64 Jahre nach dem Besuch von Theodor Heuss kommt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 11.7. in den Lindenhof und diskutiert dort mit den Mitgliedern

Die Wohnungsgenossenschaft Genossenschaftliches Wohnen Berlin-Süd (GeWoSüd) feiert 2019 das 100. Jahr ihres Bestehens. Den Start markierte am 17. Mai ein Festakt mitsamt Rundgang des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller. Nun hat am 11. Juli der Bundespräsident einen Rundgang durch den Lindenhof mit anschließendem Gespräch und Diskussion mit Mitgliedern der GeWoSüd im Nachbarschaftstreff GeWoHiN gemacht. Damit besuchte Bundespräsident Steinmeier gleichzeitig den größten Standort der GeWoSüd und einen besonders geschichtsträchtigen Ort. „Der Lindenhof ist nicht nur Heimat für 1.500 Genossen und ihre Familien, sondern taugt auch als Freiluftmuseum für Geschichte und Architektur: Angefangen von der Gartenstadt von 1919, die geprägt war durch die Architekten Martin Wagner, Bruno Taut und Leberecht Migge, über die Erweiterung des Lindenhofs in den 30er Jahren durch den Architekten Lassen, den Wiederaufbau nach den Kriegszerstörungen in den 1950er Jahren durch die Architekten Müller und Sobotka, dem Hochhaus am See in den 1960er, dem öffentlich geförderten Wohnungsbau in den 70er Jahren, bis hin zu den modernen Neu- und Dachausbauten seit den 1990er Jahren ist der Lindenhof architektonisch und historisch ein Abbild der letzten 100 Jahre.“, erläutert GeWoSüd-Vorstand Norbert Reinelt die Besonderheit des Areals. Als letzter und bisher einziger Bundespräsident besuchte Theodor Heuss den Wiederaufbau des Lindenhofs am 8. September 1955. Heuss hatte eine besondere Bindung zum Lindenhof: Er gehörte 1918 zu den Schöneberger Stadtverordneten, die den Bau der Siedlung beschlossen hatten.

64 Jahre nach Heuss besucht nun Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die GeWoSüd und sendet damit im 100. Jubiläumsjahr ein Zeichen der Wertschätzung an diese und alle anderen Wohnungsgenossenschaften, die sich selbst verwalten und ohne staatliche Hilfe um die Bereitstellung von leistbarem Wohnraum für alle Schichten der Bevölkerung kümmern. Zudem möchte sich der Bundespräsident über das Modell des genossenschaftlichen Wohnens und die damit verbundenen Vorteile informieren sowie mit Bewohnern und Verantwortlichen ins Gespräch kommen.

Viel zu besprechen gab es – schließlich ist die Liste der Vorteile lang. So liegt etwa die Miete, die hier Nutzungsgebühr heißt, im Durschnitt bei lediglich 6,02 Euro je Quadratmeter. „Sogar Neubauwohnungen kosten bei der GeWoSüd durchschnittlich nur 8,45 Euro pro Quadratmeter“, sagt der GeWoSüd-Vorstandsvorsitzende Norbert Reinelt. Doch nicht nur im Finanziellen, sondern auch in Bezug auf die Gemeinschaft ist die GeWoSüd ein Vorbild: So stehen den Mitgliedern an den Standorten Schöneberg, Tempelhof, Weißensee und Neukölln Gästewohnungen für bis zu vier Personen zur Verfügung, die für 40 Euro pro Tag angemietet werden können. Bereits zur Jahrtausendwende errichtete die GeWoSüd ein Mehrgenerationenhaus in Tempelhof-Schöneberg mit 32 barrierefreien Seniorenwohnungen, Gemeinschaftsräumen, 23 familiengerechten Wohnungen, Gästewohnung, Sozialstation und Arztpraxis. In zwei Waschhäusern und an drei weiteren Standorten können die Mitglieder für wenig Geld selbst waschen und hilfsbedürftige Bewohner werden im Rahmen der Initiative „Helfer im Kiez“ bei Herausforderungen des Alltags wie Arztbesuchen unterstützt, aber auch beim Einkaufen oder bei Spaziergängen begleitet. Zwei Mitarbeiter im Sozialbereich beraten und unterstützen die Mitglieder in sozialen Belangen, zudem organisieren sie Veranstaltungen und Feste zur Stärkung der Gemeinschaft. Ebenso organisieren die Mitarbeiter für die Mitglieder, deren Wohnungen modernisiert werden, den Umzug in eine Umsetzwohnung innerhalb der Genossenschaft. Nach Abschluss der Arbeiten ziehen die allermeisten Mitglieder wieder zurück in ihre modernisierte Wohnung, ohne dass eine Modernisierungsumlage erhoben wird. Verdrängung findet nicht statt. An vier Standorten betreibt die GeWoSüd zudem Nachbarschaftstreffs, die von den Mitgliedern für selbstorganisierte Aktivitäten genutzt werden, und bietet im Café am See im Lindenhof ein günstiges Mittagessen. Zudem überlässt die GeWoSüd seit 2017 Flüchtlingen Wohnungen und kümmert sich zusammen mit den Nachbarn um die neuen Genossenschaftsmitglieder. So viele positive Erkenntnisse werden den Besuch sicherlich auch für den Bundespräsidenten zu einer angenehmen Erfahrung machen.

