40 Jahre Erfolgsgeschichte des Bayerischen Filmpreises zeigen: Bayern steht für Glanz und Glamour, aber auch für Kreativität und Qualität im Filmgeschäft. Dies betonte die für Filmförderung zuständige Staatsministerin für Digitales Judith Gerlach bei der Verleihung des Bayerischen Filmpreises in München: „Zum 40. Mal ist dieser Festabend ein wunderbarer Auftakt ins Jahr für die gesamte deutsche Filmbranche. Der Bayerische Filmpreis ist Prädikat für exzellente Arbeit. Es zeigt sich Jahr für Jahr: Der deutsche Film kann Weltklasse. Und das ist, was das Kino in Deutschland momentan am meisten braucht: fesselnde Geschichten, starke Umsetzung und viele Zuschauer. Dies unterstützt kein Land so sehr wie Bayern. Gute Filme sind die Brücke von der Leinwand ins eigene Kopfkino. Ein intelligenter Film ist wie ein guter Freund: unterhaltsam, verständnisvoll aber auch kritisch. Was das Dolby Theatre für die Oscars ist das Prinzregententheater für den Bayerischen Filmpreis. Ein Ort für strahlende Gesichter, große Emotionen und Triumphe.“ Der Bayerische Filmpreis ist mit Preisgeldern von insgesamt 300.000 Euro dotiert. Er wird in insgesamt 13 Kategorien vergeben. Die Preisträger wurden von einer zehnköpfigen Fachjury ausgewählt. Außerdem verliehen werden der Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten sowie der Publikumspreis.

„Die heute ausgezeichneten Preisträger zeigen, welch hochkarätige Filme in Deutschland – viele mit bayerischer Unterstützung – produziert werden. Seien es Biographien über Maler, prominente Entertainer oder Fußballer oder die Neuverfilmung eines Klassikers des Marionettentheaters. Die deutsche Filmlandschaft ist so vielseitig wie erfolgreich. Danke für die bewegenden und unterhaltenden Stunden“, so Gerlach.

Begründung der Jury zum Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten an Roland Emmerich:
Roland Emmerich ist ein Deutscher, der den amerikanischen Traum wahr gemacht hat und Menschen auf der ganzen Welt für das Kino begeistert. Geboren in Stuttgart-Obertürkheim hat er es über die Filmhochschule München und erfolgreiche Produktionen in Deutschland nach Hollywood geschafft, wo er für seine epischen, wegweisende visuelle Standards setzenden Katastrophenfilme als „Master of Desaster“ verehrt wird. Als Autor, Produzent und Regisseur ist er verantwortlich für einige der größten Blockbuster der Kino-Geschichte: „Stargate“ (1994), „The Day After Tomorrow“ (2004), „2012“ (2009) und natürlich „Independence Day“ (1996; Teil II: 2016). Von Anfang an war es Roland Emmerichs Antrieb, mit seinen Filmen so viele Zuschauer zu erreichen wie möglich. Und von Anfang an faszinierte ihn das Visionäre, das Überlebensgroße, das Außer- und Überirdische. Seine Helden, verkörpert von Superstars wie Kurt Russell, Will Smith oder Mel Gibson, haben mythologische Dimensionen – sie retten die Welt oder trotzen ihrem Untergang, indem sie für ihre moralische Integrität kämpfen. Und sie gehen bis zum Äußersten, wenn ihre Familie bedroht ist. Der Einsatz für diese Werte, Loyalität und Teamwork, zeichnet nicht nur Roland Emmerichs Protagonisten aus, er bestimmt auch sein Leben. Er gibt Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, von den Schauspielern bis zu den kreativen Schöpfern der Spezialeffekte, gerne und großzügig Gelegenheit, Außerordentliches zu leisten. Er inspiriert und unterstützt seine Regie-Kolleginnen und -Kollegen und den Kinonachwuchs mit Rat und Tat. Er setzt sich ein für die Gleichberechtigung von Homosexuellen, die er in seinem Film „Stonewall“ (2015) auch filmisch beeindruckend reflektiert hat, und engagiert sich aus tiefer Überzeugung für die Menschenrechte.

So liebt und lebt Roland Emmerich ganz großes Kino!

