Afrika braucht Infrastrukturoffensive – OECD und Afrikanische Union stellen „Africa’s Development Dynamics 2025“ in Berlin vor

Berlin, 3. November 2025.
Im Haus der Deutschen Wirtschaft wurde am Montag der neue Bericht „Africa’s Development Dynamics 2025: Infrastructure, Growth and Transformation“ vorgestellt – eine gemeinsame Analyse der Afrikanischen Union und des OECD Development Centre. Die Veranstaltung, organisiert von der Afrika-Verein der Deutschen Wirtschaft (AV), der OECD, der Afrikanischen Union sowie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), stand im Zeichen einer zentralen Frage: Wie kann der afrikanische Kontinent seine Infrastruktur gezielt ausbauen, um Wachstum und Transformation nachhaltig zu sichern?


„Infrastruktur ist der Schlüssel zur wirtschaftlichen Eigenständigkeit Afrikas“

Den Auftakt bildeten die Eröffnungsreden von Dr. Nicole Renvert, Leiterin des Bereichs Internationale Märkte bei der DIHK, und Ragnheiður Elín Árnadóttir, Direktorin des OECD Development Centre.
Beide betonten, dass der Ausbau von Infrastruktur nicht allein ökonomisches Wachstum befördere, sondern auch „eine Brücke zu nachhaltiger Entwicklung und regionaler Integration“ darstelle.

Die Keynote hielt Birgit Pickel, Direktorin für Afrika im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Sie hob die strategische Bedeutung der Partnerschaft zwischen Europa und Afrika hervor:

„Afrikas Infrastruktur ist nicht nur ein Investitionsfeld, sondern ein Zukunftsversprechen – für den Kontinent und für uns als Partner.“


Zentrale Ergebnisse des Berichts

Der OECD/AU-Bericht zeigt auf, dass Infrastruktur weiterhin ein Engpass für Afrikas wirtschaftliche Transformation bleibt. Um die ehrgeizigen Ziele der Agenda 2063 der Afrikanischen Union zu erreichen, müsse die Investitionstätigkeit erheblich gesteigert werden.

Laut Bericht könnten jährliche Investitionen von 155 Milliarden US-Dollar bis 2040 das Infrastrukturniveau vieler afrikanischer Länder auf den Stand fortgeschrittener Volkswirtschaften bringen – und das Wirtschaftswachstum auf über sieben Prozent jährlich steigern.

Dr. Patrick Ndzana Olomo (Afrikanische Union) und Dr. Nicolas Friederici (OECD Development Centre) präsentierten die zentralen Befunde und formulierten drei politische Prioritäten:

  1. Fokus auf kostenwirksame Infrastruktur – insbesondere Straßen, Schienen, Glasfasernetze und Solarenergie – zur Förderung von Handel und regionaler Integration.
  2. Priorisierung strategischer Großprojekte, wie Entwicklungskorridore und urbane Infrastruktur in Ländern mit geringem Entwicklungsstand.
  3. Verbesserte Governance und Kapazitätsaufbau bei Regierungen und Projektträgern, um Effizienz, Transparenz und Nachhaltigkeit sicherzustellen.

Politik und Wirtschaft im Dialog

In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden die Ergebnisse von Vertretern aus Diplomatie, Politik und Wirtschaft eingeordnet.
Jens Althoff (Strabag International), H. E. Winnie Natala Chibesakunda (Botschafterin von Sambia), Dr. Henrik Maihack (Friedrich-Ebert-Stiftung), Birgit Pickel (BMZ) und H. E. Phumelele Stone Sizani (Botschafter von Südafrika) diskutierten unter der Moderation von Dr. Nicola Brandt (OECD) über Chancen und Risiken einer neuen afrikanischen Infrastrukturagenda.

Botschafter Sizani mahnte, dass Investitionen nicht nur „Brücken und Straßen“, sondern vor allem „Verbindungen zwischen Menschen und Märkten“ schaffen müssten.
Dr. Maihack wies auf die Notwendigkeit sozial gerechter Finanzierungsmechanismen hin, um Schuldenfallen zu vermeiden.


Deutschland als Partner

In den Abschlussworten betonte Christoph Kannengiesser, Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der Deutschen Wirtschaft, dass deutsche Unternehmen ein wachsendes Interesse an langfristigen Partnerschaften in Afrika zeigen:

„Wer heute in Afrikas Infrastruktur investiert, gestaltet die Lieferketten und Märkte von morgen mit.“

Deutschland wolle laut Kannengiesser seine Rolle als verlässlicher Technologie- und Entwicklungspartner weiter ausbauen – im Einklang mit nachhaltigen und klimafreundlichen Zielen.


Ausblick

Die Veranstaltung endete mit einem Netzwerkempfang, bei dem Vertreter aus afrikanischen und europäischen Institutionen, Entwicklungsorganisationen und der Privatwirtschaft Möglichkeiten gemeinsamer Projekte erörterten.
Einigkeit bestand darin, dass die Umsetzung der Empfehlungen des OECD/AU-Berichts entscheidend sein wird, um Afrikas Infrastrukturdefizite zu schließen und damit den Grundstein für wirtschaftliche Selbstbestimmung zu legen.


Hintergrund:
Der Bericht Africa’s Development Dynamics 2025 ist Teil einer jährlichen Reihe der Afrikanischen Union und der OECD, die ökonomische Trends und Strukturherausforderungen auf dem Kontinent analysiert. Unterstützt wurde die diesjährige Ausgabe durch die Europäische Union, das portugiesische Außenministerium und das deutsche BMZ.

 

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