Das Geburtstagsjahr im Überblick

17. Mai: Rundgang durch den Lindenhof mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin,
Michael Müller, Vorstellung der Chronik 100 Jahre GeWoSüd und des GeWoSüd￾Romans.

18. Mai: Hoffest an den Standorten Charlottenstraße, Kaiser-Wilhelm-/Scharzhofberger Straße
und Steglitz

25. Mai: Hoffeste in der Friedrich-Wilhelm-Straße, der Friedrich-Karl-Straße, in Neukölln und in der Fennstraße

11. Juli: Rundgang mit dem Bundespräsidenten durch den Lindenhof

Bis 31. Juli: (Foto)Wettbewerb zum Thema 100 Jahre GeWoSüd Preise im Wert von 3.000 Euro – Einsendungen an 100@gewosued.de

17. August: Hoffest in der Jacobsohnstraße
24. August: Parkfest im Lindenhof
26. Oktober: Abschlussparty (nur für Mitglieder)

 

Über die GeWoSüd

Die GeWoSüd Genossenschaftliches Wohnen Berlin-Süd eG ist eine Wohnungsgenossenschaft mittlerer Größe mit rund 2.600 Wohnungen an zwölf Standorten im Norden, Osten und Süden Berlins. Heute hat die GeWoSüd rund 5.000 Mitglieder. Mit ihren Genossenschaftsanteilen (6,2 Millionen Euro) bilden sie den Grundstock des Eigenkapitals der Genossenschaft (39,8 Millionen Euro). Deshalb sind die Bewohner der Wohnungen keine Mieter, sondern Nutzer. Weil die Zuteilung senatseigener Grundstücke ganz überwiegend an kommunale Wohnungsbaugesellschaften erfolgt, kann die GeWoSüd – wie auch viele andere Genossenschaften in Berlin – nicht in dem Umfang neu bauen, wie dies sonst möglich wäre. So bleibt die Warteliste lang. Daher ist die GeWoSüd darauf angewiesen, durch Nachverdichtung auf eigenen Grundstücken im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiteren Wohnraum zu schaffen.

Chronik in Kürze :

Mit dem Lindenhof beginnt die 100-jährige Geschichte der GeWoSüd. Um der Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg zu begegnen, plante und baute die Stadt Schöneberg unter Leitung des späteren Berliner Stadtbaurats Martin Wagner ab 1918 eine Gartenstadt. 1922 wurde diese an die 1921 gegründete Genossenschaft Siedlung Lindenhof verkauft, die 1942 gemeinsam mit der 1919 gegründeten Gemeinnützige Landerwerbs- und Baugenossenschaft Dahlem-Schmargendorf (Landbau) zur GeWoSüd zwangsfusioniert wurde. Die Landbau hingegen errichtete erst ab 1925 mit dem Bau der Wohnanlage in der Scharzhofberger Straße ihren ersten Immobilienbesitz. Durch Bombardements im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile des genossenschaftlichen Wohnungsbestandes insbesondere im Südwesten der Stadt zerstört. Ab 1950 kamen die genossenschaftlichen Wohnungen im Ostteil der Stadt zunächst in treuhänderische Verwaltung. Später übernahm sie die Kommunale Wohnungsverwaltung. Im Westen der Stadt erfolgte seit den 1950er Jahren der Wiederaufbau der kriegszerstörten Gebäude, während im Ostteil der Stadt über Jahrzehnte nur Mittel für unabdingbare Erhaltungsarbeiten zur Verfügung standen. Nach der Wiedervereinigung erhielt die GeWoSüd ihr Eigentum zurück, sodass schon 1992 mit den Sanierungsmaßnahmen begonnen werden konnte. Um neuen Wohnraum zu schaffen, begann die GeWoSüd bereits in den 1990er Jahren mit dem Ausbau der ersten Dachgeschosse. 2005 begann die denkmalgerechte Sanierung der heute 100-jährigen Bauten im Lindenhof. Seit 1992 wurden insgesamt 240 neue Wohnungen, hauptsächlich durch Nachverdichtung wie etwa den Ausbau von Dächern, errichtet. https://100gewosued.de/jubilaeum/

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