Der Drehbuchautor Oliver Kracht hat den mit 20.000 Euro dotierten Thomas Strittmatter Preis der MFG Filmförderung Baden-Württemberg für sein Drehbuch „Die Geschichte des Trümmermädchens Charlotte Schumann“ gewonnen. Die Entscheidung für Oliver Krachts Arbeit wurde von einer dreiköpfigen Jury getroffen, die zwei weitere Stoffe nominiert hatte. Mit ihrem Thomas Strittmatter Preis zeichnet die MFG bereits seit 1999 alljährlich während der Berlinale unverfilmte Fernseh- oder Kino-Drehbücher aus. Beeindruckt zeigten sich die über 300 Gäste in der Berliner Landesvertretung Baden-Württembergs von der Lesung aus dem prämierten Buch durch die Schauspielerin Valery Tscheplanowa. Sie wird auch die Hauptrolle bei der Realisierung des Stoffes durch das Ludwigsburger Produktionsunternehmen simonsays.pictures verkörpern.

 

Petra Olschowski, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, betonte: „Mit Oliver Kracht gewinnt ein außergewöhnlicher Autor den Thomas Strittmatter Preis, dessen filmische Erzählweise in jedem Satz zu spüren ist. Dieses deutsche Nachkriegsepos ist das, was das heutige Kino braucht: eine hervorragend erzählte und gesellschaftlich bedeutende Geschichte.“

MFG-Geschäftsführer Carl Bergengruen ergänzte: „Ich gratuliere dem Autor Oliver Kracht herzlich und freue mich schon jetzt auf die MFG-geförderte Verfilmung mit Valery Tscheplanowa in der Hauptrolle. Mit ihrer Lesung beim heutigen Strittmatterpreis hat sie uns bereits einen beeindruckenden Vorgeschmack geliefert, was wir erwarten dürfen.“

Aus knapp vierzig Einreichungen, die von der Jury aus Aelrun Goette (Vorsitzende), Eva Mattes und Hendrik Hölzemann in anonymisierter Fassung gelesen wurden, waren zwei weitere Stoffe nominiert: „Sie glauben an Engel, Herr Drowak?“ von Bettina Gundermann und Pascal Nothdurft sowie „The Flying Mountain“ von Nicolas Steiner. Bereits die Nominierungen sind mit einem Preisgeld von 2.500 Euro verbunden.

Die Handlung von Oliver Krachts Drehbuch „Die Geschichte des Trümmermädchens Charlotte Schumann“ ist im Deutschland des Jahres 1946 angesiedelt. Hunger, Trümmer, heimkehrende Soldaten. Charlotte ist schwanger, aber ihr geliebter Heimkehrer will weder sie noch sein Kind. Um ihn für sich zu gewinnen und der drohenden Schande zu entgehen, schreibt sie sich für den “Fräuleinkurs” der Schauspielerin Gloria Deven ein, die im Faschismus ein aufstrebendes Filmsternchen war und nun Arbeitsverbot hat. Doch Gloria mit ihrem gnadenlosen Unterricht ist nicht daran interessiert, die im Krieg unnötig gewordene Koketterie der Mädchen wiederzubeleben. Stattdessen erweckt sie in Lotte die Sehnsucht nach etwas, dass ihr zu lange schon verwehrt wird: Freiheit.

Oliver Krachts Drama soll von der Ludwigsburger simonsays.pictures GmbH realisiert werden.

Die Jury begründete ihre Entscheidung u.a. mit den Worten: „Die Radikalität dieser Geschichte besteht in der ehrlichen Schamlosigkeit, mit der weibliche Rollenbilder vorgeführt werden und in ein irrsinniges Rachespektakel à la Quentin Tarantino münden. Zum Schluss wird nach Heldinnen gerufen – Ikonen müssen her! Doch Charlotte entgegnet: ‚Wir wollen Eure Ikonen nicht mehr. Wir wollen sie weder sehen, noch sein. Eure Zeit ist vorbei, Jungs!‘

 

