Anders als in anderen Ländern Europas spielen in Deutschland die besten Clubs nicht in der Hauptstadt. Berlin hinkt aus verschiedenen Gründen hinterher.

Paris Saint-Germain, Real Madrid, Benfica Lissabon – in fast allen europäischen Ländern geben die Fußballclubs der Hauptstadt den Ton an. Aber nicht nur im Fußball, sondern auch in anderen Leitsportarten wie Basketball, Handball und Eishockey kommen die dominierenden Teams aus der Hauptstadt. In Deutschland ist es dagegen sehr auffällig, dass sich die Mannschaften aus Berlin eher im Mittelfeld bewegen. Sei es Hertha BSC, die Füchse, die Eisbären oder Alba – sie alle laufen beim Kampf um die deutsche Meisterschaft in ihren jeweiligen Sportarten hinterher.

 

Die „graue Maus“ Hertha

 

Bekanntlich ist die aktuelle Bundesliga-Saison die letzte, in der Gerhard Delling zum Team der ARD-Sportschau gehört. Dass er in einer seiner letzten Sendungen die erste Meisterschaft von Hertha BSC seit 1931 verkünden wird, ist allerdings so gut wie ausgeschlossen. Zwar kamen die Berliner in dieser Spielzeit einmal mehr sehr gut aus den Startlöchern und mischten an den ersten sechs Spieltagen an der Spitze der Tabelle mit. Dann allerdings folgte der Absturz – und die Hertha muss auf dem mittelmäßigen achten Rang überwintern. In dieser Tabellenregion kennen sich die Hauptstädter aus, schließlich haben sie die letzten fünf Saisons zwischen Platz sechs und 15 beendet. Zwar hat der aktuelle Trainer Pál Dárdai dem Team ein gewisses Profil verliehen, auf einen dauerhaften Angriff auf die Tabellenspitze wartet man in Berlin jedoch bislang vergeblich. Auch wenn Titel für die Hertha derzeit meilenweit entfernt sind, befindet sie sich doch auf dem aufsteigenden Ast. Nach zwei Abstiegen in den 2010er-Jahren hat sie sich in den letzten Jahren in der obersten deutschen Spielklasse etabliert. Mit den Abstiegsrängen hat sie nichts zu tun, die Konstanz des Clubs sorgt stattdessen für finanzielle Sicherheit. Die Schattenseite ist jedoch, dass Hertha BSC in den Medien als „graue Maus“ wahrgenommen wird. Auch an den zurückgehenden Zuschauerzahlen im Olympiastadion ist zu erkennen, dass das Image des Vereins unter der Mittelmäßigkeit leidet. Helfen kann wohl nur ein spektakulärerer Fußball, der zwar auch keine Meisterschaft einbringt, aber immerhin das Publikum begeistert.

 

Albas Weg zurück nach oben

 

Seit der Gründung im Jahr 1991 ist der Basketballclub Alba Berlin acht Mal Meister geworden und damit in diesem Zeitraum der erfolgreichste Verein nach Brose Bamberg (neun Meistertitel seit 1991). Die letzte Meisterschaft der Berliner ist jedoch bereits 15 Jahre her. Anders als bei Hertha BSC gehört Alba zu den beliebtesten Teams Deutschlands und lockt mit fast 10.000 Zuschauern die meisten Fans im gesamten europäischen Basketball zu seinen Heimspielen. Ebenfalls im Gegensatz zu den fußballspielenden Hauptstadt-Kollegen gehört Alba zu Beginn jeder Saison zum Favoritenkreis für die Meisterschaft. Dass es trotzdem so lange nicht geklappt hat, liegt unter anderem an der finanziellen Überlegenheit der Konkurrenz. So ging der Stern von Brose Bamberg mit dem Einstieg des Hauptsponsors Brose Fahrzeugteile im Sommer 2006 einher. Und nachdem die Macher von Bayern München 2010 die finanzielle Unterstützung ihre Basketball-Abteilung verstärkt haben, ist auch dieses Team an Alba vorbeigezogen. In der Saison 2017/2018 waren die Berliner sowohl Vizemeister als auch Pokalfinalist und mussten sich jeweils nur den Bayern geschlagen geben. Wird bei Alba weiterhin konstant gute Arbeit geleistet und kann der aktuelle spanische Trainer Aíto García Reneses sein Können unter Beweis stellen, dann findet das lange Warten auf eine Meisterschaft vielleicht bald ein Ende.

 

Übermächtige Konkurrenz

 

Am zweiten Weihnachtstag 2018 beendeten die Eisbären Berlin eine lange Durststrecke. Damit bewiesen sie, dass ihnen durchaus nicht die Motivation fehlt, wieder oben anzugreifen. Dass sie es können, haben sie in der vergangenen Spielzeit unter Beweis gestellt. Da haben sie das Meisterschaftsfinale erreicht und die Serie denkbar knapp mit 3:4 gegen den EHC Red Bull München verloren. Über Erfolge wie die der Eisbären würden sich die Füchse Berlin durchaus freuen. In der Handball-Bundesliga belegen sie zwar regelmäßige obere Plätze, über Rang drei sind sie dabei jedoch noch nie herausgekommen. Immerhin gewannen sie in den Jahren 2015 und 2018 den EHF-Pokal und damit die zweitwichtigste Trophäe im europäischen Handball. Außerdem holten sie 2014 den deutschen Pokal. In der Bundesliga haben die Füchse Jahr für Jahr mit übermächtigen Kontrahenten zu kämpfen. Die SG Flensburg-Handewitt, der THW Kiel, die Rhein-Neckar Löwen und der SC Magdeburg gehören zu den besten Teams in ganz Europa. Um sie im Verlauf einer Saison hinter sich zu lassen, bedarf es schon einer außergewöhnlichen Leistung über mehrere Monate hinweg.

 

 

 

Volleyballer machen’s vor

 

Alle großen Berliner Teams in den wichtigsten Mannschaftssportarten haben mit verschiedenen Problemen zu kämpfen, die verhindern, dass sie endlich mal wieder bis an die Spitze vordringen. Dass es ein Verein aus der deutschen Hauptstadt schaffen kann, haben die Berlin Recycling Volleys in den vergangenen Jahren bewiesen. Seit der Saison 2011/2012 haben sie fünf Mal die Volleyball-Bundesliga gewonnen.

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