Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeichnete am 8. November die deutschen Medaillengewinnerinnen und -gewinner der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2020 in Tokio für ihre sportlichen Erfolge mit dem Silbernen Lorbeerblatt in Berlin aus. Die Spiele fanden aufgrund der Corona-Pandemie erst im Sommer 2021 in Japan statt.

Die Ehrung der Athletinnen und Athleten eröffnet der Bundespräsident mit einer Ansprache. Anschließend überreicht er den Sportlerinnen und Sportlern die Auszeichnung. Das Silberne Lorbeerblatt ist die höchste staatliche Anerkennung für Spitzenleistungen im deutschen Sport. Sie wurde 1950 von Bundespräsident Theodor Heuss gestiftet. Bundespräsident Richard von Weizsäcker zeichnete 1993 erstmals Medaillengewinnerinnen und -gewinner der Olympischen und Paralympischen Spiele in einer gemeinsamen Feierstunde aus.

Ansprache bei der Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes an die Medaillengewinnerinnen und -gewinner der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2020  in Tokio 2021

 

Lauter Siegerinnen! Lauter Sieger! Das ist ein tolles Bild! Und ich freue mich sehr, heute bei Ihnen zu sein, liebe Sportlerinnen und Sportler. Bei Ihnen, die bei den olympischen und paralympischen Spielen in Tokio erster, zweiter oder dritter Sieger geworden sind.

Ich freue mich, dass Sie gekommen sind, um heute das Silberne Lorbeerblatt in Empfang zu nehmen. Nicht alle konnten es möglich machen. Umso mehr freue ich mich, dass Elena Krawzow, unsere Paralympiasiegerin über 100 Meter Brustschwimmen, unter uns ist. Nach ihrer schweren Erkrankung ist das nicht selbstverständlich. Liebe Frau Semechin, wie Sie nach Ihrer Hochzeit ja jetzt offiziell heißen: Wir alle freuen uns, dass Sie Ihre Operation gut überstanden haben, und wünschen Ihnen für Ihre weitere Genesung alles Gute!

Liebe Gäste, natürlich hätte ich Sie alle gern zu mir, in den offiziellen Amtssitz des Bundespräsidenten, das Schloss Bellevue, eingeladen. Aber dazu wären Sie, gerade wegen der Pandemie-Beschränkungen, einfach zu viele. Das ist einerseits schade, weil der Rahmen natürlich noch einmal ein ganz anderer, wenn Sie so wollen: feierlicherer wäre. Andererseits können wir uns darüber freuen, dass trotz aller Corona-Schwierigkeiten so viele Athletinnen und Athleten von den Olympischen Spielen mit einer Medaille nach Hause gekommen sind!

Darauf können in erster Linie natürlich Sie stolz sein, die Sie selber die besonderen Leistungen erbracht haben. Darüber können sich auch alle Freunde des Sports, alle Fans, alle Zuschauerinnen und Zuschauer freuen, die mitgefiebert haben, die begeistert oder gerührt waren – oder beides zusammen.

So nah und so intensiv wie nie zuvor haben die Medien diesmal die Wettkämpfe und den Jubel der Sieger wie auch die Enttäuschung der Verlierer eingefangen. So nah wie nie zuvor konnten wir zu Hause verfolgen, welche Anstrengungen und Anspannungen, welche Geschicklichkeit, welche Kondition, welche körperliche und seelische Disziplin und Selbstkontrolle dazu gehören, um bei olympischen und paralympischen Spielen mithalten zu können.

Ironischerweise war diese große – manche sagen auch kritisch: übergroße – mediale Nähe ausgerechnet bei diesen Spielen zu erfahren, die ansonsten ja praktisch ohne Livepublikum auskommen mussten. Nur so haben sie, was auch nicht unumstritten war und ist, überhaupt ausgetragen werden können.

Es waren also eigenartige, es waren sehr besondere Spiele, mit so gut wie gar keinen anfeuernden Fans in den Hallen, an den Bahnen und im Stadion. Und es waren um ein ganzes Jahr verspätete Spiele, was für Sie, die Aktiven, ganz besondere Herausforderungen mit sich brachte.

