FIRST STEPS Ehrenpreis: Dieter Kosslick
Wir ehren den Berlinale-Direktor Dieter Kosslick für die Offenheit und Entschiedenheit, mit der er seit 2002 junge Filmschaffende beim wichtigsten deutschen Filmfestival willkommen heißt.
Dieter Kosslick hat in der Berlinale Strukturen geschaffen und Mitstreiter/innen gewonnen, die den Spielarten des jungen Kinos Interesse, Neugier und Aufmerksamkeit entgegenbringen. In den Berlinale Talents arbeiten junge Kreative aus aller Welt und aus allen Gewerken zusammen, etablieren nachhaltige Kooperationen und blicken dabei weit über den eigenen Tellerrand hinaus. Die Berlinale Shorts sind zur prominenten Plattform für die zumeist junge internationale Kurzfilm-Szene geworden. Die Perspektive Deutsches Kino ist als eine eigene Sektion für erste und zweite Filme offen für Experimente in allen Genres und Formaten. Der Wettbewerb rollt mit Neugier und Risikobereitschaft auch Debütfilmen den Roten Teppich aus und ermöglicht ihnen somit einen der höchst dotierten Preise des Festivals.
Der FIRST STEPS Ehrenpreis würdigt Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise für den Nachwuchs engagieren oder deren Haltung vorbildhaft ist. Preisträger der letzten Jahre waren u.a. der Journalist Knut Elstermann, die Initiative One Fine Day Films und die Casting Direktorin Nina Haun.
Die Preisträger und Jurybegründungen
Kurz- und Animationsfilm:
„In der Zwischenzeit / Meanwhile“, Regie: Mate Ugrin, Hochschule für Bildende Künste Hamburg
Mittellanger Spielfilm:
„Am Himmel“, Regie: Magdalena Chmielewska, Filmakademie Wien
Abendfüllender Spielfilm:
„Hagazussa“, Regie: Lukas Feigelfeld, Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin
Dokumentarfilm:
„Tackling Life“, Regie: Johannes List, Hochschule für Fernsehen und Film München
Werbefilm:
„myBorder’s joyFence”, Regie: Michael Kranz, Hochschule für Fernsehen und Film München
NO FEAR Award:
„früher oder später“, Produktion: Marius Ehlayil, Hochschule für Fernsehen und Film München
Michael-Ballhaus-Preis:
„Hagazussa”, Kamera: Mariel Baqueiro, Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin
Drehbuchpreis:
„Der Storch ist tot“, Drehbuch: Janett Lederer, Filmakademie Baden-Württemberg
Götz-George-Nachwuchspreis:
Zejhun Demirov in „Oray“, Kunsthochschule für Medien Köln
FIRST STEPS Ehrenpreis:
Dieter Kosslick
Kurz- und Animationsfilm
Nominierungen: Das kurze Format bildet weiterhin eine Fundgrube unterschiedlichster Themen und Erzählweisen, vom klassisch-narrativen Film bis zur ausgefeilten Animation.
In „100 EUR“ nimmt uns Aleksey Lapin mit in den Alltag rumänischer Schwarzarbeiter in Wien – ein kurzer Einblick in mittlerweile ganz normale Ausbeutungspraktiken. Eindringlich vermittelt Eileen Byrne in „Was bleibt“, wie eine schwere Krankheit allmählich jeden Winkel in der Beziehung eines jungen Paares in Besitz nimmt. In eine stillgelegte Industriestadt im ehemaligen Jugoslawien führt uns Mate Ugrin – hier scheint alles in der Schwebe zu sein, „In der Zwischenzeit“. In seinem virtuosen Animationsfilm „Nosis“ findet Vincenz Neuhaus verstörende Bilder für den Kampf gegen die inneren Dämonen. Mit seinem heiter-lakonischen Stimmungsbild vom Spielplatz „Räuber & Gendarm“ erinnert sich Florian Maubach an das Ende der Kindheit.
Preisträger: In der Zwischenzeit / Meanwhile, Regie: Mate Ugrin
Kurzspielfilm, 18 Min., Hochschule für Bildende Künste Hamburg
Der eine kann warten, der andere nicht. Der eine will ein neues Leben, der andere nicht. Der eine geht, der andere bleibt. Der eine leidet – und der andere? Unser Gewinnerfilm erzählt von Menschen, die nicht anwesend sind, und von Gefühlen, die nicht greifbar sind; vielleicht auch von einem Land, das schon lang nicht mehr ist. Der Film erzählt also vom Vagen, aber er tut das mit einer Bildsprache und Erzählökonomie, die nichts an Klarheit vermissen lässt.
