Eindrucksvoll das Entree. Die hohen Decken sind der ehemaligen Tagesspiegel-Druckerei geschuldet. Die Bar ist selbstbewusst vorne zentral platziert und lädt zum Verweilen ein. Für den kleinen Hunger zwischendurch, kann man sich auch an die Bar setzen oder man kommt auch nur für einen der exzellenten Drinks vorbei bzw. auf einen Absacker nach der Verwöhnung mit den kulinarischen Schätzen aus der offenen Küche. Also: auf keinen Fall verpassen.
Zum Empfang bekommen wir warme, in Zitronengras getränkte Tücher zur Erfrischung gereicht. Eine schöne Geste, um dem Alltag zu entfliehen und bereit für einen entspannten Abend zu sein. Mit japanischem Sake-Aperitifs – Karakuchi Gold und Kazin werden wir auf einen genussvollen Abend eingestimmt.
Wir wenden uns nun den Sushis (Maki) zu. Der aufmerksame, höfliche, zurückhaltende und allseits kompetente Service empfiehlt uns Weißburgunder und Riesling. Wir kosten „Ebi Panko“ (Tempura-Garnele mit scharfer Sauce und Avocado), „Spicy Tuna“ (Thunfisch mit Gurke, Chili, Miso Aioli, Masago, Kataifi und Kresse), „Pink Alaska“ (Lachs mit Avocado, Frischkäse und Lumpfischrogen), „Gypsi Rolls“ (flambierter Lachs mit Avocado, Gurke, Ingwer, Chili und roten Zwiebeln), „New York Subway“ (Tempura Garnele, Avocado, scharfe Sauce, garniert mit Lachs und dezentem Knoblauch) und „Hamachi“ (Gelbflossenmarkrele). Die Auswahl bestach durch eine schöne und aromatisch faszinierende Vielfalt von höchster Qualität und Frische.
An dieser Stelle einige Bemerkungen zum Konzept. Das Sticks n Sushi, ein Familienbetrieb mit 20jähriger Tradition aus Kopenhagen, hat nach erfolgreichen Expansionen in der Heimat inzwischen fünf Filialen in London eröffnet und hat sich dieses Jahr dann endlich auf den nicht ganz einfachen Markt Berlin gewagt. Zurecht wie wir finden. Zwar sind die Speisekarten überall gleich, dennoch wäre es vermessen hier von System- oder Franchisegastronomie zu sprechen. Die Küche in Berlin verantwortet der 38jährige Song Lee aus Seoul, der zuvor schon Küchenchef im Berliner DAE MON war. In Lees eigenen Worten: „ Mein Team und ich stehen für hohe japanische Handwerkskunst, eine gute Produktqualität und kreative Loyalität zur japanischen Küche“. Überzeugend ist das Probier- bzw. Häppchen-Prinzip. Man isst sich quasi in die tolle Küche ein und geht auf eine kulinarische Entdeckungsreise. Der Service fungiert mit fundiertem Fachwissen als Reiseleitung.
Nun haben wir uns zu den Highlights vorgearbeitet. Diese bestehen aus japanischen und dänischen Yakitori, kleinere oder größer Grillspieße, die keine Wünsche offen lassen. Wir genießen exklusiv „Wagyu Yaki“(aus Kyushu mit Salz, Pfeffer und Zitrone) als Direktimport von Japans berühmtesten Wagyu-Züchter Ozaki. Ein leicht süßlicher „Shake Teriyaki“ (Lachs mit Teriyaki), zauberhaft konsistente „Hotate Bacon“ (Jacobsmuscheln in Bacon) sowie fein süßliche „Satsumaimo Yaki“ (Süßkartoffeln mit Teriyaki). Welten entfernt vom klassischen bayerischen Schweinebauch und daher umso faszinierender der „Buta Bara“ (Schweinebauch mit Seam und Yuzu-Miso). Das „Yakiniku“ (Entrecote vom Rind mit Yakiniku Marinade) war ein Gedicht. Zwischendurch mal etwas dänisch ausgeflipptes: „Chiizu Maki“ Emmentaler mit Bacon. Das „Ramuyaki“ (Lamm T-Bone mit Miso-Kräuterbutter) war zart und lag optimal auf dem Grill. Der Zuchtpilz „Eringi“ (gegrillter Kräutersaitling mit Misokräuterbutter) war von schöner Konsistenz in einer perfekt abgeschmeckten Kräuterbutter. Der Star des Abends – und Liebling von Koch und Team – war zweifelsohne der „Gindara No Miso“ (Schwarzer Kabeljau misomariniert) ist der absolute Hammer. Super lecker, super edel. Kein Wunder, gilt er doch bei den Japanern vor allen anderen Fischen als der beste. Das macht Lust auf mehr.
Schon rundum zufrieden, wollten wir uns dennoch vom Dessert inspirieren lassen. Es gab viererlei: Eine spannende, kreative Schoko Creme Brulee vom Lakritz, leicht fluffiges, zitroniges „Yuzu Sorbet“, einen herben „Matcha Cake“ (mit Marzipan und Schokolade) und „Dark Chocolate“ (mit Karamel und geröstetem Sesam).
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