Sie sind es gewohnt, Ihre Leistungsfähigkeit auf ein bestimmtes Datum hin aufzubauen und zu steigern und genau dann topfit zu sein, Und gerade wenn Sie eine derjenigen Sportarten betreiben, die an gewöhnlichen Wettkampftagen nicht gerade die Massen anziehen, haben Sie sich darauf gefreut, von vielen tausenden, begeisterten Menschen im voll besetzten Stadion, in den Hallen und an den Streckenrändern angefeuert und zu besonderen Höchstleistungen getragen zu werden.

All das fehlte diesmal und umso höher ist es einzuschätzen, wenn Sie alle, die Sie jetzt hier sind, dennoch so erfolgreich abgeschnitten haben.

Das Silberne Lorbeerblatt ist die Anerkennung unseres Landes für überragende sportliche Leistungen. Und Siege bei olympischen und paralympischen Spielen gehören ganz ohne Frage zu solchen Leistungen – und unter den diesjährigen Umständen, wie gesagt, erst recht.

Es ist übrigens interessant, dass Bundespräsident Heuss das Silberne Lorbeerblatt gestiftet hat, kaum dass die Bundesrepublik ein Jahr alt war. Im Sommer 1950 wurden bereits erste Athleten damit ausgezeichnet. Das bedeutet, dass unser Staat von Anfang an sportlichen Erfolgen eine große Bedeutung beimisst.

Und diejenigen, die solche Erfolge erringen, sind ja auch für viele andere Vorbilder. Nicht nur im sportlichen Bereich. Diese Vorbildfunktion erstreckt sich auf vieles. Wie Sportlerinnen und Sportler sich charakterlich verhalten, wie und wofür sie in gesellschaftlichen Fragen Stellung beziehen, das wirkt, ob Sie es wollen oder nicht, auf viele andere Menschen. Insofern bedeutet die Auszeichnung mit dem Silbernen Lorbeerblatt auch eine Verantwortung. Ich denke, dass Sie alle sich dessen bewusst sind.

Liebe Athletinnen und Athleten, Sie alle haben diese Spiele auf eine ganz besondere, einmalige Weise erlebt. Nicht nur jeder Sieg, nein, jeder einzelne Start hat eine ganz besondere, einmalige Geschichte, die ihm vorausging, die ihn begleitet und die ihm nachfolgt. Eine Geschichte, die im Tiefsten nur Sie selber kennen und die sich in einem noch so tiefen und intensiven Gemeinschaftserlebnis nicht auflöst.

Trotzdem bleibt uns allen natürlich die ein oder andere Geschichte, die öffentlich geworden ist, im Gedächtnis: So wie die Zerstörung des Bootes unseres Vierers beim Transport in Luxemburg – und das Hoffen und Bangen, ob es das einzig existierende Ersatzboot rechtzeitig nach Tokio schaffen würde. Es hat geklappt. Wie entscheidend doch oft Zufälle sein können, die außerhalb unserer Macht liegen, und wie alles auf Messers Schneide stehen kann, ohne dass wir noch eingreifen können.

Und was für Überraschungen immer möglich sind: Aline Rotter-Focken gewinnt als erste deutsche Ringerin eine Medaille – und dann noch Gold! Ein sporthistorischer Moment!

Und welche ganz besonderen Geschichten: Die Radfahrerin Annika Zeyen hat für die Teilnahme an den Spielen ihre Hochzeit verschoben – und bei den Paralympics Gold im Zeitfahren und Silber im Straßenrennen gewonnen. Möge Ihre Ehe dann von solchen Erfolgen beflügelt beginnen!

Eine besondere Geschichte ist sicher auch der erste deutsche Olympiasieg im Tennis-Einzel der Herren, den Alexander Zverev errang – und sich darüber so gefreut hat, dass wir alle davon angesteckt wurden. Ich denke, dass die Freude eines hochbezahlten Profis gerade über diesen Sieg bei Olympia viele andere, deren Sportarten zwischen den Spielen eher im Schatten stehen, noch einmal hoch motiviert hat.