 

Nachfolgend die Namen der Preisträger und die Begründungen der Jury:

Der Produzentenpreis wird geteilt und geht mit jeweils 100.000 Euro an Robert Marciniak (Lieblingsfilm) für die Produktion des Films „Trautmann“ sowie an Max Wiedemann, Quirin Berg(Wiedemann & Berg) und Jan Mojto für die Produktion „Werk ohne Autor“.

Begründung der Jury für die Produktion von „Trautmann“:
In einer Zeit, als eine Annäherung zwischen England und Deutschland in weiter Ferne schien, schaffte es ausgerechnet ein ehemaliger Wehrmachtssoldat, die Herzen der Engländer zu erobern. Bernd Trautmann, von den Engländern „Bert“ genannt, gilt bis heute als einer der besten Torhüter der Welt.

Der Film „Trautmann“ beschreibt seinen steinigen Weg vom gehassten deutschen Nazi-Soldaten in britischer Kriegsgefangenschaft hin zum von allen geliebten Fußballstar bei Manchester City, der für den Sieg seiner Mannschaft seine Gesundheit und sogar sein Leben aufs Spiel setzt.

Dem Produzenten der Lieblingsfilm und dem Regisseur Marcus H. Rosenmüller gelingt mit „Trautmann“ ein kluger und emotionsgeladener Film, der alles mitbringt, was großes Kino braucht und weit mehr ist als das Biopic eines Fußballers. Es ist ein Appell an das Menschliche in uns. Die vielen Jahre der kräftezehrenden Vorarbeit haben sich gelohnt, um den Film als internationale – sprich bayerisch-irisch-englische – Koproduktion grandios in Szene zu setzen.

Begründung der Jury für die Produktion von „Werk ohne Autor“:
„Werk ohne Autor“ beginnt 1937 in Dresden mit dem fünfjährigen Kurt Barnert und wird die Stationen seiner Entwicklung zu einer künstlerischen Persönlichkeit bis in die sechziger Jahre in Düsseldorf aufblättern.

Viele Jahre hat der preisgekrönte Filmemacher Florian Henckel von Donnersmarck an dieser Geschichte recherchiert, geschrieben und schließlich den Film inszeniert. Solch einen langen künstlerischen Prozess mit internationalem Anspruch von Deutschland aus zu finanzieren und durchzuführen, braucht starke und kluge Partner. Der Film erzählt Barnerts Geschichte nicht nur über drei völlig unterschiedliche Zeitbezüge, sondern auch über die darin verwobenen dramatischen Handlungen von Figuren, die ihm nahestehen. Aufwändig inszenierte und mit einem beeindruckenden Ensemble gedrehte Szenen vereinen historische Anspielungen mit emotionalen Wirkungen. Im großen Finale schließlich wird der Film selbst zum Zeugnis eines künstlerischen Schaffensprozesses. Die filmische Wucht von „Werk ohne Autor“ hallt noch lange nach. Das deutsche Kino braucht solche Filme – und ihre mutigen und engagierten Produzenten!

 

Der Preis für die beste Regie (dotiert mit 10.000 Euro) geht an Caroline Link für ihren Film „Der Junge muss an die frische Luft“.

Begründung der Jury:
Die Verfilmung einer liebevollen Kindheit im Ruhrpott klingt nicht unbedingt nach dem großen Kinoerlebnis, auf das die deutschen Zuschauer warten. Wenn die Geschichte aber ein Bestseller des großen Entertainers Hape Kerkeling ist, die preisgekrönte Autorin Ruth Toma das Drehbuch schreibt und die Oscarpreisträgerin Caroline Link Regie führt, dann wird man – zu Recht! –  neugierig.

Caroline Link erzählt tief berührend die Geschichte eines Jungen, der seinen eigenen Weg findet. Dabei führt sie gekonnt ein großartiges Schauspieler-Ensemble – allen voran der witzige und sympathische Julius Weckauf als junger Hans-Peter. Die Regisseurin entfaltet meisterlich ihre Fähigkeiten, zwischenmenschliche Emotionen glaubhaft zu zeigen. Ob ein Schokomund oder ein roter Kussmund, detailgenau inszeniert Caroline Link Kleinigkeiten des Alltags mit einer Perfektion, die dem Film seine Stimmigkeit in allen Facetten gibt. Dieser Film darf nicht aufhören, denkt man beim Zuschauen, denn hier pulsiert in jeder Einstellung die Liebe zum Leben.

