VDA-Neujahrsempfang mit rund 700 Gästen – Neue IAA setzt wichtige Impulse – Klimaneutrale Mobilität als drängendste und wichtigste Aufgabe – Industrie und Politik müssen Hand in Hand zusammenarbeiten

Rund 700 hochrangige Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien kamen zum Neujahrsempfang des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) nach Berlin. Begrüßt wurden die Gäste von VDA-Vizepräsident Ola Källenius (Daimler), die designierte VDA-Präsidentin Hildegard Müller sprach ein Grußwort.

Ehrengast Peter Altmaier, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, betonte in seiner Rede: „Der Strukturwandel hin zur Mobilität der Zukunft erfordert eine gemeinsame Kraftanstrengung von Wirtschaft, Gewerkschaften, Wissenschaft und Politik, um die Erfolgsgeschichte Deutschlands als Autoland Nummer eins fortzuschreiben. Wir unterstützen diesen Transformationsprozess, insbesondere mit technologieoffener Forschungs- und Projektförderung. Zudem setzen wir uns insbesondere dafür ein, internationale Handelshemmnisse zu beseitigen, was vor allem für unsere stark exportorientierte Autoindustrie von großer Bedeutung ist.“

Unter den Gästen waren Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, zahlreiche Staatssekretäre und Bundestagsabgeordnete. Auch Botschafter und hochrangige Vertreter aus Argentinien, China, Italien, Kanada, Kuwait, Polen, Russland, der Slowakischen Republik, Slowenien, Spanien, der Ukraine und Ungarn nahmen an der Veranstaltung teil.

Der VDA-Vorstand war mit Dr. Oliver Blume (Porsche), Dr. Daniel Böhmer (VDA-Vizepräsident, Meiller), Dr. Rolf Breidenbach (Hella), Dr. Elmar Degenhart (Continental), Gunnar Herrmann (Ford-Werke), Ola Källenius (VDA-Vizepräsident, Daimler), Arndt G. Kirchhoff (VDA-Vizepräsident, Kirchhoff), Michael Lohscheller (Opel), Gertrud Moll-Möhrstedt (Akkumulatorenfabrik Moll), Wolf-Henning Scheider (ZF Friedrichshafen), Bram Schot (Audi), Gero Schulze Isfort (Krone), Dr. Stefan Wolf (ElringKlinger) und Oliver Zipse (BMW) vertreten.

Nachfolgend das Statement von VDA-Vizepräsident Ola Källenius auf dem VDA-Neujahrsempfang in Berlin:

„Auf den Tag genau vor 134 Jahren hat Carl Benz das Patent für sein ‚Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb‘ eingereicht. Der 29. Januar 1886 war die offizielle Geburtsstunde des Automobils. Dass Carl Benz ein besserer Ingenieur als Prophet war, zeigt sich in einem seiner bekanntesten Sätze. Ich zitiere: ‚Das Auto ist fertig entwickelt – was kann noch kommen?‘ Mangelndes Selbstvertrauen kann man ihm jedenfalls nicht attestieren.

Wir wissen heute, dass alles anders kam. Bestes Beispiel dafür: Die Consumer Electronics Show in Las Vegas Anfang des Jahres. Die CES ist eigentlich eine Messe für Unterhaltungselektronik. Seit einigen Jahren nimmt dort das Auto aber immer mehr Raum ein. Mittlerweile präsentieren sogar Elektronikkonzerne eigene Fahrzeuge. Das liegt vor allem daran, dass das Auto der Technologieträger schlechthin ist. Und das ist eine richtig gute Nachricht für alle Automobilhersteller, für unseren Verband und auch für Deutschland.

Gute Nachrichten sind in der aktuellen Phase wichtig. Denn wir haben viele Herausforderungen zu bewältigen. Eine davon realisiert sich Übermorgen: der Brexit. Ich denke, wir sind uns hier einig: Abschottung macht die Welt nicht zu einem besseren Ort. Der Brexit ist Symptom und Symbol für die schwierige internationale Lage. In immer mehr Märkten sind Abschottungstendenzen zu spüren. Dabei sind unsere Unternehmen auf einen freien und fairen Welthandel angewiesen. Wir sind eine global aufgestellte Industrie mit Standorten in der ganzen Welt. Allein schon deshalb müssen wir für Offenheit werben – und sie auch vorleben.

