KÖNIGIN FEST IM SATTEL, KRONPRINZESSIN GESUCHT
…. lautet das Credo nach dem zweiten Tag des Meetings, dessen roter Faden traditionell die Suche nach den Finalistinnen für das in einer Woche ausgetragene Stuten-Derby (Arthur-Knauer-Rennen) ist. So offen, wie der Jahrgang hinter der alle überstrahlenden Königin Gilda Newport zu sein scheint, so einmütig versagten die übrigen gesetzten Kandidatinnen in den fünf Vorläufe, in denen man mindestens Zweiter werden musste, um im großen Finale ums Blaue Band der Stuten (das es de facto nicht gibt) und entsprechend üppige Gage dabei zu sein.
Zunächst gewann keine der gesetzten Stuten ihren Vorlauf, ja Jane Bo, Strawberry Diamant, Gaia F Boko und Laurea LB schafften nicht einmal den „Cut“. Die erstgenannten Drei als mehr oder weniger knappe Dritte, wobei dies besonders bei Jane Bo ein bisschen sauer aufstoßen konnte. Die war eigentlich sichere Zweite hinter Jorma Oikarinens grandiosem Shootingstar Noble Dolly. Doch weil die auch beim dritten Start unbezwingbare Ready-Cash-Tochter im Einlauf etwas nach außen driftete, nutzte Gerhard Biendl die erhoffte Lücke, stieß mit Stonewashd Diamant wuchtig hinein und wusch der armen Jane um einen „Kopf“ den selbigen. Ein Blick zurück ins Jahr 2007 sei gestattet. Wie mögen sich Helmut Biendl und die Familie Berchtold nach der heutigen, sportlich völlig korrekten Entscheidung fühlen, Noble Dolly den Sieg zu belassen? Damals war ihr Titus B wegen einer ähnlichen Situation als Zweiter des Derbys im Nachhinein disqualifiziert worden. Zum Glück ist diese Regelauslegung, die als gerade erst eingeführte juristische Spielwiese den Trabrennsport hierzulande gewaltiges Renommee gekostet hatte, inzwischen ad acta gelegt. Noble Dolly, für die das Stuten-Derby noch vor acht Wochen überhaupt kein Thema war, bis eine wahre, auch ihrem Trainer unerklärliche Leistungsexplosion erfolgte („So ist das im Sport:
Laurea LB, die Vierte der Gemeinten, sprang vom Start. Es bleibt natürlich reine Spekulation, aber es hätte nicht viel gefehlt und auch Gilda Newport erwischt, deren numerisch 4. Vorlauf der Veranstalter als chronologisch letzten angesetzt hatte. Es hing am seidenen Faden – oder besser an ein paar Hufnägeln. Zum Glück hatte Gilda ein Eisen kurz vor und nicht nach dem Start verloren – nicht auszudenken, was dann passiert wäre. So hatte Dion Tesselaar Eisen und Gilda fest im Griff, ließ es aufnageln – die Startverzögerung nahm sie wie ihre Mitstreiterinnen mit stoischer Ruhe hin – und spulte den Rennfilm ab wie allseits erwartet: Die Donato-Hanover-Tochter übernahm nach wenigen 100 Metern von Zuchtgefährtin Gamine Newport das Zepter und schwang es bis zum Ende königlich. Dass sie den zweitschnellsten Vorlauf aus den langen, ungemein rhythmisch bewegten Beinen schüttelte, war ihr gar nicht anzusehen, so spielerisch elegant löste sie die 1:14,4-Aufgabe und zog Gamine Newport zu Ehrenplatz und Finale mit.
Vorlauf 2 sah eine ähnlich kernig aufgelegte Lesperanza, die Gaia F Bokos zweimalige Anfrage um die Führung mit einem unmissverständlichen „No“ beantwortete und Recht behalten sollte. Überlegen setzte sich die erste Hoffnung des Gestüts Lasbek in starken 1:14,3 ab. Für den Ehrenplatz zischte Tessa an Gaia F Boko locker vorbei.
