Zeitarbeit bei Rekrutierung Drittstaatsangehöriger berücksichtigen“
Positive Nachrichten brachte MdB Christian Lindner, Bundesminister der Finanzen und Bundesvorsitzender der FDP, mit zum Tag der Personaldienstleister in Berlin. Vor 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern stellte er in seiner Keynote fest: „Die Auslandsrekrutierung wird in den nächsten Jahren eine wachsende Bedeutung haben. Wir werden die Einwanderung verstärken müssen. Gerade die Zeitarbeitsbranche ist eine echte Expertin in der Rekrutierung von ausländischen Arbeitskräften, und es war eine schwere Unterlassung, dass beim Fachkräfteeinwanderungsgesetz die Rekrutierung von ausländischen Fachkräften die Zeitarbeit nicht berücksichtigt worden ist. Ich will nicht spoilern, aber das wird in der Regierung inzwischen anders gesehen. Ich erwarte eine entsprechende Veränderung im Bereich der Fachkräfteeinwanderung in sehr kurzer Zeit.“
Strukturelle Neuorientierung
Lindner gratulierte zum Auftakt zur Verschmelzung zum Gesamtverband der Personaldienstleister. Das Motto der Veranstaltung, „Gemeinsam wachsen!“, gelte auch für die Politik. Lindner sprach über die Wachstumsschwäche und den Mut zur strukturellen Neuorientierung. „Vor zehn Jahren war Deutschland im globalen Standortranking auf Platz Sechs, es folgte ein Jahrzehnt der Verwaltung und Verteilung des Wohlstands. Wir haben in jedem Jahr über zehn Jahre verloren und sind jetzt auf Platz 22 angekommen.“ Eine Wirtschaftswende sei notwendig – man müsse wenden, wenn man weiterhin spitzenmäßige Standards haben wolle, „und dazu gehören auch spitzenmäßige Leistungen.“ Nicht die Politik sollte den Zeitplan bei technischen Entwicklungen vorgeben, sondern Ingenieure sollten laut Lindner entscheiden, was geht und was nicht, betonte er mit Blick auf die Energiefrage.
Bürokratieproblem
„Wir haben außerdem ein kostenträchtiges Bürokratieproblem. Zu engmaschige Regulierungen sind ein Hindernis auch für die öffentliche Verwaltung“, nannte er Fakten. Lindner: „Kleinteilige Verästelungen der Bürokratie müssen abgebaut werden, um den Aufwand zu senken. Wir gehen in Deutschland einen Schritt voran und werden dann von Brüssel wieder gezwungen, eineinhalb Schritte zurückzugehen.“ Als Beispiel nannte er die europäischen Regulierungen zur Erfassung der Arbeitszeit. Das widerspreche vollkommen dem Streben nach Flexibilität. Er wünsche sich mehr Freiraum für Eigenverantwortung und Subsidiarität. Deutschland brauche mehr Investitionen in Verkehr, digitale Netze und Schulen. Lindner prognostizierte dazu, mit der neuen Digitalstrategie werde Deutschland vor dem Jahr 2030 das modernste digitale Netz haben.
Hoher Wert der Zeitarbeit
Arbeitslosigkeit sei früher oft Anzeichen dafür gewesen, dass die Wirtschaft nicht rund laufe. „Heute ist das Problem der Fachkräftemangel – Zeitarbeit ist ein Frühindikator dafür. Und es ist ein Zeichen dafür, welchen hohen volkswirtschaftlichen Wert die Zeitarbeit als Flexibilitätsreserve hat“, betonte der Minister. Er empfehle der Zeitarbeit Selbstbewusstsein. „Hätten wir dieses Instrument nicht schon, wir müssten es erfinden, um unser Land zu modernisieren“, unterstrich Lindner.
Solidargemeinschaft
Zum Bürgergeld erläuterte er, es werde missverstanden als Derivat eine bedingungslosen Grundeinkommens, aber genau das sei es nicht. Niemand solle nach einem Schicksalsschlag ins Bodenlose fallen, dazu sei die Solidargemeinschaft da. Es sei eine Balance von Solidarität und Anforderung, und die dürfe nicht verletzt werden. Durch die hohe Inflation sei das Bürgergeld entsprechend angehoben worden – es müsse allerdings nachgebessert werden, verwies er auf das Lohnabstandsgebot. Dazu müsse die kalte Progression auch vollständig beseitigt werden, das sei eine Frage der Fairness.
„PR-Kampagne“
Abschließend forderte er: „Wir brauchen eine PR-Kampagne für den Wert der Arbeit selbst.“ Arbeit sei nicht nur eine lästige Quelle von Einkommen. Im Prinzip strukturiere sie den Alltag, vermittele das Gemeinschaftsgefühl sowie Selbstbewusstsein und Stolz. Als Dankeschön überreichte ihm GVP-Hauptgeschäftsführer Florian Swyter einen Klimabaum zum Abschied.