemlich alles
was man nicht in seinem Mund haben möchte; Streusalze, Unkrautvernichtungsmittel,
Reifenabrieb, Öle und Schwermetalle. Abgesehen davon hinterlassen Menschen wie Tiere
dort Abfälle jedweder Art. Also streichen wir diese Quell mal ganz schnell.

Paul Chambers hat in London grüne Zentren entdeckt, in denen man wider Erwarten
foragen kann. Damit meint er nicht die grünen Rasenflächen und liniengezogenen
Beete, die mittels Chemie unkrautfrei bleiben, sondern vielmehr unkultivierte
Nischen, warnt aber gleichzeitig von alten, industriellen Flächen die zwar
augenscheinlich von der Natur übernommen anmuten, aber noch für Jahre belastet sind,
bevor man hier ohne eingehende Vorabanalyse Nahrungsmittel pflücken sollte. Und da
der gemeine Forager kein mobiles Labor mitführt, gilt die Regel alte
Industrieanlagen zu meiden. Das gleiche gilt für intensiv genutzte
landwirtschaftliche Flächen, deren Bewirtschaftung Pestizide und Herbizide vorsieht.
Die grünen Nischen übrigens benötigten wundersamerweise manchmal kaum grosse Menge
an Erden, vielen Pflanzen reicht das was sie zwischen Plastersteinen, Mauernischen
und alten Dächern finden schon als Nährbasis.

VERANTWORTUNGSVOLLER UMGANG MIT DER NATUR

Es gilt das, was wir aus dem Strassenverkehr kennen; Schilder beachten.
Privateigentum achten. Geschützte Flächen respektieren. EIn Abzupfen von Kräutern im
Naturschutzgebiet (Engl: SSSI’s = sites of specific scientific interest) ist kein
Kavaliersdelikt.

Die Forager sind sich einig was die Grundregeln betrifft:

Benutze immer eine Schere oder Messer, die Pflanzen niemals abreissen. Und schon gar
nicht ausreissen. Und nehme immer nur soviel, dass die Pflanze sich regenerieren
kann. Lass ihr Blätter zum Leben. Und auch der Natur ihren Teil, die Blüten
beispielweise sind für Insekten lebenswichtig. Foraging ist kein Einsammeln bis
nichts mehr übrigbleibt. Wer seinen Apfelbaum erntet, der schneidet auch nicht alle
Äste komplett ab, sondern pflückt behütsam ohne den Baum zu verletzten oder ihm
seine Lebensenegrie zu entziehen.

Geh nicht immer wieder an die gleiche Stelle. Auch wenn es in unserer DNA steckt,
dorthin zurückzukehren wo wir wissen „DA IST DAS FUTTER GUT“. Du bist hier nicht in
der Pommesbude. Suche weiter – denn die Natur braucht ihre Zeit um
nachzuproduzieren.
FORAGING IST KEIN SHOPPING
Lass die Plastiktüte zu Hause, nehm stattdessen eine Box mit. Kräuter und Blüter
sind darin zigmal besser aufgehoben.
Und zu gutem Schluss noch ein Rat:

NEHM UND ISS NUR DAS WAS DU KENNST
Ess niemals etwas, von dem Du Dir nicht zu 100% sicher bist was es ist.
Wann auch immer Du zweifelst, lass es. Es gibt zwar weniger giftige Pflanzen und
Pilze als essbare, aber es sind immerhin noch genug…

Volltext nach Login

Von admin

Schreibe einen Kommentar