Diese Antwort gibt der Inhaber-Gastgeber und einer der umtriebigsten Berliner Veranstalter, Bork Melms, wenn er darauf angesprochen wird, wie man denn in Kladow, im Bezirk Spandau eine „Speisewirtschaft“ eröffnen könne.
Wir wurden zu einem Kurzurlaub nach Neukladow entführt. Vorab gab es knusprige Brotscheiben frisch aus dem Ofen, mit Olivenöl und dazu Oliven- und Kichererbsencreme. Ein schnörkelloser Einstieg in einen kulinarischen Abend. Die Vorspeisenvariationen (Zwiebelsuppe, Burrato und Ragout Fin) überzeugten in ihrer fein abgestimmten Komposition. Passend zur Jahreszeit führte die Entenbrus in Tranchen, gereicht mit Blaukraut auf Birnenspiegel und einer Williamskartoffel durch den Hauptgang. Zum Dessert erfreute uns Panna cotta auf Himbeerspiegel mit Himbeerkompott.
Zwischen den Gängen erläuterte Melms in charmanter und unterhaltsamer Art und Weise über die Geschichte des Gutshauses und seine Pläne, dem Haus kulinarischen und kulturellen Atem wieder einzuhauchen. Etwa, dass einst die Eltern des Reichsgründers Otto von Bismarck im Gutshaus residierten. Ode, dass unter dem Kunsthistoriker Dr. Johannes Guthmann Neukladow seine Blütezeit erlebte und so bedeutende Persönlichkeiten wie Max Reinhardt, Walther Rathenau, Max Slevogt, Paul Cassirer, Alfred Grenander, Max Liebermann, Gerhard Hauptmann oder August Gaul sich die Klinke in die Hand gaben und man vom Kladower Salon sprach.
Mit dem Gutshaus hat Melms noch einiges vor. Neben der Restauration, die im Erdgeschoss mit Speisewirtschaft und Café und einer Außenterrasse aufwartet, hat er den ehemaligen Theatersaal und das Kaminzimmer herrichten lassen. Neben kleineren Familienfeiern und Hochzeiten, auch das Standesamt Spandau habe schon Interesse gezeigt, soll die Salonidee mit Kunstausstellungen und Theaterstücken und Konzerten wiederbelebt werden. In der kommenden Adventszeit stehen auch Backaktionen für Kinder auf dem Programm.
Das denkmalgeschützte Gutshaus (1971) inmitten des ebenfalls denkmalgeschützten Gutsparks (1988) am Ufer von Havel und Wannsee verschafft diesem Ort eine einzigartige Ruhe und Atmosphäre, in der gestresste Hauptstädter in einem netten Ambiente und bei einem souveränen und kompetenten Service auftanken können.
Wir sind äußerst stolz darauf Ihnen mitteilen zu können, dass wir im Gutshaus nun in der kommenden Zeit wieder ein umfangreiches Kulturprogramm mit verschiedensten Veranstaltungen anbieten.
In Zusammenarbeit mit der Kulturpark GmbH und der Bürgerstiftung Gutspark Neukladow hat sich das Gutshaus Team in den letzten Monaten mit der Zusammenstellung eines vielseitigen Angebots an kulturellen Veranstaltungen beschäftigt.
Des Weiteren laden wir Sie herzlich zu unserem neuen Dinnerkonzept „Neukladower Speisewirtschaft“ ein, welches wir seit Anfang des Monats in unserem Hause anbieten. Hier erwartet Sie eine feine Auswahl an Speisen und Getränken, die Sie an weiß eingedeckten Tischen bei Kerzenschein und einem lodernden Kamin genießen können. Die wechselnde Monatskarte und eine ausgesuchte Weinkarte lassen keine Gaumenträume offen!
Das Gutshaus Neukladow
Die Geschichte des Gutshauses
und des historischen Gutsparks
Wie alles begann
Das Gebiet entlang der Havel gehörte ab dem 14. Jahrhundert zum Benediktinerinnenkloster St. Marien zu Spandau. Nach dessen Auflösung zur Zeit der Reformation gelangte es in den Besitz der Brandenburger Kurfürsten und damit später der preußischen Könige. Als Anerkennung für seine Verdienste überließ König Friedrich Wilhelm Ill. (1770-1840) 1799 das Lehnschulzengut "Neu-Cladow" seinem Kabinettsrat Anastasius Ludwig Menken.
Anastasius Ludwig Menken, der erste "bürgerliche" Besitzer des Gutes, entstammte einer alten Gelehrtenfamilie. Als in den Rechtswissenschaften profilierter, engster Ratgeber des preußischen Königs entwickelte er eine Verwaltungsreform der preußischen Provinzen Südpreußen und Nordostpreußen.. In der Absicht, den Vertrauten seiner Regierung "benachbart" zu wissen, bestärkte Friedrich Wilhelm III., der seine Land- bzw. Sommersitze Paretz und Kaninchenwerder, die spätere Pfaueninsel, liebte, die Bauabsichten Menkens in jeder Weise.
