Die Gewinnerinnen und Gewinner des DEUTSCHEN SCHAUSPIELPREISES 2022, der heute Abend vor 800 Gästen in Berlin vergeben wurde, stehen fest. Ausgerichtet wird der DEUTSCHE SCHAUSPIELPREIS vom Bundesverband Schauspiel (BFFS) gemeinsam mit der Agentur LA MAISON Victor • Schilly & Friends.
Die Preisträgerinnen und Preisträger DEUTSCHER SCHAUSPIELPREIS 2022:
– Dramatische Hauptrolle: Meltem Kaptan in „Rabiye Kurnaz gegen Georg W. Bush“
– Dramatische Hauptrolle: Franz Rogowski in „Große Freiheit“
– Dramatische Nebenrolle: Seyneb Saleh in „Toubab“
– Komödiantische Rolle: Lisa Wagner in „Die Wespe“
– Episodische Rolle: Jule Böwe in „Tatort – Die Kalten und die Toten“
– Duo: Farba Dieng & Julius Nitschkoff in „Toubab“
– Starker Auftritt: Sarah Viktoria Frick in „Kaiserschmarrndrama“
– Nachwuchspreis: Dora Zygouri in „Die Saat“
– „Die Stimme“: Rubina Nath
Bereits verkündet wurde folgende Spezialpreise des Deutschen Schauspielpreises:
– Fairnesspreis von BFFS und ver.di FilmUnion: der Dokumentarfilm ‚Garagenvolk’ von Natalija Yefimkina
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– Therese-Giehse-Preis: Johanna Kappauf, Münchener Kammerspiele
– Ensemblepreis: das Ensemble von ‚Die Discounter‘ mit den Caster*innen Lisa Stutzky und Patrick Dreikauss
Außerdem verlieh der Vorstand des BFFS aus Vorschlägen der Jury und der BFFS-Mitglieder zwei Ehrenpreise:
– Ehrenpreis Lebenswerk: Michael Degen (posthum)
– Ehrenpreis Inspiration: Isabella Vértes-Schütter, Intendantin des Hamburger Ernst-Deutsch-Theaters
Ensemblepreis des DSP
Der Ensemblepreis des DSP geht an das Ensemble von „Die Discounter“. Bei der vielfach ausgezeichneten Serie die von Pyjama Pictures, der Produktionsfirma von Christian Ulmen und Carsten Kelber produziert und von den Caster*innen Lisa Stutzky und Patrick Dreikauss besetzt wurde, führten die Zwillingsbrüder Emil und Oskar Belton sowie Bruno Alexander Regie. Die Serie startete im Dezember 2021 bei Amazon Prime und basiert auf der niederländischen Fernsehserie „Vakkenvullers“.
Zwischen Mockumentary und Improvisation folgt „Die Discounter“ einer Gruppe von Marktmitarbeiter*innen rund um Titus (Bruno Alexander), der neu im Discounter ‚Feinkost Kolinski‘ in Hamburg Altona beginnt. Unter der Leitung von Filialleiter Thorsten (Marc Hosemann) wird es im Supermarkt nie langweilig – Katastrophen und Dramen sind vorprogrammiert. Unzufriedene Kund*innen, stehlende Mitarbeiter*innen, eine Mäuseplage und schlechte Bilanzen machen den Alltag zu einem Tanz auf dem Vulkan. Die strebsame stellvertretende Filialleiterin Pina und der hilflose Sicherheitschef Jonas scheinen die Einzigen zu sein, die den Laden am Laufen halten wollen, doch selbst sie stoßen im täglichen Chaos des Supermarkts an ihre Grenzen.
Die Nominierungsjury des DSP zu „Die Discounter“: „Mit viel Humor lässt uns ‚Die Discounter‘ hinter die Kulissen einer Billig-Supermarkt-Filiale schauen und überzeugt durch die enorme Spielfreude des Ensembles. Im starken Zusammenspiel gelingt es, dass jeder einzelne Charakter zum Protagonisten wird. Die improvisierten Dialoge entfalten ihre Komik besonders in den unangenehmen Situationen, in die sich die Spieler*innen immer wieder gegenseitig bringen. Hier wird keiner verschont, und gerade das macht alle Figuren trotz oder gerade wegen ihrer Schwächen und Gemeinheiten so sympathisch.
Die Schauspielerinnen Laura Louisa Garde und Jane Chirwa werden den Preis überreichen und die Laudatio halten.
