Mit 500.000€ dotierte Auszeichnung unter Schirmfrauschaft der Bundestagspräsidentin für bedeutende Beiträge zur Erhaltung menschlicher und planetarer Gesundheit
Der Virchow-Preis 2024 wird an Lucy Gilson und Johan Rockström für ihren ganzheitlichen, systembasierten Ansatz zur Wahrung menschlicher und planetarer Gesundheit verliehen.
Beide Preisträger betonen in ihren wissenschaftlichen Arbeiten, dass Gesundheit, Umwelt, Klima und Sozialsysteme eng miteinander verknüpft sind und voneinander abhängen. Gilson und Rockström eint der Fokus auf menschliches Wohlergehen und Nachhaltigkeit. Sie engagieren sich für eine resiliente, gesündere und sicherere Welt und vertreten dabei in direktem Zusammenhang mit der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen die Werte des Virchow-Preises: Menschenrechte, Solidarität und Gerechtigkeit.
Lucy Gilson leitet die Abteilung für Gesundheitspolitik und -systeme an der Universität Kapstadt und ist zudem Professorin an der London School of Hygiene and Tropical Medicine. Gilsons Forschung treibt den transformativen Wandel in Richtung einer nachhaltigeren, widerstandsfähigeren und gerechteren Struktur der Gesundheitssysteme an. Gleichzeitig setzt sie sich für ein menschenzentriertes Gesundheitswesen ein, leistet durch innovative und kontinuierliche Ansätze eine wichtige Übersetzung von der Strategie- auf die konkrete Anwendungsebene, um Verbesserungen vor Ort zu erreichen. Gilson hat sich damit um einen gerechteren Gesundheitszugang und eine qualitätsorientierte Gesundheitsversorgung verdient gemacht.
Johan Rockström leitet das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, ist Professor an der Universität Stockholm und Chief Scientist bei Conservation International, USA. Rockströms bahnbrechende Arbeit dreht sich um das Konzept der planetaren Grenzen, das den sicheren Handlungsspielraum für die Menschheit definiert, damit sich auch künftige Generationen nachhaltig und verantwortungsbewusst auf einem gesunden Planeten Erde entwickeln können. Das umfasst kritische Prozesse wie Klimawandel, Verlust der Biodiversität, Süßwassernutzung und Nährstoffkreisläufen und hebt deren direkte Bedeutung für Gesundheit hervor.
Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und international anerkannt für seine Forschung zu globalen Nachhaltigkeitsfragen, wird mit dem Virchow-Preis 2024 ausgezeichnet. Die Virchow-Stiftung verleiht den internationalen Preis jährlich für herausragende Beiträge zur Lösung weltweiter Gesundheitsprobleme und ehrt in diesem Jahr zwei Preistragende. Neben Johan Rockström erhält die Politik- und Systemforscherin Lucy Gilson den mit insgesamt 500.000 Euro dotierten Preis. Beide Preistragende werden für ihre ganzheitlichen und systembasierten Ansätze zum Schutz der menschlichen und planetaren Gesundheit gewürdigt. Rockström ist seit 2020 Mitglied der Leopoldina.