 

Der Nachwuchsregiepreis (dotiert mit 10.000 Euro) geht an Kerstin Polte für ihren Film „Wer hat eigentlich die Liebe erfunden?“.

Begründung der Jury:
Mit ihrem Debütfilm „Wer hat eigentlich die Liebe erfunden?“ gelingt Regisseurin und Drehbuchautorin Kerstin Polte ein besonderer Film mit außergewöhnlicher Tonalität: eine Komödie, reich an poetischen Klangfarben und philosophischen Obertönen. Mit großer Leichtigkeit lenkt die Regisseurin die Figuren durch eine phantasievolle Erzählung, die einen interpretatorischen Freiraum kreiert, der die Vorstellungskraft seiner Zuschauer inspiriert.

Kerstin Polte führt ihre durchweg wunderbaren Schauspieler mit großer Sensibilität durch Szenen und Stimmungen und lässt ihnen dabei jederzeit größtmögliche Freiheit, um in die tiefsten Seelenwinkel der Figuren einzutauchen und diese auf ihrer humorvollen wie zugleich tragischen Reise zu erkunden.

„Wer hat eigentlich die Liebe erfunden?“ ist magischer Realismus, ein Film, der im Kopf weiterläuft, auch wenn er auf der Leinwand längst sein Ende gefunden hat.

 

Der Preis für die beste Darstellerin (dotiert mit 10.000 Euro) wird verliehen an Marie Bäumer für ihre Rolle in „3 Tage in Quiberon“.

Begründung der Jury:
Für jeden Künstler, jede Künstlerin kann der Vergleich mit einem prominenten Star, der vor ihr kam, belastend sein. Marie Bäumer wurde seit dem Beginn ihrer Schauspielkarriere immer wieder mit Romy Schneider verglichen. In „3 Tage in Quiberon“ schlüpft sie nun tatsächlich in die Rolle der Romy Schneider und beschert damit der Welt einen ebenso grandiosen wie berührenden Moment des großen Schauspielerkinos. Wie sie lächelt, wie sie weint, wie sie sich Feuer geben lässt, wie sie provoziert und doch oft schüchtern bleibt, wie sie flirtet und tanzt: Marie Bäumer ist dabei Romy Schneider, mit deren Manierismen, mit ihrer Durchlässigkeit, Klugheit und Schönheit. Marie Bäumer muss dabei den Vergleich nie scheuen. Dabei spielt sie Romy, eine Frau in einer tiefen Lebenskrise, so intensiv und authentisch, dass sich der Zuschauer noch einmal in sie verliebt. Vielen Dank Marie Bäumer!

 

Den Preis als bester Darsteller (dotiert mit 10.000 Euro) erhält Alexander Scheer für seine Rolle in „Gundermann“.

Begründung der Jury:
Gerhard „Gundi“ Gundermann ist ein Poet, ein Idealist, ein Baggerfahrer und Weltverbesserer. Und ein Stasi-Spitzel.

„Ich spiel dir den, mit allem was ich habe!“ hat Alexander Scheer dem Regisseur Andreas Dresen versprochen. Und dieses Versprechen hat er gehalten! Alexander Scheer hat sich den Liedermacher Gundermann „übergezogen“ wie eine zweite Haut: hochengagiert, sensibel, seltsam, zerrissen und stark zugleich. Wie Alexander Scheer hier die Waage zwischen Drama und Komödie auslotet und dabei auch noch musikalisch hundertprozentig überzeugt, ist beeindruckend und berührend. Mit jeder Geste, jedem gesungenen Ton, jedem Nasenschniefer oder Zurechtrücken der großen Brille, glaubt man als Zuschauer Gundermann persönlich kennengelernt zu haben. Das ist eine unglaubliche und großartige schauspielerische und auch musikalisch Leistung: Wir gratulieren von Herzen zu dieser gelungenen darstellerischen Leistung!

 

Der Preis für die beste Nachwuchsdarstellerin (dotiert mit 5.000 Euro) wird verliehen an Svenja Jung für ihre Rolle in „A Gschicht über d´Lieb“.