Auf dem vorerst in Erbpacht überlassenen Grund ließ Menken ein Gutshaus errichten und einen Park anlegen. Der klare Kubus des "Gutshauses Cladow" nimmt erstmalig mehrere Grundformen märkischer Herrenhäuser aus dem 17. bis 18. Jahrhundert auf. In seiner Ausrichtung der Räumlichkeiten zeigt es bauliche Parallelen zu Schloss Paretz. Heute sind diese Landsitze auch Architekturzeugen eines Denkens, das von der Aufklärung und einem zunehmend emanzipierten Bürgertum geprägt wurde.
Menken konnte nur kurze Zeit das neue Landgut bewohnen. Er starb bereits 1801. Die Familie erwarb das Gut und behielt es bis 1815. Die Tochter Menkens, Louise Wilhelmine, heiratete 1806 in der Potsdamer Garnisonkirche den Gutsherrn Ferdinand von Bismarck. Ihr Sohn Otto von Bismarck sollte die Geschicke Preußens nachhaltig mitgestalten.
Frühes 20. Jahrhundert
Bis zum Jahr 1887 wechselte das Gut mehrmals den Besitzer. In diesem Jahr erwarb der Berliner Zementfabrikant und Mitbesitzer der Rüdersdorfer Kalksteinwerke Robert Guthmann das Anwesen und später auch das Gut Gatow.
Im Jahr 1909 wählte sein Sohn, der Kunsthistoriker Dr. Johannes Guthmann, Gutshaus und Park zu seinem Lebensmittelpunkt. Er betrieb gemeinsam mit seinem Vater einen umfangreichen, aufwertenden Umbau des Anwesens und gewann mit dem Maler und Architekten Paul Schultze-Naumburg für Gebäude und Park sowie dem Architekten Alfred Grenander für die Innengestaltung maßgebliche Protagonisten des aufstrebenden Berlins.
Unter Schultze-Naumburg entstanden die beiden Torhäuser, die Einfriedung sowie im Park die Nischenmauer mit der später von Slevogt ausgemalten Loggetta. Er legte auch die Strukturen des alten Gutsparks wieder frei und schuf, darauf aufbauend, einen weitläufigen Park mit altem Baumbestand und offenen Wiesen. Ein Blumengarten mit Wasserbecken, der von einer offenen Pergola ergänzt wurde, gab dem Anwesen seinen ganz besonderen Reiz.
Neukladow erlebte unter Johannes Guthmann seine Blütezeit. Es entwickelte sich zu einem Ort künstlerischen Schaffens und wurde zum Treffpunkt bedeutender Persönlichkeiten wie Max Reinhardt und Walther Rathenau, dem Maler Max Slevogt und dem Bildhauer August Gaul, der eigens für den Gutspark die Tierplastik des Eselreiters und den Eisenstein schuf.
Johannes Guthmann verließ 1921 Neukladow auf Wunsch seines Vaters, der das Gut seiner Tochter Mary vererbt hatte. Mary verkaufte die Güter Neukladow und Gatow bereits 1928 an die Stadt Berlin.
Die folgenden Jahre brachten dem Gut eine wechselvolle Geschichte mit unterschiedlichen Nutzungen. Seit 1995 stand das Gutshaus viele Jahre leer. Eine geplante Bebauung im Park und damit der Verlust dieses Kleinods konnte in den 1990er Jahren durch die Kladower Bürger verhindert werden.
Der Gutspark
Die Erinnerungen Dr. Johannes Guthmanns an seine Kindertage waren eng verknüpft mit den sonntäglichen Ausflügen in das "kleine Schlösschen". Viele ungezwungene Nachmittage verbrachte er in der verwunschenen Menken’schen Gartenanlage.
Schultze-Naumburg verwandelte den zu einem Wald verwilderten Park in eine repräsentative Parklandschaft. Vor allem öffnete er Sichten im Waldbereich und schuf wieder die wichtigen Blickbeziehungen zur Havel.
Der junge, damals noch unbekannte Staudenzüchter Karl Förster wurde hinzugezogen. Dessen Angebot verwarf Guthmann jedoch mit den Worten: "Alles wunderschön – aber die Endsumme!“ Guthmann entdeckte seine eigene gärtnerische Leidenschaft. Er teilte das nach Süden gerichtete Parterre in regelmäßige Blumenbeete und integrierte mittig ein gemauertes Wasserbecken. In den Blumengärten gruppierte er in neubiedermeierscher Manier farbenprächtige Stauden gegen einjährige Sommerblumen.
Erst später verband ihn mit Förster eine freundschaftliche Beziehung.
Der Gutspark Neukladow vermittelt in seiner Umsetzung von landschaftlichem Reiz, topografischer Besonderheit und deren architektonischer Überhöhung noch immer eine romantisch anmutende Stimmung, auch geprägt durch die von Guthmann ausgewählten Plätze ganz persönlicher Sinngebung wie Gauls Gedenkstein für seine Schwester Else, das Naturtheater – die aus den ehemaligen Hecken inzwischen ausgewachsenen Linden zeugen noch heute davon –, das Blumenparterre mit dem Wasserbecken und der Nischenmauer von Schultze-Naumburg.