Mittellanger Spielfilm
Nominierungen: Es erweist sich einmal mehr, wie wichtig dieses Format für die Erprobung neuer Erzählformen ist. Science Fiction findet hier genauso Raum wie großes Kino und ein modernes Märchen.
Still, konzentriert und mit großen Bildern beobachtet Magdalena Chmielewska den verzweifelten Versuch einer jungen Wienerin, sich nach einem Überfall nicht als Opfer zu sehen: „Am Himmel“. Mariam Mekiwi siedelt ihre Endzeit-Vision „Bevor ich vergesse“ im Watt an: Nach einer großen Flut sind die Menschen auf die Solidarität der Wassermenschen angewiesen. Dragana Jovanovic jongliert in „On the Other Side of the Pillow a Rose Was Blossoming“ gekonnt zwischen Märchen, Mythen und Gegenwart im ländlichen Serbien.
Preisträger: Am Himmel, Regie: Magdalena Chmielewska
Mittellanger Spielfilm, 30 Min., Filmakademie Wien
Eine junge Frau wurde überfallen, sexuell misshandelt, auf einer Wiener Wiese, die paradoxerweise „Am Himmel“ heißt. Was genau geschah, erfahren wir nur indirekt, sie selber spricht nicht darüber. Kämpft darum, sich nicht als Opfer zu fühlen, ihr eigenes Leben wieder zu gewinnen. Sie ist verstört und verstörend, abweisend, ihr Kampf ist kraftvoll, fast wütend. Sie besucht ihren Freund am Meer, aber nichts wird mehr, wie es war, Stück für Stück geht sie sich selbst verloren. Magdalena Chmielewska erzählt in großen Kinobildern, mit wenig Dialog, kunstvoll eingesetzter Musik und in nur 30 Minuten, wie ein solcher Überfall ein Leben für immer beschädigt.
Abendfüllender Spielfilm
Nominierungen: Außergewöhnlich starke persönliche Handschriften und eine große Vielfalt an Themen und Formen charakterisieren diesen Jahrgang.
Für die zunehmende Präsenz des Genrefilms bei Abschlussfilmen steht etwa „Luz“, eine Hommage an den Horrorfilm der 70er Jahre von Tilman Singer, der im bewussten Umgang mit beschränkten Mitteln eine beeindruckende stilistische Vielfalt generiert. Ganz anders „Hagazussa“: Lukas Feigelfeld hat diese Hexengeschichte in den mittelalterlichen Alpen bis ins Detail durchkomponiert und mit atmosphärisch präzisem Einsatz genretypischer Elemente aufgeladen. Mit märchenhaften Elementen und gleichermaßen schonungsloser Wucht protokolliert Lisa Brühlmann in „Blue My Mind“ die unaufhaltsame körperliche Veränderung eines Teenagers. In „Sarah spielt einen Werwolf“ von Katharina Wyss spielt sich eine Schülerin die Seele aus dem Leib beim Versuch, ein dunkles, fast unaussprechliches Familiengeheimnis auszudrücken. Ganz im Hier und Jetzt ist die unmögliche Liebe zwischen der lebenshungrigen Maryam und dem inhaftierten „Jibril“ angesiedelt – nebenher erzählt Henrika Kull dabei auch von der Vielfalt arabischen Lebens in Berlin. „Oray“ schließlich nimmt uns mit in eine muslimische Männergemeinde in Hagen, Westfalen, zu der Mehmet Akif Büyükatalay einen ganz neuen Zugang eröffnet.
Preisträger: Hagazussa, Regie: Lukas Feigelfeld
Spielfilm, 102 Min., Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin
Ein ganz und gar ungewöhnlicher Stoff – nicht nur für einen Abschlussfilm. Noch ungewöhnlicher aber die Konsequenz, mit der Lukas Feigelfeld seine Hexengeschichte aus dem Mittealter umsetzt. Sorgfältig bis ins gestalterische Detail vertraut er ganz auf die Kraft der Bilder und Töne und (er-)findet seinen persönlichen Umgang mit den Stilmitteln des Horrorfilms. Furchtlos balanciert er zwischen Rätsel und Realem und lässt dabei auch durchaus Gegenwärtiges durchschimmern: Einsamkeit und die Verfolgung von Außenseitern. „Hagazussa“ entwickelt einen ganz eigenen Sog: ein Erlebnis für die große Leinwand.
Dokumentarfilm
Nominierungen: Die jungen DokumentarfilmerInnen berichten aus aller Welt und offenbaren dabei einen ausgeprägten eigenen Gestaltungswillen.