Die Virchow-Stiftung gab bekannt, dass Johan Rockström den Preis für seinen umfassenden Ansatz zum Schutz der menschlichen und planetaren Gesundheit erhält. Den Grundstein legte Rockström mit seinem wegweisenden Konzept der planetaren Belastungsgrenzen (Planetary Boundaries) aus dem Jahr 2009, welches er mit einem internationalen Forschungsteam erarbeitete. Er bricht darin das komplexe und vernetzte biophysikalische System der Erde auf neun elementare Systeme und Prozesse herunter und definiert für diese jeweils Grenzen, deren Überschreiten das Risiko irreversibler und gravierender Umweltveränderungen erhöht. Seitdem wurde das Konzept der Planetaren Grenzen durch unzählige Beiträge aus einem breiten Spektrum wissenschaftlicher Disziplinen bereichert. In einem neuen Modell verknüpfte Rockström gemeinsam mit anderen Forschenden das Konzept der Planetaren Grenzen mit den Zielen für eine Nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen, um aufzuzeigen, wie diese ehrgeizigen Ziele erreicht werden können. In einer 2023 erschienenen Studie „Safe and just Earth system boundaries” kombinierte ein Team von 40 Forschenden die Belastungsgrenzen des Planeten mit den Maßstäben der Sicherheit und Gerechtigkeit und zeigt, dass die Stabilität des Erdsystems und das Wohlergehen der Menschen eng miteinander verknüpft sind. Somit sei es notwendig, die globalen Gemeingüter zu schützen, um das Wohlergehen auch zukünftiger Generationen zu sichern. Johan Rockströms Forschungsarbeiten wirken auf den internationalen politischen Diskurs ein und schärfen das Bewusstsein für die globale Dimension des Klimawandels.
Rockström studierte Agrarwissenschaften und Philosophie in Uppsala/Schweden, Paris/Frankreich und Stockholm/Schweden. 1997 wurde er am Institut für Systemökologie der Stockholm University promoviert. Nach Stationen in der Regionalberatung und Forschungskoordination, u. a. am Institute for Water Education in Delft/Niederlande, wurde er 2004 geschäftsführender Direktor am Stockholm Environment Institute (SEI). Zudem gründete er 2007 das Stockholm Resilience Centre (SRC) an der Stockholm University. Dessen Direktor blieb er bis zum Ruf auf die Professur für Wassersysteme und globale Nachhaltigkeit der Stockholm University sowie auf die Professur am Institut für Erd- und Umweltwissenschaften der Universität Potsdam im Jahr 2018. Seitdem leitet Rockström gemeinsam mit Leopoldina-Mitglied Ottmar Edenhofer das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Parallel ist er in verschiedenen wissenschaftlichen Gremien aktiv, etwa der „Earth Commission“ (seit 2019), einem internationalen Team aus führenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse rund um die globale Erwärmung bewerten und einordnen. Neben der Mitgliedschaft in der Leopoldina, der er seit 2020 in der Sektion Geowissenschaften angehört, ist Rockström auch Mitglied der Royal Swedish Academy of Sciences, hält Ehrendoktorwürden der Universitäten Gent/Belgien und Amsterdam/Niederlande und wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Prinz Albert II. von Monaco Climate Change Award (2020), dem Deutschen Umweltpreis (2015) oder dem Tyler Prize (2024).
Der Virchow-Preis würdigt außergewöhnliche Leistungen herausragender Einzelpersonen und Organisationen auf internationaler Ebene, die einen nachhaltigen Beitrag zur globalen Gesundheit leisten sowie mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen (SDGs) übereinstimmen und diese unterstützen. Im Jahr 2022 wurde der Preis erstmals von der Virchow-Stiftung verliehen und steht 2024 unter der Schirmherrschaft der Präsidentin des Deutschen Bundestages Bärbel Bas. Die Preisübergabe findet als Festakt am 12. Oktober im Roten Rathaus Berlin statt.
Gilsons und Rockströms gemeinsames Engagement darin, Gesundheit als holistischen und systemischen Ansatz zu betrachten, hat globale Politikgestaltung beeinflusst und einen wissenschaftlich fundierten Rahmen zur Bewältigung globaler gesundheitlicher Herausforderungen etabliert. Beide Preisträger demonstrieren, dass durch interdisziplinäre und sektorübergreifende Forschung signifikante Fortschritte auf dem Weg zur „Gesundheit für alle“ erzielt werden können.
Der von der gemeinnützigen Virchow Foundation ausgelobte Virchow-Preis wird jährlich verliehen. Die feierliche Verleihung unter Schirmfrauschaft von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas findet am 12. Oktober im Roten Rathaus Berlin statt. Weiterführende Informationen: virchowprize.org