Und eines hat mich noch besonders stark beeindruckt. Unsere Radlerinnen im Bahnvierer waren bereits im Halbfinale Weltrekord gefahren und haben diesen Rekord dann im Finale noch einmal übertroffen und Gold geholt! Immer das Beste geben: Hier hat man diesen Willen wieder großartig erleben können.

Ich bin mir sicher: Es gibt noch so viele einzelne Geschichten, die diese Spiele für alle auf je besondere Art unvergesslich gemacht haben. Vielleicht kommen wir ja gleich dazu, uns noch gegenseitig das eine oder andere zu erzählen.

Damit wir aber bald zur Hauptsache des heutigen Tages, nämlich der Aushändigung des Silbernen Lorbeerblattes kommen, will ich hier schließen.

Allen zusammen noch einmal einen herzlichen Glückwunsch, ein herzliches Dankeschön und alles Gute für Ihre weitere sportliche und persönliche Zukunft!

————-

Bei den Olympischen und Paralympischen Sommerspielen konnten insgesamt 45 Sportlerinnen und 59 Sportler eine Medaille erringen.

Mit dem Silbernen Lorbeerblatt werden geehrt:

Bogenschießen

Michelle Kroppen, Berlin
Bronze, Recurve Team

Charline Schwarz, Feucht
Bronze, Recurve Team

Lisa Unruh, Berlin
Bronze, Recurve Team

Judo

Johannes Valentin Frey, Sankt Augustin
Bronze, Team Mixed

Jasmin Grabowski, Leverkusen
Bronze, Team Mixed

Katharina Menz, Magstadt
Bronze, Team Mixed

Dominic Ressel, Frechen
Bronze, Team Mixed

Giovanna Scoccimarro, Hannover
Bronze, Team Mixed

Sebastian Seidl, München
Bronze, Team Mixed

Theresa Stoll, München
Bronze, Team Mixed

Martyna Trajdos, Köln
Bronze, Team Mixed

Eduard Trippel, Rüsselsheim
Silber (bis 96 kg)
Bronze, Team Mixed

Anna-Maria Wagner, Köln
Bronze, (bis 78 kg)
Bronze, Team Mixed

Igor Wandtke, Hannover
Bronze, Team Mixed

Kanu-Rennsport

Sebastian Brendel, Potsdam
Bronze, Canadier Zweier

Tim Hecker, Berlin
Bronze, Canadier Zweier

Felicia Laberer, Berlin
Bronze, Kajak Einzel

Max Lemke, Lampertheim
Gold, Kanu Vierer 500 m

Tom Liebscher, Dresden
Gold, Kanu Vierer 500 m

Edina Müller, Stelle
Gold, Kajak Einzel

Ronald Rauhe, Falkensee
Gold, Kanu Vierer 500 m

Max Rendschmidt, Bonn
Gold, Kanu Vierer 500 m

 

Kanuslalom

Hannes Aigner, Augsburg
Bronze, Kajak Einer

Ricarda Funk, Augsburg
Gold, Kajak Einer

Andrea Herzog, Leipzig
Bronze, Canadier

Max Hoff, Hamburg
Silber, Kajak 1000 m

Jacob Schopf, Potsdam
Silber, Kajak 1000 m

Sideris Tasiadis, Friedberg
Bronze, Canadier

Leichtathletik

Lindy Ave, Greifswald
Gold, 400 m
Bronze, 100 m

Irmgard Bensusan, Leverkusen
Silber, 100 m
Silber, 200 m

Johannes Floors, Leverkusen
Gold, 400 m
Bronze, 100 m

Francés Hermann, Cottbus
Silber, Speerwurf

Jonathan Hilbert, Erfurt
Silber, 50 km Gehen

Niko Kappel, Welzheim
Bronze, Kugelstoßen

Ali Lacin, Berlin
Bronze, 200 m

Kristin Pudenz, Potsdam
Silber, Diskus

Markus Rehm, Leverkusen
Gold, Weitsprung

Felix Streng, Köln
Gold, 100 m
Silber, 200 m

 