In „Closing Time” entführt uns Nicole Vögele ins nächtliche Taipeh – ihre tableauartigen Einblicke in die Parallelwelt der Nachtarbeiter entfalten eine unwiderstehliche Sogwirkung. Christin Freitag begleitet in „Let the Bell Ring” einen jungen Boxer in Los Angeles, ihre Stilmittel reichen vom stylishen Schwarzweiß bis zum Hochglanz-Musikclip. In Berlin trifft Johannes List auf ein schwule Rugbymannschaft, für die der Sport und das Team weitaus mehr sind als eine Freizeitbeschäftigung: „Tackling Life“. Virtuos verknüpft Alexander Hick in „Thinking like a Mountain“, der Begegnung mit einem kolumbianischen Bergvolk, ethnografische mit essayistischen Perspektiven. In „Tracing Addai“, der ergreifenden Geschichte einer Mutter, die ihren Sohn an den IS in Syrien verlor, gelingt Esther Niemeier eine einzigartige Verschmelzung dokumentarischer, inszenierter und animierter Gestaltungsmittel.
Preisträger: Tackling Life, Regie: Johannes List
Dokumentarfilm, 93 Min., Hochschule für Fernsehen und Film München
Die „Berlin Bruisers“ sind keine besonders gute Mannschaft, aber immerhin das erste schwule Rugbyteam Deutschlands. Doch Tackling Life zeigt uns, dass die „Berlin Bruisers“ noch viel mehr sind: Hier treffen verschiedenste Persönlichkeiten mit den überraschendsten Geschichten aufeinander und finden in der Mannschaft neben Teamgeist zwei wichtige Dinge: Geborgenheit und bedingungslose Akzeptanz. In seinem äußerst sensiblen Porträt zeigt Johannes List, wie menschliches Miteinander und Integration vorbildlich gelingen können und welche Kraft daraus entsteht. Ein Film, der viel Mut macht, und gleichzeitig mitreißend, witzig und höchst unterhaltsam ist.
Werbefilm
Nominierungen: Der Werbefilm bleibt in seiner Bandbreite vielfältig. Social Spots überzeugen durch ihre kreative und mutige Auseinandersetzung mit brisanten (klima-)politischen und gesellschaftlichen Themen. Ein tolles Storytelling, das feine Gespür für Humor und Situationen oder die geschaffenen Bildwelten machen wiederum viele Spec Spots besonders. In Summe ein absolut überzeugender Jahrgang mit einer kleinen Einschränkung zur Länge: „Reduce to the Max“.
Dass auch Briten die bekanntermaßen guten deutschen Autos mögen können, vermittelt „Earl Hernest IV.“ humorvoll – well done! Selten wurde ein Comeback nach einer Sportverletzung so authentisch und persönlich in einen Spot gepackt wie in „Head“ – fantastisches Storytelling! Ein verstörendes Zukunftsszenario zeichnet uns „myBorder’s joyFence“ – reine Fiktion? Total trashig, bewusst offensichtlich und sehr unterhaltsam leistet die Spotserie „Real News 1-3“ ihren Beitrag zum Thema Klimaveränderung – Fake News. Auch „The Man with a Coin“ muss im Leben Entscheidungen treffen – erfrischend und perfekt inszeniert!
Preisträger: myBorder’s joyFence, Regie: Michael Kranz
Werbefilm, 90 Sek., Hochschule für Fernsehen und Film München
Michael Kranz entwirft ein verstörendes Zukunftsszenario: eine heitere Welt der Abschottung. Seine Gesellschaftskritik trifft mitten ins Schwarze. Der Text ist äußerst originell, die Machart sehr überzeugend und das Produkt erinnert in seiner Anmutung sicher nicht zufällig an eine bekannte Marke. Zum Glück ist das alles (noch) reine Fiktion. Wie lange noch?
NO FEAR Award
Nominierungen: In drei ganz eigene und ungewöhnliche filmische Welten haben sich die diesjährigen Nominierten vorgewagt:
Eine dokumentarische Miniserie: „früher oder später“, gedreht über mehrere Jahre mit den Bewohnern eines oberpfälzischen Dorfes – eine nicht nur logistische Herausforderung für den Produzenten Marius Ehlayil. Ein animierter Dokumentarfilm: für die äußerst kunstvolle, vielfältige Gestaltung von „Tracing Addai“ arbeitete Britta Strampe sich in ganz neue Produktionsabläufe ein. Und eine Sitcom: Mit großem persönlichen Einsatz und gegen viele Widerstände hat Helena Hofmann ihre Vision verwirklicht, eine Sitcom („Zum Goldenen Lama“) vor Live-Publikum zu produzieren.