Aufgrund seiner geschichtlichen, künstlerischen und wissenschaftlichen Bedeutung wurden die Gebäude gemäß Bauordnung Berlin im Jahre 1971 zum Denkmal erklärt, die Unterschutzstellung des Gutspark erfolgte 1988.
Kladower Salon
Unter Dr. Johannes Guthmann und seinem Freund Joachim Zimmermann wurde das Gut Neukladow zu einem Treffpunkt der Berliner Gesellschaft und Künstler. Die reizvolle Lage auf dem exponierten Plateau, die Fernsichten über die Havel, das Spiel des Lichts im Zuge der Jahreszeiten übten einen ganz besonderen Reiz aus.
Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Wissenschaft trafen sich in der Tradition des Salongedankens zu den "Kladower Abenden". Namen wie Conrad Ansorge, Hans Beggerow, Sarah Bernardt, Paul Cassirer, Felix Deutsch, Lucie Höflich, Gerhard Hauptmann, Georg Kolbe, Max Liebermann, Walther Rathenau und Max Reinhardt stehen für die besondere kulturhistorische Bedeutung Neukladows.
Die persönliche Verbundenheit von Max Slevogt, Alfred Grenander und August Gaul zu Neu-Kladow bewirkte, dass sie dem Ort durch Ausstattung mit eigenen Werken seine Unverwechselbarkeit gaben. Alfred Grenander, der Architekt aus Schweden, gestaltete die Innenräume und verstand es "jedem Material … einen geheimen Reiz abzugewinnen" (1), August Gaul, der Bildhauer, der "selbst, im einzelnen bis auf den Zentimeter genau sein Werk in die freie Natur stellte …" (1) und Max Slevogt, der den Gartenpavillon u. a. mit Motiven aus der Zauberflöte ausmalte. Viel später äußerte Guthmann sich in seinem literarischen Nachlass: "Neu-Cladow hatte den Zauber, den es ausgeübt, zum großen Teile seinen Gästen zu danken“ (1).
Der Eselreiter August Gauls gelangte über seine vorübergehende Aufstellung im Koeltzepark in das Foyer des Spandauer Rathauses.
Seit 2006 werden Gebäude und Park wieder für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Die Kulturpark GmbH knüpft mit Ausstellungen, Workshops, Lesungen und Festivals an die Tradition zu Beginn des 20. Jahrhunderts an.
Program ab November
Sonntag 19.11.2017 – 15 Uhr
Vortrag
"Mit der Leinwand an die Havel – Neu-Cladow und die Berliner Secession“ (Vortag im Rahmen der Guthmann Lectures)
Mittwoch 22.11.2017 – 17 und 19 Uhr Ausstellungseröffnung
"Große Preußen und Habsburger im Gutshaus Neukladow" 22.11.17 bis 10.01.2018
Sonntag 26.11.2017 – 15 Uhr
Vortrag
"Zwischen Paris und Berlin – Maria Slavona und der Berliner Impressionismus" (Vortrag im Rahmen des Jungen Forum)
Donnerstag 30.11.2017 – 11, 13 und 15 Uhr Backaktion
Plätzchen backen für GROß und KLEIN / Schulen und Kitas WILLKOMMEN!
Anmeldung unter 030 36 41 38 92
Dezember
Freitag 01.12.2017 – 20 Uhr
Konzert
THE BONDÌ/ZVERKHANOVSKY DUO:
Jazz-Klassiker arrangiert für die Besetzung im authentischen 30er Swing Stil
Website: https://www.danilzverkhanovsky.com
Sonntag 03.12.2017 – 11, 13 und 15 Uhr Backaktion
Plätzchen backen für GROß und KLEIN
Anmeldung unter 030 36 41 38 92
Mittwoch 06.12.2017 – 10 und 17 Uhr
Kinderaktion
Jedes Kind kann sich Süßigkeiten im Gutshaus abholen!
Samstag 09.12.2017 – 15 Uhr
Soirée
"Von der Unvergänglichkeit des Schönen in der Welt"
Eine musikalisch-literarische Soirée mit Miriam-Esther Owesle & Heike Hofereiter
Samstag 16.12.2017 – 20 Uhr
Konzert Berliner Residenz Konzerte präsentiert das erste Klassikkonzert im Gutshaus Neukladow Dinner (ab 17 Uhr) vorab möglich!
Konzerttickets (nur Vorverkauf) erhalten sie unter: 030 36 41 38 92 Ticketpreise: 19 Euro pro Person
Sonntag 17.12.2017 – 15 Uhr Livemusik & Tanz Tanztee mit Kiki Kessler – Sie singt Schlager und Oldies – Live! Dazu ein großes Kuchenbuffet. Bitte reservieren Sie ihre Tickets unter: 030 36 41 38 92
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