Am 28. Mai wurde auf dem Forschungscampus der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Berlin-Charlottenburg feierlich das Richtfest für den Walther-Meißner-Bau, ein hochtechnisiertes Forschungsgebäude, begangen. Mit der Fertigstellung des fünfgeschossigen Rohbaus ist eine wichtige Etappe des Projektes erreicht, in Kürze beginnt der komplexe Innenausbau inklusive der hochspezialisierten Gebäudetechnik. Die Planung erfolgte als Pilotprojekt des Building Information Modeling (BIM) in 3D.
In Anwesenheit von Marco Wanderwitz, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat, Petra Wesseler, Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR), und Joachim Hermann Ullrich, Präsident der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB), wurde heute über dem Rohbau des Walther-Meißner-Baus der Richtkranz aufgezogen. Gemeinsam feierten Bauleute, Planer, Beteiligte und Gäste die Fortschritte auf der Baustelle.
„Der Einsatz von BIM wird uns auch beim Bundesbau voranbringen. Ich erhoffe mir, dass die verstärkte Nutzung von digitalen Elementen beim Planen und Bauen zu einer deutlichen Verbesserung der Bauqualität, aber auch der Termin- und Kostensicherheit beitragen wird“, so Marco Wanderwitz, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat.
Die Planung für den Neubau erfolgte als Pilotprojekt des Building Information Modeling (BIM) in 3D-Fachmodellen, die zu einem Koordinationsmodell zusammengeführt wurden. Das Gebäude wird künftig Labor-, Mess- und Reinräume für höchst genaue Messungen der Temperatur und für Forschungsarbeiten rund um supraleitende Sensorik sowie zusätzliche Büroflächen für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der PTBbieten. Höchste Anforderungen werden an Schwingungsfreiheit und Temperaturkonstanz der Labore und an die infrastrukturellen Bedingungen in den Reinräumen gestellt.
Eine meterdicke Bodenplatte dämpft mechanische Schwingungen, dazu kommt eine hinsichtlich Isolierung und Temperaturregelung maßgeschneiderte Einteilung des Gebäudes in Zonen. Daher wurde nach Erstellung der Baugrube im Jahre 2017 zunächst eine 27 Meter breite und 47 Meter lange Bodenplatte aus rund 1.300 Kubikmetern Stahlbeton gegossen und das innovative, so genannte Kryostat-Messgeräte-Fundament hergestellt. Hierbei handelt es sich um einen etwa 60 Kubikmeter großen Betonblock, der eine entmagnetisierte Glasfaserbewehrung enthält. Zudem wurden für den fünfgeschossigen Rohbau insgesamt rund 6.700 Kubikmeter Ortbeton und über 850 Tonnen Stahl verbaut. Sohle, Decken und Wände sind aus Stahlbeton gefertigt, um das bei Messungen nahe dem absoluten Temperaturtiefpunkt typischerweise auftretende, dynamische Schwingungsverhalten zu dämpfen. In Kürze beginnt der Innenausbau des Gebäudes.
„Mit dem Richtfest ist ein wichtiger Meilenstein für die Weiterentwicklung der Spitzenforschung an diesem Standort erreicht. Bereits bei der Planung des Baukörpers und seiner Fundamente mussten die besonderen Anforderungen zur Dämpfung mechanischer Schwingungen berücksichtigt werden, damit die hochspezialisierten Geräte hier zum Einsatz kommen können“, erklärte Petra Wesseler, Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung.
Der Entwurf für den Walther-Meißner-Bau stammt vom Büro Rohdecan Architekten aus Dresden, das 2014 aus einem vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung ausgelobten Architektenwettbewerb siegreich hervorgegangen ist.
Die Architektur des neuen Gebäudes fügt sich als eigenständiger zeit-genössischer Bau harmonisch in das denkmalgeschützte historische Ensemble des Campus Charlottenburg der PTB ein. Der neue Walther-Meißner-Bau wird den Campus architektonisch bereichern und fachlich dazu beitragen, dass die PTB auch zukünftig eine führende Rolle in Kryosensorik und Thermometrie einnehmen und die Wünsche von Kunden und Kooperationspartnern aus Industrie und Forschung erfüllen kann.
„Mit den neuen, exzellenten Labors kann die PTB ihre internationale Spitzenstellung noch weiter ausbauen in höchst aktuellen Gebieten, wie die Messung kleinster Magnetfelder für die medizinische Forschung oder die extrem genaue und innovative Darstellung der Temperaturskala zum Nutzen der deutschen Industrie“, sagte PTB-Präsident Prof. Dr. Joachim Hermann Ullrich.
Die Nutzfläche des Walther-Meißner-Baus wird rund 2.880 Quadratmeter betragen, hiervon sind 555 Quadratmeter als Büroflächen für die dort beschäftigten Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker vorgesehen. Die haushaltsrechtlich genehmigten Gesamtkosten belaufen sich auf rund 37 Millionen Euro. Das Gebäude soll Ende 2020 baulich fertiggestellt werden.
Das neue Forschungsgebäude hat einen illustren Namenspatron: Der Physiker Walther Meißner nahm bereits 1927 auf demselben Areal in der damaligen Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin-Charlottenburg ein Tieftemperaturlaboratorium in Betrieb. In den folgenden Jahren entdeckte er dort neue supraleitende Elemente und erforschte ihr Verhalten. Der Meißner-Ochsenfeld-Effekt ist Physikern bis heute ein Begriff und das Kriterium für den Nachweis von Supraleitung. Meißners Laboratorium wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, aber die Erfolgsgeschichte der PTB auf dem Gebiet der Temperatur- und Supraleitungsmesstechnik setzte sich fort.
Freude über ein gelungenes Richtfest und eine erfolgverheißende Forschungszukunft (v.l.n.r.): Prof. Dr. Joachim Ullrich (Präsident der PTB), Petra Wesseler (Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung), Marco Wanderwitz (Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat), Canan Rohde-Can und Eckart Rohde (Rohdecan Architekten GmbH, Dresden)