Die Metropolregion Rheinland e. V. lud gestern Abend in die Berliner Landesvertretung Nordrhein-Westfalen, um unter dem Motto „Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität – Initialzündung für ein zukunftsfestes Rheinland?“ die anstehenden Investitions-chancen und Umsetzungsherausforderungen im Rheinland in den Fokus zu rücken.
Begrüßung und Einführung
Zu Beginn begrüssten Dr. Stephan Keller, Vorstandsvorsitzender der Metropolregion Rheinland und Oberbürgermeister von Düsseldorf, sowie Dr. Matthias Roßbach, Bevollmächtigter des Landes NRW beim Bund und Leiter der Landesvertretung NRW beim Bund, die Gäste. Beide hoben hervor, wie bedeutend die jetzt anstehende Phase für das Rheinland sei – nicht nur als Wirtschafts-, sondern auch als Innovations- und Mobilitätsregion.
Keynote
Anschliessend folgte eine Keynote von Patrick Schnieder (MdB), Bundesminister für Verkehr. Er betonte, dass das neu geschaffene Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität (SVIK) des Bundes mit einem Volumen von 500 Milliarden Euro über zwölf Jahre hinweg die Grundlage für einen Modernisierungsschub bilde.
Schnieder verwies darauf, dass der Investitionsstau in Deutschland massiv sei – marode Verkehrsinfrastruktur, energetisch sanierungsbedürftige Bildungs- und Betreuungsbauten, schleppender Ausbau der erneuerbaren Energien. Jetzt sei die Zeit, gezielt Projekte anzuschieben, die nicht länger warten könnten. Gleichzeitig mahnte er, dass es nicht nur auf die Mittelverfügbarkeit ankomme, sondern auf eine effiziente Steuerung und Umsetzung.
Paneldiskussion: Umsetzung & Steuerung
Unter dem Titel „Sondervermögen effizient nutzen – Wie kommen wir in die Umsetzung?“ diskutierten Experten aus Wirtschaft, Verkehr, Verwaltung und Politik:
- Andreas Budde (AK-Leiter Verkehr & Infrastruktur Metropolregion Rheinland)
- Dr. Tobias Heinemann (Konzernbeauftragter bei der Deutsche Bahn AG für gemeinwohlorientierte Schieneninfrastruktur)
- Corinna Güllner (Geschäftsführerin der OVAG Oberbergische Verkehrsgesellschaft mbH)
- Jürgen Steinmetz (Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein)
- Dr. Thomas Wilk (Regierungspräsident des Regierungsbezirks Köln)
- Dirk Vöpel (MdB, Mitglied im Verkehrsausschuss)
Die Diskussion machte deutlich: Ein Sondervermögen allein reicht nicht – es kommt auf die Steuerung, klare Prioritäten, schlanke Prozesse und insbesondere die kommunale Einbindung an. Budde bezeichnete das Rheinland als „Laborregion“ für Mobilität und Infrastruktur: „Wir haben sowohl großstädtische Ballungsräume als auch ländlich geprägte Räume – hier müssen wir zeigen, wie Integration und Effizienz gelingen.“ Heinemann hob hervor, dass bei Schiene und ÖPNV nicht nur neue Linien gebraucht werden, sondern eine konsequente Instandhaltung und Taktverdichtung. Güllner wies auf die Herausforderungen kleinerer Verkehrsbetriebe hin – fehlendes Personal und hohe Regulierungsdichte behinderten die schnelle Umsetzung. Steinmetz und Vöpel machten deutlich, dass Wirtschaft und Politik gleichermaßen unter Handlungsdruck stünden – der Standort Rheinland müsse seine Versprechen einlösen.
Ausblick und Fazit
Zum Abschluss fasste Dr. Uwe Vetterlein (Mitglied im Vorstand der Metropolregion Rheinland und Hauptgeschäftsführer der IHK Köln) die Kernbotschaften des Abends zusammen. Er sprach von einer „Initialzündung“ – wenn das Rheinland die Mittel des Sondervermögens klug nutzt, könne es nicht nur aufholen, sondern Vorreiter werden im Wettbewerb der Regionen. Zugleich warnte er: „Wenn wir es wie bisher angehen – mit Zeitverzug, Kleinklein und Bürokratie – wird die Chance verpasst.“
Bedeutung für das Rheinland
Das Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität des Bundes sieht vor, dass neben der Bundes-Säule (300 Mrd. €) auch 100 Mrd. € für Länder und Kommunen sowie 100 Mrd. € für den Klima- und Transformationsfonds bereitgestellt werden. Für das Rheinland – also die Region zwischen Düsseldorf, Köln und Bonn – bietet dies eine seltene Gelegenheit: Verkehrsinfrastruktur, Energie- und Klimaprojekte, Digitalisierung oder Bildungsbauten können mit erheblicher finanzieller Unterstützung angegangen werden – vorausgesetzt, die Umsetzung wird konsequent gestaltet.
Die Veranstaltung zeigte deutlich: Es wird nicht mehr reichen, gute Absichten zu formulieren – jetzt geht es um Tempo, Prioritätensetzung und eine starke regionale Steuerung. Für die Metropolregion Rheinland könnte das eine neue Ära des Fortschritts bedeuten.
