Sichtbares Zeichen gegen Flucht und Vertreibung
Eröffnung des Dokumentationszentrums Sichtbares
Deutschland erhält einen einzigartigen Lern- und Erinnerungsort, der Zwangsmigrationen in Geschichte und Gegenwart ins Zentrum stellt. Das Dokumentationszentrum der Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung wurde am 21. Juni 2021 von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Kulturstaatsministerin Monika Grütters feierlich eröffnet.
Im Anschluss an die Eröffnung führte die Direktorin des Dokumentationszentrums Gundula Bavendamm die Gäste des Festaktes durch die Ausstellung.
Mit der Eröffnung der Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung „stellt Deutschland sich einer lange zu wenig wahrgenommenen historischen Wahrheit: nämlich dem unermesslichen und millionenfachen Leid in Folge von Flucht und Vertreibung im und nach dem von Deutschland entfesselten Zweiten Weltkrieg“, sagte Kulturstaatsministerin Grütters. Sie sei dankbar, dass mit dem Eröffnungstag endlich jenes sichtbare Zeichen gegen Flucht und Vertreibung gesetzt werden konnte, das bereits im Koalitionsvertrag 2005 beschlossen wurde.
Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnete das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung feierlich via Livestream. Gegenwärtig seien „weltweit so viele Menschen auf der Flucht wie nie zuvor“, so die Kanzlerin in ihrer Ansprache. Auch deshalb blieben die Themen Flucht und Vertreibung „leider“, wie Merkel betonte, „so aktuell wie eh und je“. Und mit Blick auf die Zukunft des Erinnerns hob Merkel hervor: „Es bleibt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, eine lebendige Erinnerungspolitik – auch und gerade für junge Menschen – zu pflegen, die nicht mehr das Privileg haben werden, mit Zeitzeugen zu sprechen.“
Unter den Gästen des Festaktes befanden sich auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck und der frühere Kulturstaatsminister Bernd Neumann.
Betroffene von Flucht und Vertreibung im Mittelpunkt
Vor allem in Kriegen und bewaffneten Konflikten fliehen Menschen oder werden vertrieben. Unter meist widrigen Umständen müssen sie fern ihrer Heimat ein neues Leben aufbauen. Die Betroffenen – nicht nur die Deutschen, sondern alle, die diese Erfahrung machen müssen – stehen im Mittelpunkt des Dokumentationszentrums. Indem es Ursachen von Flucht und Vertreibung und das damit verbundene menschliche Leid thematisiert, schließt das Dokumentationszentrum eine Lücke in der Geschichts- und Gedenklandschaft Deutschlands.
Als Lern- und Erinnerungsort umfasst das Dokumentationszentrum auf mehr als 5.000 Quadratmetern neben der Dauerausstellung zusätzlich regelmäßige Sonderausstellungen, eine Bibliothek mit Zeitzeugenarchiv, Bildungsangebote, Veranstaltungen und einen Raum der Stille. Am 23. Juni 2021 öffnet es für das Publikum. Der Eintritt ist frei.
Mehr als Vergangenheitsbewältgung
Die Staatsministerin für Kultur und Medien dankte in ihrer Rede auch der Direktorin der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung, Gundula Bavendamm, sowie dem beteiligten international besetzten Wissenschaftlichen Beraterkreis. Das Dokumentationszentrum sei durch die verschiedenen Perspektiven viel mehr als Vergangenheitsbewältigung. Es verweise im Geiste der Versöhnung in die Zukunft eines geeinten Europas, so Grütters.