„Für viele ist Reisen ein Grundbedürfnis und das wird auch
gelebt“, erklärte der Präsident der Deutschen
Tourismuswirtschaft Dr. Michael Frenzel in seiner
Eröffnungsrede des heute in Berlin stattfindenden
Tourismusgipfels mit Blick auf die weiter hohe Reiselust und
-intensität. Die Nachfrage nach Reisen und Ausflügen ist
auch in diesem Jahr ungebrochen und steigt nach wie vor,
und das weltweit. Das zeigt die Zwischenbilanz 2018 deutlich:
- Weltweit stieg die Zahl der Reisenden im ersten Halbjahr um 6 Prozent.
- Das Reiseziel Deutschland steuert auf das neunte Rekordjahr in Folge zu. Deutschland profitiert von der Reiselaune der Deutschen und großem Interesse an Reisen im eigenen Land. Deutschlandreisen stehen aber auch im Ausland hoch im Kurs. Im Ergebnis stehen unterm Strich bis August 326 Millionen und damit 4 Prozent mehr Übernachtungen sowohl der inländischen als auch der ausländischen Gäste. Der Umsatz des Gastgewerbes stieg bis einschließlich August um 3,2 Prozent.
- Bis September zählten die deutschen Flughäfen 185,1 Millionen Passagiere – 2,7 Prozent mehr als in den ersten neun Monaten 2017.
Auch der Umsatz im Reisevertrieb legte nach den bislang vorliegenden Ergebnissen erneut zu. 2018 präsentiert sich somit als weiteres starkes Reisejahr – kein Wunder, denn die Reiselaune ist weiterhin bestens, wie der Tourismusindex, den der BTW zwei Mal im Jahr erhebt, zur Jahresmitte zeigte. Die Zahl der Reisetage der Deutschen dürfte danach in diesem Jahr um rund zwei Prozent steigen. Im vergangenen Jahr waren sie den Rekord von rund 1,68 Milliarden Tage auf Ausflügen und Reisen unterwegs.
Frenzel rief Branche und Politik dazu auf, vor dem Hintergrund der weiteren weltweiten Wachstumsprognosen achtsam zu sein, vorzusorgen und Lösungen und Strategien zu entwickeln, wie man die Touristenströme steuern kann. Die UNWTO prognostiziert für das Jahr 2030 rund 1,8 Milliarden Touristen und damit rund 500 Millionen mehr als aktuell.
„Wir riskieren sonst nicht nur den Kollaps besonders begehrter Ziele und damit die Grundlage unserer Geschäftsmodelle. Wir werden vor allem unserer Verantwortung für den Schutz und Erhalt unserer natürlichen Ressourcen nicht gerecht. Lassen Sie uns gemeinsam an Lösungen arbeiten, wie wir auch künftig Reiselust statt Reisefrust garantieren können.“ Lösungsansätze zum Thema „Overtourism“ diskutieren heute auch noch Podiumsteilnehmer im Rahmen des Tourismusgipfels.
Tourismuswirtschaft fordert weniger Bürokratie, mehr
Flexibilität und ein gerechtes Wettbewerbsumfeld
Unbürokratischer, flexibler und in einem gerechteren Wettbewerbsumfeld – so muss der Arbeitsalltag in den vorwiegend kleinen und mittelständischen Tourismusunternehmen des Landes künftig aussehen. „Bedenkt, dass Wachstum und hohe Beschäftigung nur dann gesichert sind, wenn die Rahmenbedingungen, die die Politik uns setzt, stimmen.“ Mit diesem Appell eröffnete der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) Dr. Michael Frenzel den 21. Tourismusgipfel vor rund 500 Teilnehmern in Berlin. „Es gibt dringende Themen, wie das Ende der Urlaubssteuer, die Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes, Korrekturen der Wettbewerbsbedingungen des Luftverkehrs oder der ordnungspolitische Rahmen für die Plattformökonomie, die angepackt werden müssen. Besser gestern als morgen!“ Die gute wirtschaftliche Entwicklung im Tourismus schlage sich aufgrund geringer Margen und vor allem auch stetig steigender Kosten zu wenig in den Betriebsergebnissen wieder. Unternehmerfrust sei deshalb vorprogrammiert. „Unternehmertum muss sich endlich wieder lohnen.“
Mit Blick auf die von der Bundesregierung angekündigte Nationale Tourismusstrategie forderte Frenzel, dass Tourismuspolitik und -strategie nicht auf Barrierefreiheit und Qualitätsoffensiven reduziert werden dürfen. „Wir werden uns nicht mit dem Verweis darauf, dass Tourismus Ländersache ist, mit einer unambitionierten Strategie zufriedengeben! Steuerpolitik, Arbeitsrecht, ordnungspolitische Rahmensetzung, Verbraucherschutz und Bürokratieabbau – all das fällt in Bundeszuständigkeiten. All das gilt es, in der Nationalen Tourismusstrategie zu berücksichtigen. Der Koalitionsvertrag hat einen ‚ganzheitlich wirtschaftspolitischen Ansatz‘ versprochen. Dieser zentrale Aspekt darf kein Lippenbekenntnis bleiben.“
Frenzel betonte in seiner Rede auch die völkerverbindende und friedenstiftende Wirkung des Tourismus: „Tourismus verbindet Menschen, Staaten und Kulturen. Reisen erweitert den Horizont. Unsere Branche steht wie vielleicht keine zweite für Völkerverständigung und Freiheit, für Weltoffenheit und Multikulti. Für diese Werte stehen wir ein! Diese Werte fordern wir aber auch ein. ‚Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.‘ Dieses berühmte Zitat von Alexander von Humboldt ist aus meiner Sicht heute aktueller denn je. Zu viele Grenzen werden hochgezogen –reale zwischen Ländern und imaginäre in den Köpfen. Deshalb gilt unser Appell mehr denn je: Lasst uns reisen. Lasst uns die Welt anschauen. Lasst uns die Grenzen in unseren Köpfen einreißen. Tourismus kann zu Verständigung und Frieden beitragen. Tourismus ist eine Friedensindustrie und wir sind Teil davon.“
Auf dem Programm des Tourismusgipfels standen heute unter anderem noch Reden von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer und dem Bundesvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen Robert Habeck.
Foto : Tourismusgipfel BTW Thomas Bareiß