MFG @ Berlinale

  • „SYSTEMSPRENGER“ im Wettbewerb
  • „DAS INNERE LEUCHTEN“ in der Reihe Perspektive Deutsches Kino
  • „Mit Haut und Haar“ in der Retrospektive 2019
  • Fünf Filme im Programm „Lola at Berlinale“
  • „Die neue Zeit (AT)“ bei den Drama Series Days

 

Im Berlinale-Wettbewerb

Die Preisträgerin des Thomas Strittmatter Preises 2017 hat es in den diesjährigen Wettbewerb der Berlinale geschafft. Das von Nora Fingscheidt selbst inszenierte Drehbuch “Systemsprenger“ erzählt von Benni (9), die eigentlich Bernadette heißt, aber wehe, jemand nennt sie so! Das dünne Mädchen mit der wilden Energie ist das, was man im Jugendamt einen „Systemsprenger“ nennt.

Das Drama der Regie-Absolventin der Filmakademie Baden-Württemberg Nora Fingscheidt wurde von Weydemann Bros. und der Kineo Filmproduktion in Koproduktion mit Oma Inge Film und dem ZDF/Das kleine Fernsehspiel realisiert.  Port au Prince Pictures bringt den Film ab Juni mit Unterstützung der MFG in die deutschen Kinos.

 

In der Reihe „Perspektive Deutsches Kino“

Beobachtend erforscht der für die Reihe „Perspektive Deutsches Kino“ ausgewählte Dokumentarfilm „Das innere Leuchten“ von Stefan Sick den Alltag von Menschen mit Demenz in einer Pflegeeinrichtung. Er wagt eine poetische Interpretation dieses besonderen Zustands. Die Stuttgarter AMA Filmproduktion (Ulla Lehmann, Andrea Roggon) hat das Projekt für die SWR-Reihe „Junger Dokumentarfilm“ realisiert.

 

Retrospektive 2019: „Selbstbestimmt. Perspektiven von Filmemacherinnen“

„Mit Haut und Haar“ von Martina Döcker und Crescentia Dünßer ist eine von der MFG im Jahr 1999 geförderte Produktion.

Wie war weibliche Identität am Anfang des Jahrhunderts? Sechs Frauen im Alter von 74 bis 96 Jahren sprechen über körperliche Erinnerungen aus ihrer Kindheit, Jugend und ihrer Zeit als junge Frauen. Die Dokumentarfilmerinnen stellen Fragen wie: Was wissen sie über Ihre Geburt? Schauen sie sich gerne an? Wurden sie aufgeklärt? Haben sie vom Fliegen geträumt? Haben sie Ihre Eltern nackt gesehen? Wie war der erste Kuss? Welche Träume hatten sie von Ihrer Zukunft? Was sind Ihre Lieblingseigenschaften bei einem Mann, bei einer Frau?

 

Lola at Berlinale

Fünf MFG-geförderte Spielfilme sind im Rahmen des European Film Market in der Reihe „Lola at Berlinale“ zu sehen, sie haben es in die Vorauswahl für die Nominierungen zum Deutschen Filmpreis geschafft:

„25 Km/h“ von Markus Goller

„Fly Rocket Fly“ von Oliver Schwehm

„Kleine Germanen“ von Mohammad Farokhmanesh & Frank Geiger

„Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ von Dennis Gansel

„Pettersson und Findus – Findus zieht um“ von Ali Samadi Ahadi

 

Drama Series Days

Für die visuellen Effekte der sechsteiligen ZDF/Arte-Serie „Die neue Zeit (AT)“ zeichnen die VFX-Spezialisten von Pixomondo in Stuttgart verantwortlich. Die Reihe erzählt nicht nur von den Meistern und Schülern des Bauhauses. Sie erzählt immer auch von der aufregenden neuen Kunst, die dort entstand oder weiterentwickelt wurde. Erstes Material von der  u.a. mit Anna Maria Mühe, Trine Dyrholm, Birgit Minichmayr, August Diehl, Hanns Zischler und Ronald Zehrfeld hochkarätig besetzten Miniserie (6 x 45 Min.) wird im Rahmen der Drama Series Days (11.-13.2.2019) im Zoopalast präsentiert.

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