Begründung der Jury:
Svenja Jung fällt auf, seit sie vor knapp vier Jahren zum ersten Mal auf der großen Leinwand zu sehen war. Und danach immer wieder, als exzessives Berliner Partygirl, als beste Freundin mit dem schönsten falschen Lächeln, als geistig behindertes Mädchen. Ihre Wandlungsfähigkeit ist dabei fast schon ihr Handicap. Denn jetzt gilt es, sie in „A Gschicht über d´Lieb‘“ wiederzuerkennen. In diesem historischen Drama spielt die 25-jährige eine schwäbische Bauerntochter. Als diese lebt sie Anfang der 1950er Jahre auf dem Lande, wo Härte und Rohheit dominieren. Nur ein Mensch scheint sie zu verstehen, ihr Bruder, der fatalerweise mehr als nur geschwisterliche Liebe für sie empfindet. Svenja Jung zeigt die Leiden und die Leidenschaften dieser jungen Frau mit höchster Ausdruckskraft. Sie nimmt den Zuschauer mit, macht ihm das Unverständliche erklärlich. Aus ihrem Gesicht will er immer neue Figuren, immer neue Facetten lesen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn Svenja Jung in Zukunft in einer richtigen Hollywood-Produktion mitspielen würde, z.B. als junge Jedi-Schülerin. Dass sie das Zeug dazu hat, hat sie schon bewiesen.

 

Der Preis für den besten Nachwuchsdarsteller (dotiert mit 5.000 Euro) wird verliehen an Max Hubacher für seine Rolle in „Der Hauptmann“.

Begründung der Jury:
Max Hubacher verkörpert grandios in dem beeindruckenden Kinofilm „Der Hauptmann“ den Wehrmachts-Gefreiten Willi Herold, der auf der Flucht vor der Front durch eine gefundene Uniform in die Rolle eines Hauptmannes schlüpft. Diese „Rolle in der Rolle“ balanciert er auf schmalem Grat aus: zwischen nahezu jugendlicher Unschuld und der grausamen Härte eines Mannes, den die gewonnene Macht zum Mörder werden lässt. Max Hubacher schafft es, dass man sich als Zuschauer zunächst gut mit der Figur des Willi Herold identifizieren kann, doch mit jeder Lüge, jeder Straßenkontrolle, jeder Handlung der Gewalt wünscht man sich schon bald, sich mehr und mehr von ihm zu distanzieren.

Aber man kommt ihm nicht aus! Zu verstörend ist es, seine Veränderung vom Gejagten zum Jäger mitzuerleben. Es ist bemerkenswert, wie akribisch Hubacher sich auf diese Rolle eingelassen hat und diese mit jeder Faser verkörpert. Er gibt damit der Grausamkeit des Krieges ein Gesicht.

 

Den Drehbuchpreis (dotiert mit 10.000 Euro) erhält Christian Petzold für das Drehbuch zu dem Film „Transit“.

Begründung der Jury:
Christian Petzolds Filme beschreiben Figuren, die am Rande der Gesellschaft stehen, Suchende sind, oder vom Schicksal Getroffene, die in Zwischenräumen existieren. In seinem Film „Transit“, nach Motiven des weltberühmten Romans von Anna Seghers, reist die Hauptfigur Georg (gespielt von Franz Rogowski) als Flüchtling von Paris nach Marseille, und zugleich zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Petzold gelingt es in seiner Adaption, losgelöst von genauen Zeitbezügen eine eigene Erzählebene zu schaffen, in der seine Figuren wortkarg und in wachsender Unsicherheit umeinanderkreisen. Als Zuschauer verlieren wir uns mit und in diesen Geschichten und hören in unseren Köpfen die Fragen, die der Film „Transit“ stellt, ohne dass sie ausgesprochen werden müssten: „Werde ich ankommen?“, „Werde ich wieder dazu gehören?“, „Wer werde ich sein?“ In „Transit“ hat Christian Petzold Etüden der Unsicherheit entworfen, die noch lange nachklingen.

 

Den Preis für die beste Bildgestaltung(dotiert mit 10.000 Euro) bekommt Benedict Neuenfels für den Film „Styx“.