Radsport

Franziska Brauße, Eningen unter Achalm
Gold, Bahnrad Vierer

Lisa Brennauer, Durach
Gold, Bahnrad Vierer

Kerstin Brachtendorf, Ettringen
Bronze, Zeitfahren

Angelika Dreock-Käser, Bernried
Silber, Straßenfahren
Bronze, Zeitfahren

Lisa Klein, Erfurt
Gold, Bahnrad Vierer

Mieke Kröger, Hürth
Gold, Bahnrad Vierer

Emma Hinze, Cottbus
Silber, Teamsprint

Jana Majunke, Cottbus
Gold, Straßenrennen
Gold, Zeitfahren

Vico Merklein, Babenhausen
Silber, Zeitfahren

Denise Schindler, Olching
Bronze, 3000m Verfolgung Straße

Matthias Schindler, Nürnberg
Bronze, Zeitfahren

Michael Teuber, Dietenhausen
Bronze, Zeitfahren

Steffen Warias, Allschwil / Schweiz
Silber, Zeitfahren

Annika Zeyen, Hennef
Gold, Zeitfahren
Silber, Straßenrennen

 

 

Reiten

Julia Krajewski, Warendorf
Gold, Vielseitigkeit Einzel

Regine Mispelkamp, Geldern
Gold, Dressur Einzel

Rudern

Laurits Follert, Dortmund
Silber, Achter

Malte Jakschik, Dortmund
Silber, Achter

Torben Johannesen, Groß-Grönau
Silber, Achter

Hannes Ocik, Dortmund
Silber, Achter

Jason-Toby Osborne, Mainz
Silber, Leichtgewichts-Doppelzweier

Olaf Roggensack, Dortmund
Silber, Achter

Jonathan Rommelmann, Mülheim an der Ruhr
Silber, Leichtgewichts-Doppelzweier

Martin Sauer, Dortmund
Silber, Achter

Richard Schmidt, Dortmund
Silber, Achter

Jakob Schneider, Bochum
Silber, Achter

Johannes Weißenfeld, Dortmund
Silber, Achter

Schießen

Natascha Hiltrop, Hünstetten
Gold, Luftgewehr
Silber, Sportschießen Mixed 10

 

Schwimmen

Taliso Engel, Nürnberg
Gold, 100 m Brust

Sarah Köhler, Berlin
Bronze, 1500 m Freistil

Elena Krawzow (jetzt Semechin), Berlin
Gold, 100 m Brust

Verena Schott, Berlin
Bronze, 100 m Brust
Bronze, 100 m Rücken
Bronze, 200 m Lagen

Florian Wellbrock, Magdeburg
Gold, 10 km
Bronze, 1500 m Freistil

Segeln

Erik Heil, Berlin
Bronze, 49er Klasse

Paul Kohlhoff, Kiel
Bronze, Nacra 17 Mixed

Tina Maximiliane Lutz, Bergen
Silber, 49er FX Klasse

Thomas Plößel, Berlin
Bronze, 49er Klasse

Alica Stuhlemmer, Altenholz
Bronze, Nacra 17 Mixed

Tischtennis

Valentin Baus, Bochum
Gold, Einzel

Thomas Brüchle, Lindau
Silber, Team

Patrick Franziska, Rödermark
Silber, Team

Stephanie Grebe, Uetersen
Bronze, Einzel

Thomas Rau, Köln
Bronze, Team

Thomas Schmidberger, Düsseldorf
Silber, Einzel
Silber, Team

Björn Schnake, Hildesheim
Bronze, Team

Triathlon

Martin Schulz, Leipzig
Gold

Turnen

Lukas Dauser, Halle (Saale)
Silber, Barren

Wasserspringen

Patrick Hausding, Berlin
Bronze, Synchronspringen 3 m

Lars Rüdiger, Berlin
Bronze, Synchronspringen 3 m

Lena Hentschel, Dresden
Bronze, Synchronspringen 3 m

Tina Punzel, Dresden
Bronze, Synchronspringen 3 m

Von admin