Therese Giehse Preis
Die Schauspielerin Johanna Kappauf von den Münchner Kammerspielen erhält im Rahmen des diesjährigen Deutschen Schauspielpreises den Therese Giehse Preis für ihr Spiel in dem Theaterstück „Wer immer hofft, stirbt singend“. Als Pate vergibt in diesem Jahr der Schauspieler und Schriftsteller Edgar Selge den Preis. Die Pat*in wechselt jährlich und zeichnet eine Kolleg*in aus, die oder der ihm ein besonderes, nachhaltig inspirierendes Theatererlebnis beschert hat.
Edgar Selge zu seiner Wahl (Auszug): „Wie oft warten wir auf den besonderen Bühnenmoment, einen Augenblick der Spontanität, der Inspiration der Kolleginnen und Kollegen. Im Frühjahr war ich in den Münchner Kammerspielen bei einer Premiere mit dem wunderlichen Titel: ‚Wer immer hofft, stirbt singen‘“. Eine Aufführung nach Texten von Alexander Kluge über die Zukunft des Zirkus und über unsere Erwartungen an das Theater. In einer Szene tritt eine Zirkusprinzessin auf und kündigt eine außergewöhnliche Nummer an: ‚Der Entfesselungskünstler im Haifischbecke‘“. Mit ihrer Begeisterung schraubt sie unsere Neugierde in die Höhe und versetzt uns ins Glück freudigster Erwartung. Man lacht und klatscht, weil man kaum zu glauben wagt, das sehen zu dürfen, was diese Prinzessin vorschlägt. Man sieht es auch nicht. Denn schon bald lässt sie die Luft raus, und wir landen mit ihr auf dem Teppich der Enttäuschung. Dann zündet sie mit der Ankündigung der nächsten Nummer wieder ein Feuerwerk, wir lassen uns wieder täuschen, hoffen auf „Elefanten unter der Zirkuskuppel“ und landen wieder krachend auf dem Boden nicht erfüllter Versprechen. Und so brennt sie eine Wunderkerze nach der andern ab, bis wir erkennen, dass das Ankommen in der Enttäuschung so schön ist, wie das Hochschrauben der Erwartung. Das ist dann ein Gewinn an Erkenntnis, den uns niemand wegnehmen kann. Die Schauspielerin, der dieses Kunststück gelingt, heißt Johanna Kappauf, und ihre Begabung für Euphorie, ihr Humor für Enttäuschung und ihr Timing für die Verknüpfung von beidem ist sensationell.…
Diese Aufführung der Kammerspiele von Jan Christoph Gockel setzt das Prinzip der Inklusion um, und Johanna Kappauf zeigt uns, was wir alle dabei gewinnen können.“
Johanna Kappauf wurde 1999 in München geboren. Sie arbeitet bei der SWW München Weberei und spielt bei der Theatergruppe „Die Blindgänger“. Sie hat an Inklusionsworkshops der Otto Falckenberg Schule 2019 und 2020 teilgenommen. 2021 war Johanna Kappauf für „Heidi weint – Eine Gefühlsversammlung“ erstmals als Gast an den Münchner Kammerspielen engagiert.
Die Verleihung des Deutschen Schauspielpreises fand in der Berliner Eventlocation Spindler & Klatt statt.
Über den Deutschen Schauspielpreis: Der Deutsche Schauspielpreis wurde vom Bundesverband Schauspiel e.V. (BFFS) ins Leben gerufen und während der Berlinale 2012 zum ersten Mal verliehen. Die Preisverleihung ist eine Non-Profit-Veranstaltung, die nur durch ein breites ehrenamtliches Engagement der Schauspieler*innen, zahlreicher Freunde und Unterstützer*innen, Förder*innen und Sponsor*innen ermöglicht wird. www.schauspielpreis.com
Über den Bundesverband Schauspiel e.V. (BFFS):
BFFS steht für Bühne, Film, Fernsehen, Sprache. Gegründet 2006 ist der BFFS als Verband und Gewerkschaft mit seinen über 3.800 Schauspieler*innen inzwischen die größte nationale Schauspieler*innenorganisation und die mitgliederstärkste Berufsvertretung der deutschen Film-, Fernseh- und Theaterlandschaft. Der BFFS vertritt die berufsständischen sowie die gewerkschaftlichen Interessen der Schauspieler*innen in Deutschland. Er will die kulturellen, gesellschaftlichen, politischen, rechtlichen, tariflichen und sozialen Rahmenbedingungen verbessern bzw. schaffen, die sowohl den einzigartigen Schauspielberuf schützen, bewahren und fördern als auch die besondere Lebens- und Erwerbsituation der Künstler*innen berücksichtigen, die diesen Schauspielberuf ausüben. Der Vorstand des BFFS arbeitet ehrenamtlich.