Begründung der Jury:
Bildgewaltig gelingt es den Filmemachern in „Styx“ von einer starken Protagonistin zu erzählen, die auf einem Segelschiff unvermittelt aus ihrer heilen Welt gerissen wird, als sie auf ein überfülltes und in Seenot geratenes Flüchtlingsboot trifft.

Benedict Neuenfels schafft es in kongenialen Kinobildern, das moralische Dilemma der Notärztin Rike glaubhaft und packend zu vermitteln. Der Schauplatz des Meeres ist auf das Wesentliche reduziert und wirkt archaisch. Ganz dem Leitsatz „Kino ist Körper in Bewegung“ gelingt es dem Bildgestalter authentisch und in langen, besonnenen Einstellungen die Notlage der Protagonisten zu veräußerlichen und den körperlichen Kraftakt spürbar zu machen. Durch seine kluge Bildgestaltung empfindet der Zuschauer hautnah die Beklemmung und den physischen und psychologischen Schwindel der Situation auf hoher See. Die Kamera unterstützt dabei die beeindruckende schauspielerische Leistung von Susanne Wolff, die den Zuschauer vom ersten Moment an in ihren Bann zieht. „Styx“ ist ein großes Stück Gegenwartskino, das uns dank dieser hervorragenden Bildgestaltung die brisanten Themen Flüchtlingskrise, Menschlichkeit und Verantwortung schmerzlich nahebringt.

 

Den Preis für die besten Visual Effects(dotiert mit 10.000 Euro) bekommt Frank Schlegel für den Film „Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer“.

Begründung der Jury:
Wer kennt Michael Endes Geschichte von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer nicht? Die Verfilmung durch die Augsburger Puppenkiste ist legendär. Sich an diesen Stoff zu wagen, ist mutig und visionär. Dank des Produzenten Christian Becker, des Regisseurs, Dennis Gansel, und der beeindruckend realistischen und unglaublich detailreichen Umsetzung der phantastischen Entwürfe des Production Designers Matthias Müsse durch die in Deutschland beheimateten Studios für Visual Effects (VFX) entsteht hier eine ganz neue, bisher nur in den Köpfen der Leser der Bücher existierende Welt mit atemberaubenden Bildern: das vom Meer umtoste Inselchen Lummerland, die phantastische Stadt des Kaisers von Mandala, die düstere Drachenstadt oder die wilden Landschaften und Wüsten dieser imaginären Weltreise. Fast alles, was im deutschen VFX-Schaffen Rang und Namen hat, Trixter, ScanlineVFX, Mackevision, Chimney und RISE FX, hat daran mitgewirkt, diese Welt zu erschaffen. Unter der Leitung und Koordination des VFX-Supervisors Frank Schlegel entstand dieser Film, der zeigt, dass nicht nur im Auftrag der US-Studios großes Kino und tolles Entertainment entstehen kann.

 

Den Preis für den besten Kinder- und Jugendfilm (dotiert mit 10.000 Euro) erhält Aron Lehmann (Regisseur) für den Film „Das schönste Mädchen der Welt“.

Begründung der Jury:
Der Film „Das schönste Mädchen der Welt“ versetzt die bekannte Geschichte des Cyrano de Bergerac ins Hier und Jetzt und transformiert den Wettstreit der Wörter in das Milieu des Battle-Rap. Cyrill, der wegen seiner riesigen Nase gemobbt wird, versteckt sich dabei hinter einer goldenen Maske. Und wie auch in der Vorlage, verwechselt die schöne Roxanne den Klugen mit dem Schönen und die Wirrungen nehmen ihren Lauf.

Dass in dieser Geschichte Klugheit über Schönheit siegt, ist kein pädagogischer Appell, sondern schlicht einer der schönsten Liebesfilme der letzten Jahre.

Seine Kraft und Ehrlichkeit zieht der Film aus dem so intelligenten wie frechen Drehbuch, das Lars Kraume zusammen mit Aron Lehman und Judy Horney geschrieben hat, hervorragenden Songtexten, bezaubernden Darstellern und vor allem einer wunderbaren Regieleistung von Aron Lehmann.

