Diesen Abend wird so schnell keiner der 12.648 Zuschauer in derMercedes-Benz Arena Berlin vergessen. Und von den Athleten schon gleichgar keiner. Beim dritten ISTAF INDOOR, dem weltgrößten Hallen-Meeting derLeichtathletik, purzelten die Rekorde nahezu im Minutentakt. FünfJahresweltbestleistungen, fünf nationale und fünf Meetingrekorde stehen inder Bilanz. Weitgehend unbekannte Athleten katapultierten sich insRampenlicht – und als emotionaler Höhepunkt feierte Lokalmatador RobertHarting sein Comeback. Und wie!
Um Punkt 20.30 Uhr und unter dem tosenden Applaus der über 12 600 Zuschauerin der ausverkauften Arena betrat Robert Harting wieder die große Sportbühne. Derdreimalige Weltmeister und Olympiasieger hatte im September 2014 seinen bis datoletzten Wettkampf bestritten und sich wenig später im Training das Kreuzbandgerissen. Nach 17 Monaten stieg er wieder in den Diskus-Ring – und riss dieZuschauer gleich in seinem ersten Wettkampf von den Sitzen. Vor seinem sechstenund letzten Versuch lag der Berliner auf dem fünften Platz, dann schleuderte er denDiskus auf starke 64,81 Meter und sicherte sich den Sieg beim dritten ISTAFINDOOR. „Es kann kein schöneres Comeback geben“, sagte der sichtlich bewegteRobert Harting – und bedankte sich bei seinen Fans in der Berliner Arena: „Dasbleibt immer im Herzen.“ Platz zwei beim ISTAF ging an Robert Hartings jüngererBruder Christoph, der ebenfalls überzeugte (64,34 m).
Angesichts der zahlreichen Top-Leistungen und vielen Überraschungen war es auch für die begeisterten Zuschauer schwer, den Überblick zu behalten. Im Minutentakt fielen nationale kontinentale oder Meetingrekorde in allen acht Disziplinen.
Im Stabhochsprung triumphierte überraschend der Brasilianer Thiago Braz da Silva. Der 22-Jährige gewann mit Südamerikarekord von 5,93 Metern und verwies Olympia- und Vorjahressieger Renaud Lavillenie auf den zweiten Platz. „Ein Traum ist heute für mich wahr geworden“, sagte Thiago Braz da Silva, der erst zum zweiten Mal in seiner Karriere unterm Hallendach antrat. „Die Zuschauer sind hier so nah dran – und ihr Applaus und ihre Anfeuerungen helfen mir ungemein. Auch die Bahn war perfekt für mich.“ Ex-Weltmeister Raphael Holzdeppe landete mit 5,77 m auf Rang drei. „Ich habe mir bei 5,85 Meter ein paar dumme technische Fehler eingebaut“, haderte Raphael Holzdeppe. „Schade – trotzdem hat es sehr viel Spaß gemacht, hier zu springen. Das Publikum hat mich motiviert. Es wäre mehr drin gewesen.“
Über die 60 m verteidigten Kim Collins und Weltmeisterin Dafne Schippers ihre Vorjahrestitel. Der 39 Jahre alte Routinier aus St. Kitts und Nevis setzte sich in 6,53 Sekunden zum dritten Mal in Serie beim ISTAF INDOOR durch – und hat noch nicht genug: „Dieses Meeting ist fantastisch. Ich werde definitiv im nächsten Jahr wiederkommen!“ Der Deutsche Julian Reus und Mitfavorit James Dasaolu aus Großbritannien schieden nach Fehlstarts aus. 200-Meter-Weltmeisterin Dafne Schippers aus den Niederlanden gewann die 60 Meter in der Jahresweltbestzeit von 7,00 Sekunden, damit hatte sie noch einmal ihren erst kurz zuvor im Vorlauf aufgestellten Meeting-Rekord getoppt (7,04 Sekunden). „Ich liebe das ISTAF“, freute sich die schnelle Niederländerin. „7,00 zu laufen, ist schon richtig gut. Unter 7 Sekunden zu laufen, wäre fantastisch.“
Fantastisch lief es auch für den Franzosen Dmitri Bascou, der über 60 Meter Hürden (7,41 Sekunden) französischen und Meeting-Rekord sowie Weltjahresbestzeit lief. Favorit und Vorjahressieger Orlando Ortega (Spanien) hatte das Nachsehen.
Für den dritten deutschen Erfolg an diesem magischen Abend sorgte Cindy Roleder. Die Hürdensprinterin, Silbermedaillen-Gewinnerin bei der WM 2015, gewann das Finale über 60 Meter Hürden in 7,96 Sekunden und war restlos zufrieden: „Ich bin so gern in Berlin. Die Stimmung war phänomenal, noch besser als im vergangenen Jahr. 7,96 Sekunden – das ist eine bombastische Zeit. Ich bin absolut happy.“
Meeting-Direktor Martin Seeber: „Sensationell, das war unser bestes ISTAF INDOOR und ist kaum noch zu toppen. Unser Format mit Showelementen und der Nähe zu den fantastischen Zuschauern pusht die Athleten zu absoluten TopLeistungen. Das Feedback von den Sportlern ist durchweg positiv, alle schwärmen. Das ist eine tolle Bestätigung für unsere Arbeit.“
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