Unser Verband will deshalb noch stärker aus und in der Mitte der Gesellschaft wirken. Das bedeutet für uns, den Menschen die Transformation und ihre Auswirkungen zu erklären, sie mitzunehmen und den Prozess gemeinsam mit ihnen zu gestalten. Deshalb werden wir die IAA 2021 nicht nur auf dem Messegelände stattfinden lassen, sondern die Mobilität von morgen noch direkter zu den Bürgerinnen und Bürgern bringen. Das Interesse an der neuen IAA ist riesengroß. Sieben Städte haben sich beworben. Und die Bewerbungen sind durchweg sehr kreativ und nach vorn gerichtet. Wir sind davon überzeugt: Die neue IAA wird wichtige Impulse für die Transformation des Automobils und unserer Branche setzen. Und wie wir hierbei vorankommen, ist der erste Punkt meiner Rede.

Wir haben heute Vertreterinnen und Vertreter von Herstellern, Zulieferern, aus der Politik und anderen Bereichen zu Gast. Wir alle haben das gleiche Ziel: Wir wollen, dass Deutschland auch in Zukunft der führende Automobilstandort bleibt, und wir wollen unsere Industrie zukunftsfähig machen. Damit das gelingt, treiben wir die Transformation unserer Branche weiter mit Nachdruck voran. Das betrifft natürlich auch die Digitalisierung und das autonome Fahren.

Aber die drängendste und wichtigste Aufgabe ist die klimaneutrale Mobilität. Wir sind überzeugt: Die Zukunft des Autos ist emissionsfrei und in großen Teilen elektrisch – ob batterieelektrisch, als Plug-in-Hybrid oder mit Brennstoffzelle. Die Automobilindustrie hat sich längst auf den Weg gemacht und arbeitet mit großer Begeisterung an der CO2-neutralen Mobilität – und zwar über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Wir wollen den Klimaschutz voranbringen, indem wir die Kunden mit zukunftsweisenden Technologien und faszinierenden Produkten überzeugen.

Dabei haben wir in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt: Die Kunden der deutschen Automobilindustrie können heute bereits zwischen 60 E-Fahrzeugen wählen. Von Januar bis November 2019 lag der Anteil deutscher Hersteller an allen Elektro-Neuzulassungen in der EU bei rund 36 Prozent. Und wir haben noch viel mehr vor: Allein in diesem Jahr kommen rund 30 weitere Elektro-Modelle auf den Markt. In den nächsten Jahren investiert unsere Branche 50 Milliarden Euro in alternative Antriebe. Und auch E-Fuels sind ein Thema.

Wir sind fest entschlossen, unseren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Die Automobilindustrie will und wird Teil der Lösung sein. Deshalb stehen wir auch den Ideen des ‚European Green Deal‘ der EU-Kommission grundsätzlich sehr offen gegenüber. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat den Green Deal als Europas ‚man on the moon moment‘ bezeichnet. Immer mehr Unternehmen unserer Branche sind noch weit ambitionierter und wollen bereits deutlich früher klimaneutral sein. Mit anderen Worten: Wir arbeiten am ‚man on the mars moment‘.

Aber die Kommission will auch die Klimaziele für unsere Branche neu diskutieren – dabei sind die Flottengrenzwerte für 2025 und 2030 erst ein Jahr alt. Was wir für die erfolgreiche Transformation unserer Industrie brauchen, ist Planungssicherheit. Und deshalb würde unser Verband begrüßen, wenn die EU-Kommission für verlässliche Rahmenbedingungen sorgt – dazu gehören vor allem langfristige Flottengrenzwerte, die verbindlich sind und das auch bleiben. Dazu gehört für uns aber auch, dass der Verkehrssektor künftig in den europäischen Emissionshandel einbezogen werden soll. Mit diesem marktbasierten Ansatz könnten technische Innovationen in unserer Branche weiter gefördert werden.

Damit komme ich zum zweiten Punkt meiner Rede: Die deutsche Automobilindustrie hat in diesem Jahr vor, noch mehr zusammenzuarbeiten – nach innen und nach außen. Die große Stärke unseres Verbandes ist, dass er die gesamte Wertschöpfungskette abbildet: Im VDA sind kleine und mittelständische genauso wie große Unternehmen vertreten, Hersteller ebenso wie Zulieferer und Start-ups.