 

Der Dokumentarfilmpreis (dotiert mit 10.000 Euro) geht an Markus Imhoof für den Film „Eldorado“.

Begründung der Jury:
Weit vor dem Spätsommer 2015 begann Markus Imhoof seine Arbeit zu „Eldorado“, einem Dokumentarfilm über das weltweite Phänomen der Flüchtlingsströme. Inzwischen gibt es viele Filme zu diesem Thema, doch dieser hier ist etwas ganz Besonderes: Auf kluge Art und Weise verbindet der Filmemacher Beobachtungen auf dem Rettungskreuzer „Mare Nostrum“, in einem italienischen Auffanglager, einem Ghetto „Illegaler“ und einer Schweizer Flüchtlingsunterkunft mit der Analyse von Kausalzusammenhängen der europäischen Flüchtlingspolitik mit den globalen Handelsströmen. Dieses Kunststück gelingt Markus Imhoof durch hervorragend gewählte Protagonisten, deren Schicksale uns nicht nur emotional zutiefst berühren, sondern die darüber hinaus politische Missstände schonungslos offenlegen.

Dies alles durchwebt er mit einem poetischen Exkurs in die Vergangenheit: In die Schweiz des Jahres 1945, in der seine Familie „Giovanna“, ein hungerndes italienisches Mädchen, aufnimmt – Imhoofs erste Liebe. Im imaginären Dialog mit ihr schafft er einen eindringlichen Appell an die Menschlichkeit. Denn wie sagt Giovanna zu ihm: „Wir leben alle unter den gleichen Sternen“.

 

Den Sonderpreis erhält Oliver Haffner für den Film „Wackersdorf

Begründung der Jury:
Ein gesetzestreuer Oberpfälzer Lokalpolitiker wird zur Gallionsfigur für den zivilen Ungehorsam und zum unfreiwilligen Helden seiner Zeit. In den politisch aufgeheizten 1980er Jahren lässt sich Landrat Hans Schuirer von keiner Seite vereinnahmen, steht aufrecht im Sturm, weil er an den Rechtsstaat glaubt. Bis er eines Besseren belehrt wird. Das ist der Stoff, aus dem Wackersdorf ist: ein zeitgeschichtliches Politdrama über den erfolgreichen Kampf gegen eine atomare Wiederaufbereitungs-anlage gigantischen Ausmaßes und zugleich ein großer Heimatfilm.

Wackersdorf ist eine mutige Filmerzählung über Zivilcourage und den Sieg des gesunden Menschenverstands. Regisseur Oliver Haffner und Produzent Ingo Fliess, haben über viele Jahre die politischen und wirtschaftlichen Hintergründe der geplanten Wiederaufbereitungsanlage recherchiert, zahllose Interviews und Gespräche mit Zeitzeugen geführt. Die Begegnung mit dem Landrat und dessen Widersacher und späteren Mitstreiter Bössenecker hat die Filmemacher nachhaltig inspiriert und bis zur Fertigstellung des Films darin bestärkt, dass die Wirklichkeit immer noch die stärksten Geschichten bereithält.

 

Den Publikumspreis, der von den Zuschauern von kinokino, dem Filmmagazin im BR Fernsehen, und den Hörern von Bayern 1 ausgewählt wurde, erhalten Ed Herzog, (Regisseur) mit Sebastian Bezzel, Lisa Maria Potthoff, Kerstin Schmidbauer, Rita Falk und Stefan Betz für den Film „Sauerkrautkoma“.

 

Die Preisträger erhalten bei erstmaliger Auszeichnung als Preissymbol den „Pierrot“, bei weiteren Prämierungen eine andere Figur aus der „Italienischen Komödie“ nach Entwürfen von Franz-Anton Bustelli der Porzellanmanufaktur Nymphenburg sowie einen Geldbetrag. Mit einer Preissumme von insgesamt 300.000 Euro gehört der Bayerische Filmpreis zu den bedeutendsten Medienpreisen in Deutschland.

Die Mitglieder der Jury 2018 sind: Dagmar Biller, Daniel Curio (Vorsitzender), Susanne Hermanski, Rudolf Huber, Maggie Peren, Bettina Reitz, Bettina Ricklefs, Gernot Roll, Jule Ronstedt und Thomas E. Rudzik.

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