Gleich zwei Besonderheiten prägen den offiziellen Erntestart in die Spargelsaison 2016: In diesem Jahr ist am kommenden Donnerstag am 14. April kein Spargelbetrieb, sondern erstmals der Beelitzer Kirchplatz der Ort für den offiziellen Saisonstart mit Brandenburgs Agrarminister Jörg Vogelsänger. Außerdem sorgt das aktuelle Frühlingswetter dafür, dass schon jetzt reichlich Spargelpakete über die Ladentische gehen. Dennoch wollen die Mitglieder des Vereins Beelitzer Spargel e.V. und der Landesgartenbauverband auch in diesem Jahr nicht auf ihre Eröffnungszeremonie verzichten und für ihr „Spargelwirtschaftswunder“ werben.
In diesem Sinn kann Spargel auch ein Türöffner für die Vermarktung heimischer Agrarerzeugnisse sein. Nach der Spargeleröffnung folgen bis zum Kürbis alljährlich die weiteren Saisonstarts.
Spargelanbauflächen 2001-2015
Insgesamt nutzen Brandenburgs Spargelbetriebe für den Anbau des Gemüses 4.108 Hektar. Aber: Nur 2.861 Hektar stehen davon im Ertrag und damit in der Statistik.
Nach einer eher durchschnittlichen Saison 2015 erwarten die Spargelbauern in diesem Jahr wieder eine bessere Ernte. 15.900 Tonnen wurden insgesamt eingebracht. Aber abgerechnet wird auch in Brandenburg zum Schluss. Hier endet die Spargelsaison auch wieder offiziell neben zu Johanni am 24. Juni. Dann gilt das Motto: Kirschen rot – Spargel tot.
Mit mehr als 2.500 Hektar Anbaufläche kommen fast 75 Prozent der Brandenburger Spargelernte aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark. Prominente Namen auf der Spargellandkarte sind beispielsweise auch Vetschau und Kremmen: Neben Beelitz werden die Stangen eben auch in der Niederlausitz, in der Prignitz und in Oberhavel sowie im Barnim oder im Oderland angebaut.
Sichtbar setzen die Brandenburger auf die weiße Variante der Stangen. Auch die Berlin-Brandenburger Küchentradition steht auf Weiß, wie sich an den speziellen Speisekarten ablesen lässt, die in den kommenden Wochen in den Restaurants ausliegen. Grün wird in der Mark eher mit Süddeutschland verbunden. Innovationsfreudig wie die heimischen Betriebe nun einmal sind, gibt es aber auch Kulturen mit Grünspargel.
Die Märkische Streusandbüchse hat ihr Gutes: Die leichten, sandigen Böden mit ihren unterschiedlichen Lehmanteilen eignen sich gut zum Spargelanbau.
Der Erfolg datiert mehr als 100 Jahre zurück, als 1861 der Ackerbürger und Glasermeister Herrmann den ersten Beelitzer Spargel nach Berlin brachte. Die Großstädter kamen auf den Geschmack. Dennoch gingen zu DDR-Zeiten die Anbauzahlen zurück. Spargel wurde zur Bückware – leider auch im übertragenen Sinne. Dennoch wurde – vor allem in Berlin – die Erinnerung an die Beelitzer Stangen in Zeiten der Teilung und der Mangelwirtschaft bewahrt. Nach 1990 hat kein anderes Gemüse in Brandenburg so einen Aufschwung genommen wie der Spargel.
Seit 1997 kürt der Verein Beelitzer Spargel eine Spargelkönigin. Aktuelle Amtsinhaberin ist Sarah Wladasch. Die 28-Jährige ist Mitarbeiterin in einer Pflegestation in Beelitz und hat auf den Spargelhöfen Jakobs in der Gastronomie ausgeholfen.
Die Grundsatzfrage, ob Spargel überhaupt gesund ist, lässt sich auch eindeutig beantworten: Der „Polizist der Niere“ hat nur 17 Kalorien je 100 Gramm Frischesubstanz, dafür jede Menge Eiweiß, Kohlenhydrate zahlreiche Mineralstoffe und Vitamine. Die Artbezeichnung officinalis weist auf seine medizinische Wirkung hin. Als Gemüse ist er nicht nur hochwertige Diabetikerkost, sondern regt ganz allgemein den Stoffwechsel an, reinigt das Blut, schwemmt Schlacken aus dem Körper, unterstützt die Leber-, Nieren- und Lungenfunktion und verhilft zu reiner Haut. Der Gehalt an Kalium und Asparaginsäure hat ihm den schon erwähnten Beinamen „Polizist der Niere“ eingebracht.
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