Uns alle verbindet Technologiebegeisterung, der Glaube an den Fortschritt und der Wille, das Automobil und unsere Branche positiv weiterzuentwickeln. An der bisherigen guten Zusammenarbeit wollen und werden wir festhalten. Denn wenn wir unsere Kräfte bündeln, können wir Synergien schaffen, Investitionen gemeinsam schultern und das Innovationstempo erhöhen. Und dabei setzen wir auch auf die Zusammenarbeit mit der Politik. Im vergangenen Jahr hat die Bundesregierung im Bereich Elektromobilität einiges auf den Weg gebracht:

  • Die Kaufprämie von Bund und Industrie wird nicht nur verlängert, sondern auch angehoben.
  • Zudem wird die ermäßigte Dienstwagenbesteuerung für E-Fahrzeuge verlängert.
  • Und mit dem Masterplan Ladeinfrastruktur steht einem schnellen und flächendeckenden Ausbau der notwendigen Ladeinfrastruktur nichts mehr im Weg.
  • Die Länder und Kommunen haben jetzt die große Chance, den Ausbau zügig umzusetzen. Denn sie wissen am besten, wo die Nachfrage nach Ladestrom am höchsten ist.

Natürlich leisten auch unsere Unternehmen beim Aufbau der Infrastruktur ihren Beitrag: Bereits heute stellen sie weit über 5.000 Ladepunkte an ihren Standorten zur Verfügung – für Mitarbeiter und Kunden. Ziel ist es, diese Zahl bis zum Jahr 2030 auf 100.000 Ladepunkte deutlich zu erhöhen. Und mit Ionity haben zahlreiche Hersteller ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, um mit staatlicher Förderung ein leistungsstarkes Schnellladenetz aufzubauen. Entlang der Hauptverkehrsachsen in Europa werden schon jetzt mehr als 200 Schnellladestationen betrieben. Bis Ende des Jahres sollen es 400 sein.

Vieles ist also schon auf einem guten Weg. Aber es gibt auch noch einiges zu tun. Beispielsweise wenn es darum geht, das Miet- und Eigentumsrecht zu ändern. Denn der private Bereich spielt beim Ausbau der Ladeinfrastruktur eine zentrale Rolle. Oder auch bei der besseren Koordinierung von Mobilitäts- und Energiewende. Denn ein E-Auto ist nur so grün, wie der Strom, den es lädt.

Wichtig ist, dass wir auch weiterhin eng abgestimmt vorgehen. Wir sind der großen Koalition dankbar, dass sie mit der Konzertierten Aktion Mobilität ein Format gefunden hat, für unsere Branche zukunftsweisende Themen gemeinsam zu besprechen. Ich bin überzeugt: Wenn Industrie und Politik – und alle anderen Beteiligten – Hand in Hand zusammenarbeiten, kommen wir gemeinsam weiter voran. Im Rahmen meiner bisherigen Arbeit im VDA-Vorstand war mein eindeutiger Eindruck: Die Schnittmengen zwischen Industrie und Politik sind groß, der Austausch funktioniert gut und beide Seiten wollen den Wirtschaftsstandort Deutschland weiterentwickeln. Darauf können wir aufbauen.

Und ich bin überzeugt, dass Hildegard Müller das mit großem Engagement tun wird. Ich freue mich sehr, dass wir mit Ihnen, Frau Müller, eine hervorragend geeignete Präsidentin für den VDA gewinnen konnten. Als langjährige Staatsministerin im Bundeskanzleramt, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft und als Vorständin für Netze und Infrastruktur bei Innogy haben Sie in verschiedenen Funktionen sehr erfolgreich gearbeitet. Dank Ihrer unternehmerischen Erfahrung und Ihrer langjährigen Tätigkeit in der Politik sind Sie bestens für die kommenden Aufgaben gewappnet. Liebe Frau Müller, wir haben uns in den vergangenen Wochen schon ein wenig persönlich kennenlernen dürfen: Ich weiß, dass Sie voller Begeisterung und Tatendrang für Ihre neue Aufgabe sind. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen und wünsche Ihnen für Ihr Amt und Ihre Arbeit viel Erfolg!“

 

Von admin