Marc Bauer (*1975 Genf, Schweiz) erhält den GASAG Kunstpreis 2020. Mit dem Medium der Zeichnung bearbeitet er Themen wie Migration, Identität und Gender, Kritik an den neuen Medien oder die Verbindung von Religion und Gewalt. Auf der Basis intensiver Recherchen entwi- ckelt der in Zürich und Berlin lebende Künstler raumgreifende Installa- tionen aus Papierarbeiten, Wandzeichnungen, Animationen und Sound. So entstehen neue, suggestive Erzählungen, die sich aus historischen Ereignissen und fiktiven Elementen zusammensetzen. Für die Aus- stellung „The Blow-Up Regime“ in der Berlinischen Galerie beschäf- tigte sich Marc Bauer mit der Geschichte des Internets. Er skizziert das Porträt einer Gesellschaft, die sich durch die Digitalisierung und den beschleunigten technischen Fortschritt im Umbruch befindet.

Für „The Blow-Up Regime“ hat Marc Bauer für die erste große Aus- stellungshalle der Berlinischen Galerie ein multimediales Gesamtkon- zept entwickelt. Die Ausstellung ist ein Zusammenspiel von raumhohen, monumentalen Wandzeichnungen, ergänzt durch eine Soundebene, Zeichnungen auf Papier, die mit Stahlstiften an die Wand gepinnt sind, sowie digitalisierten Zeichnungen auf E-Paper-Displays, die sich im Raum verteilen.

Ausgangspunkt war eine breit angelegte Recherche zur Geschichte des Internets von den ersten Computern bis heute. Im Zentrum stand die Frage, wie die allgegenwärtige Digitalisierung unsere Wahrnehmung von Realität, Individuum und Gesellschaft beeinflusst. Den Titel „The Blow-Up Regime“ hat Marc Bauer einer mathematischen Theorie über die Singularität entnommen.

Für das Projekt hat Marc Bauer mit Partner*innen aus verschiedenen Disziplinen zusammen gearbeitet: mit dem Musiker Thomas Kuratli (Pyrit), der den Sound komponiert hat, oder mit der deutsch-schweizeri- schen Schriftstellerin Sibylle Berg. Auf ihren 2019 erschienenen Roman „GRM Brainfuck“ nimmt Marc Bauer in der Ausstellung mehrfach Bezug, etwa indem er Textzitate aus dem Buch in Zeichnungen überträgt oder sich motivisch von Schauplätzen der Handlung anregen lässt. Bereits während der Vorbereitungsarbeiten war der Künstler mit Sibylle Berg intensiv im Austausch. Sie erörterten Fragen zur Arbeitsweise der Auto- rin, aber auch aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen im Rahmen der Corona-Pandemie und deren Berührungspunkte zu Themen des Romans und der Ausstellung. Das Gespräch zwischen den beiden ist im Katalog abgedruckt. Marc Bauer sprach für die Publikation zudem mit dem Internetpionier Alan Emtage, der 1990 noch als Student die weltweit erste Internet-Suchmaschine namens „Archie“ entwickelt hat, sowie mit dem Computerwissenschaftler Luca Maria Gambardella, Direktor des IDSIA (Istituto Dalle Molle di Studi sull‘Intelligenza Artificiale), einem Forschungsinstitut der Universität Lugano für künstliche Intelligenz und Robotik.

GASAG Kunstpreis

Die von der GASAG initiierte Auszeichnung wird zum sechsten Mal in Kooperation mit der Berlinischen Galerie vergeben. Die Partner ehren mit dem Preis alle zwei Jahre eine herausragende künstlerische Position an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Technik.

Vorherige Preisträger*innen waren:

Susanne Kriemann (2010), Tue Greenfort (2012), Nik Nowak (2014), Andreas Greiner (2016) und Julian Charrière (2018).

Katalog

Der Katalog (dt./engl.) erscheint Ende Oktober im Distanz-Verlag. Er dokumentiert die Ausstellung und enthält Texte von Thomas Köhler und Guido Faßbender sowie Interviews mit Sibylle Berg, Alan Emtage und Luca Maria Gambardella.

Jury

Die Jury des GASAG Kunstpreises 2020 bestand aus: Julian Charrière, GASAG Kunstpreisträger 2018; Andreas Fiedler, ehemals KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst; Dr. Thomas Köhler und Dr. Stefanie Heckmann, Berlinische Galerie; Dr. Christina Landbrecht, Schering- Stiftung; Birgit Rieger, Tagesspiegel; Dr. Julia Wallner, Georg Kolbe Museum Nominiert für den GASAG Kunstpreis 2020 waren: Marc Bauer, Giulia Bowinkel und Friedemann Banz, Barbara Breitenfellner, Mariechen Danz, Regina de Miguel, Emilija Skarnulyte, Jenna Sutela. Die Ausstellung findet statt im Rahmen der Berlin Art Week 2020.

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