mit dem Manifesto am Potsdamer Platz hat Martin Barry schon einen Foodie-Hotspot in Berlin geschaffen. Auch in anderen Städten ist er mit seinen innovativen Gastronomie-Konzepten bereits erfolgreich. Nun steht sein neuestes Projekt in den Startlöchern: Die Kalle Halle im Social-Hub Kalle Neukölln.

Zwölf Restaurants und zwei Bars wird es in der Kalle Halle geben. Doch für den preisgekrönten Stadtplaner und Architekten aus New York ist eine Food Hall mehr als nur ein Ort zum Essen. Wie er seine Ideen verwirklicht, welche Pläne er für Neukölln hat und wovor er sich fürchtet, verrät Martin Barry in unserem Interview.

Ein gutes Bauchgefühl:
Martin Barry und seine gastronomischen Konzepte für Berlin
Martin Barry, preisgekrönter Landschaftsarchitekt und Stadtplaner aus New York, ist längst nicht mehr nur für seine Arbeit zur Belebung von Stadtzentren bekannt – sondern auch für seine innovativen gastronomischen Konzepte. 2018 eröffnete er seinen ersten Food Market in Prag, es folgten weitere. 2023 eröffnete er seinen ersten Food-Hub in Berlin, am Potsdamer Platz, den Manifesto Market mit 22 Restaurants und vier Bars, darunter die preisgekrönte Himitsu Speakeasy Bar. Fast eine Million Gäste hat das Manifesto bereits angezogen. Nun steht das nächste Projekt in den Startlöchern: Im Frühjahr eröffnet Barry den Kalle Halle Foodmarket – mitten im neuen Social-Hub Kalle Neukölln an der Karl-Marx-Straße. Im Interview spricht er über seine ersten Erfahrungen in Berlin, seine Pläne für die Zukunft und darüber, wie er die Stadt noch weiter bereichern möchte.

Essen gibt es überall. Braucht Berlin wirklich noch eine Food Hall?
Oh ja, absolut! Niemand fragt, ob Berlin noch eine weitere Pizzeria oder einen weiteren Club braucht. Natürlich braucht es das! Früher gab es in jedem Stadtteil eine Markthalle – viele sind verschwunden, übrig geblieben sind nur wenige, wie die Arminius-Markthalle oder die Markthalle Neun in Kreuzberg. Die heutigen Food Halls sind eigentlich eine moderne Weiterentwicklung dieser Markthallen – Orte, an denen man lebt, isst und einkauft, wo Menschen zusammenkommen. Und Berlin ist eine Stadt mit vielen kleinen Zentren. Da gibt es definitiv Platz für mehr.

Der Manifesto Market am Potsdamer Platz ist Europas größte Food Hall – ein ambitioniertes Projekt. Hat sich Ihr Mut ausgezahlt?
Der Potsdamer Platz war nie ein Ziel für Foodies – jetzt schon. Das allein ist schon ein riesiger Erfolg. Allerdings waren die ersten 18 Monate nach der Eröffnung besonders herausfordernd, weil überall Bauzäune und Absperrungen waren. Und selbst jetzt ist das ehemalige Sony Center noch geschlossen. Trotzdem haben wir im Schnitt 1.700 Besucher pro Tag, an Wochenenden sogar Spitzen von über 6.000. Bei Großveranstaltungen wie der Berlinale oder dem Festival of Lights noch mehr.

Also hat alles einen besonderen Touch – vom Eisladen bis zur Bar?
Das hoffen wir! Unsere Himitsu Speakeasy Bar hat sich zum Beispiel schon einen Namen gemacht. Sie wurde dreimal als beste neue Bar nominiert und hat den Preis von Falstaff in dieser Kategorie gewonnen. Aber was das Nachtleben am Potsdamer Platz angeht, sind wir noch nicht da, wo wir sein wollen – nach 21 Uhr wird es dort einfach zu ruhig. Gemeinsam mit unserem Partner und Vermieter suchen wir nach Wegen, das zu ändern. Der Schlüssel liegt darin, mit den anderen Akteuren vor Ort zusammenzuarbeiten.

Was haben Sie nun mit der Kalle Halle vor?
Die Kalle Halle ist ein Food Market an der Karl-Marx-Straße mit 12 Restaurants, 2 Bars und einer Fläche für Pop-ups. Wir kuratieren ein einzigartiges gastronomisches Angebot mit großartigem Essen und Drinks – geöffnet täglich ab 12 Uhr. Das kulinarische Spektrum reicht von italienischer über japanische und nahöstliche Küche bis hin zu Burgern, ergänzt durch einen traditionellen Bäcker und eine Third-Wave-Kaffeebar. Wir legen besonderen Wert auf eine starke Auswahl an alkoholfreien Getränken und Bier aus lokalen Mikrobrauereien. An den Wochenenden wird es Brunch geben – Eltern können ihre Kinder in der Kids Zone lassen und entspannt ein paar Drinks genießen.