Christian Lindhardt, seit einigen Monaten neuer Gestütstrainer für die noble Adresse, hatte offensichtlich soviel Spaß am Winner Circle, dass er nach identischem Rezept, jedoch sehr viel knapper in 1:15,1 mit seinem zweiten Pfeil Likasi ins Ziel traf. Diesmal ließ er Strawberry Diamant ins Leere laufen, die sich nach hartem Kampf auch noch der auf dem Schlussviertel in dritter Linie unverdrossen marschierenden Gwenda Beuckenswyk beugen musste.
Genauso knautschen musste die 1:15,4 schnelle Gazell Transs R nach einer kleinen Slalomfahrt auf der Zielgeraden, um mit Tom Kooyman der durch die Todesspur ein Riesenrennen laufenden Mon Etoile in Vorlauf 4 eins auszuwischen. Deutlich zurück wurde mit tollem Endspurt die am Start gesprungene Chichen Itza Dritte – und dann kam als Sahnehäubchen der königliche Auftritt der Gilda Newport.
Tano Bork mit Bahnrekord
Ein echter Knaller war der erwartete Triumph von Tano Bork und Christina Lindhardt im Derby-Monté um 20.000 Euro, das sich die Mariendorfer 2013 zum 100. Geburtstag spendiert hatten. Die 10:10-Favoriten, die vor 16 Tagen in Hamburg mit 1:12,6 die schnellste je im Trabreiten in Deutschland vorgelegte Zeit markiert hatten, taten es auch in Berlin nicht unter einem neuen Bahnrekord fürs Monté – und das wollte schon etwas heißen. In 1:13,0 war der damalige Weltrekordler Prince de Montfort 2013 über die 1900 Meter gesaust. Bei 1:12,9 blieben die Uhren für den Sechsjährigen stehen, der immer zu Dänemarks engster Spitze des „T“-Jahrgangs gezählt hat und auch beim vierten Versuch unterm Sattel unantastbar quasi im Alleingang siegte. „Er hätte ein bisschen schneller gekonnt, wäre ein Pferd in seiner Nähe gewesen“, strahlte die Gattin des Lasbeker Gestütstrainers. Pech für More Caviar, dass er unmittelbar vorm Ziel in Pass verfiel und somit des sicheren Ehrenplatzes verlustig ging. Der fiel etwas glücklich an Deutschlands Vorzeige-Satteltraber Garry vor Armando Kievitshof, der damit wie im Vorjahr mit „Bronze“ dekoriert wurde.
Für sein Pech in den Knauer-Vorläufen hielt sich Michael Nimczyk im Rahmenprogramm mit leichten Siegen von Billy the Kid TP und Confidential Bond schadlos. Zweimal kreuzte auch Danny Brouwer bei den Honoratioren auf. Der 18jährige fuhr abgezockt wie ein alter Hase Candyman Hornline in der Nachwuchsmeisterschaft aus der Deckung zum Sieg und legte in ähnlichem Stil gegen gestandene Profis mit Forrest Beemd ein weiteres Hölzchen an. Zur großen Freude der Berliner dominierten Stan Libuda und Dennis Spangenberg das Match der Publikumslieblinge; sie kamen an allen leicht vorbei und waren vom gut spurtenden SJs Junior C nicht mehr zu stoppen.
Zu bremsen war auch der Totalisator-Umsatz nicht, der mit einem Plus von 22 Prozent im Vorjahrsvergleich quasi durch die Decke ging. Zu danken war dies auch Tano Bork und Gilda Newport, die – so paradox es klingen mag – bei jeweils 10:10 für die beiden bestbewetteten Rennen sorgten. Selten war es gefahrloser, sich über eine Siegwette Anrechtscheine für die Verlosung des rund 25.000 Euro wertvollen PKW zu sichern, der am letzten Meeting-Tag ausgespielt wird.
Umsatz bei 14 Rennen: 346.643,30 (incl. 199.889,60 Euro Außenumsatz)
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