Im Gegensatz zum Potsdamer Platz ist die Karl-Marx-Straße ein pulsierendes, lebendiges Viertel mit einer starken lokalen Community – es erinnert mich an bestimmte Gegenden in New York oder London. Als Architekt und Betreiber einer Food Hall habe ich noch nie einfach ein Konzept von einem Ort zum anderen kopiert. Uns geht es darum, einen einzigartigen Raum zu schaffen, der die Energie und Vielfalt des Viertels widerspiegelt. Dazu gehören nicht nur Essen und Trinken, sondern auch Musikevents, Rap Battles, familienfreundliche Programme, Kunst, Kultur und Filmveranstaltungen. Wir sehen hier unglaublich viel Potenzial.

Ganz schön ambitioniert für eine Food Hall, oder?
Wir haben ja auch viel Erfahrung mit Events – für uns ist Essen nur eine von zahllosen Möglichkeiten, Menschen zusammenzubringen. Es ist entscheidend, dass die Kalle Halle genau diesen Charakter widerspiegelt. Deshalb arbeiten wir eng mit lokalen Unternehmen zusammen, um echte Community-Events und Entertainment-Angebote zu entwickeln. Neukölln hat beispielsweise eine starke Hip-Hop-Szene – wir freuen uns darauf, ein Zuhause für sie zu sein. Gleichzeitig möchten wir mehr Angebote für Familien schaffen. In Neukölln gibt es viele Familien mit Kindern, aber nur wenige Orte für sie.

Welche Erfahrungen aus anderen Standorten fließen in Kalle Halle ein?
Wir lernen unglaublich viel von unseren Gästen – indem wir ihr Verhalten beobachten, ihnen zuhören und uns anpassen. Zum Beispiel haben wir gemerkt, wie wichtig Familienfreundlichkeit ist, weil die Nachfrage einfach da ist. Wir glauben auch, dass ein Ort, der sich am Tag sicher und einladend anfühlt, abends genauso eine angenehme Atmosphäre haben sollte.

Was war Ihr bisher riskantestes Projekt?
Eigentlich ist unser ganzes Business risikoreich – aber das hält uns nicht auf. Wir sind sowohl ambitioniert als auch vorsichtig. Die meisten unserer Standorte liegen in ‘herausfordernden’ Gegenden. In Prag zum Beispiel war die Gegend vor unserer Eröffnung als schwierig bekannt. Der Potsdamer Platz war aber unser größtes Risiko – wegen der hohen Investitionskosten und der Skepsis der Berlinerinnen und Berliner. Tatsächlich entwickelt sich der Standort nun zu einem echten Aushängeschild. Wann immer wir einen neuen Markt eröffnen, analysieren wir die Bedingungen genau – aber am Ende verlassen wir uns auf unser Bauchgefühl. Und bei der Kalle Halle habe ich ein richtig gutes Bauchgefühl.

Sie haben also keine Angst vor dem Scheitern?
Mein Sohn hat neulich zu mir gesagt: „Papa, du hast vor nichts Angst.“ Das hat mich als Vater wirklich berührt – aber natürlich ist das nicht ganz wahr. Wenn es eine Sache gibt, vor der ich großen Respekt habe, dann ist es Berlin. Berlin ist keine Stadt wie jede andere – Berlin ist superkomplex. Die Mentalität der Menschen, die Tatsache, dass fast die Hälfte der Einwohner aus anderen Städten kommt, die Wirtschaft, die Bürokratie – all das sind riesige Herausforderungen. Ich glaube nicht, dass man jemals vollständig auf die Komplexität Berlins vorbereitet sein kann. Aber genau diese Vielfalt und Dynamik bieten auch unglaubliche Chancen. Ich freue mich riesig auf die Eröffnung – und bin gespannt, wie die Leute auf das reagieren, was wir geschaffen haben.

Über die Kalle Halle
Die Kalle Halle ist ein 2.300 m² großer Food Market in Berlin-Neukölln mit 12 ausgewählten Restaurants, 2 Bars und vielseitigen Veranstaltungsräumen. Neben der Gastronomie veranstaltet die Kalle Halle DJ-Nächte, Konzerte, Ausstellungen und Pop-ups in Zusammenarbeit mit lokalen Kreativen. Eine eigene Kidz Zone sorgt für ein familienfreundliches Umfeld, während private Veranstaltungsräume für Firmen, Teams und Gruppenfeiern zur Verfügung stehen. Der Veranstaltungsort mit seinem verspielten und eklektischen Charakter verfügt über 660 Sitzplätze, die mit Vintage-Stücken aus ganz Europa ausgestattet sind. Die Kalle Halle verbindet hochwertige, barrierefreie Gastronomie mit einem starken Fokus auf Kultur und Gemeinschaft. Eröffnung im Frühjahr 2025. // Standort: Karl-Marx-Straße 101, Berlin // Website: kallehalle.com // Instagram: @kallehalle.berlin

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