Preisträger: Marius Ehlayil, Produktion „früher oder später“
Dokumentarische Serie, 4×30 Min., Hochschule für Fernsehen und Film München
Am Anfang stand die Idee, ein neues Serienformat auszuprobieren. Die Protagonisten: Zwei alte Milchbauern, die nebenbei als Bestatter arbeiten, um zu überleben. Eine 300-Seelen-Gemeinde in der Oberpfalz und eine vegane Kommune, die sich misstrauisch gegenüberstehen. Zwischen den Fronten: die Filmemacher. Drei Jahre lang. Ein ganzes Dorf musste überzeugt werden, für lange Zeit ein Filmteam zu dulden, sogar bei Beerdigungen. Für so ein Projekt gab es keine Vorbilder, die Suche nach Partnern und Sendern gestaltete sich schwierig – Kafka und Sisyphos hätten ihre Freude gehabt. Ohne die unermüdliche Überzeugungskraft und den langen Atem der Produzenten wäre dieser Film sicher nicht entstanden.
Michael-Ballhaus-Preis
Nominierungen: Erstmals sind bei den FIRST STEPS Awards drei junge Kamerafrauen für den Michael-Ballhaus-Preis nominiert. Sie überzeugen mit ihren unterschiedlichen ästhetischen Herangehensweisen in allen Formaten:
Im abendfüllenden Spielfilm „Hagazussa“ trägt Mariel Baqueiro mit beeindruckenden Landschaftsbildern und gekonnter Lichtsetzung einen entscheidenden Teil zur unheimlichen Stimmung bei. Aleksandra Medianikova inszeniert die Natur als eigene Protagonistin, wenn sie im 30-Minüter „Rå“ der jungen Linn in die Einsamkeit der schwedischen Wälder folgt. Lilian Nix hingegen hält in ihrem Dokumentarfilm „Kindsein – Ich sehe was, was Du nicht siehst!“ die Kamera bewusst immer auf Augenhöhe der Kinder, um die Welt ganz aus ihrer Perspektive zu zeigen.
Preisträgerin: Mariel Baqueiro, Kamera „Hagazussa“
Spielfilm, 102′. Kamera: Mariel Baqueiro, Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin
Welche Herausforderung es gewesen sein muss, im studentischen Rahmen einen Film in der Abgeschiedenheit der Berge, im Tiefschnee zu drehen – das kann man nur ahnen. Fast ohne Worte, nur über die Bilder der mexikanischen Kamerafrau Mariel Baquiero (die zuvor noch nie im Schnee gedreht hatte) vermitteln sich die unheimlichen Kräfte der Natur, die Gewalt der Landschaft. In langen Einstellungen, großen Tableaus und mit ausgefeilter Lichtsetzung macht sie die Mühsal eines Lebens in dieser Unwegsamkeit fühlbar und nimmt uns mit in eine Einsamkeit, die irgendwann in den Wahnsinn kippt. „Hagazussa“ ist visuell sicher der ausgereifteste Film dieses Jahrgangs – eine Wucht.
Drehbuch-Preis
Nominierungen: Auf der Suche nach dem Überraschenden, dem Besonderen, nicht zuletzt auch nach einem persönlichen Thema wurde die Jury hier fündig:
Ein großes Familienpanorama faltet Alexa Gross in „Am Ende der Schuld“ auf, das über mehrere Generationen und Perspektivwechsel von schuldhaften Verstrickungen in einen Selbstmord erzählt. In ein ungarisches Dorf entführt uns Janett Lederer mit „Der Storch ist tot“: Zwischen Märchen und Realität oszilliert ihr bildgewaltiges Buch über das sexuelle Erwachen eines Mädchens. Ganz anders „Vesta“, der Pilot zu einer Fantasy-Serie, in der Katja Klengel Hexen, Menschen und mythische Figuren aufeinander loslässt.
Preisträgerin: Janett Lederer, Autorin „Der Storch ist tot“
Drehbuch für einen abendfüllenden Spielfilm, Filmakademie Baden-Württemberg
Fantastisch, fantasievoll, kompromisslos, körperlich, drastisch, bildhaft: All dies fällt einem ein, wenn man dieses Drehbuch beschreiben will. Aus der Perspektive eines 13-jährigen Mädchens erzählt Janett Lederer vom Erwachsenwerden in einer fast archaischen dörflichen Gemeinschaft. Wie Mariska sich aufmacht, die Liebe zu lernen, sich dabei als Frau entdeckt, ihre Sexualität erlebt: Das ist mutig und unerwartet geschrieben, das haben wir so noch nicht gelesen. Wir sehen die Bilder, hören die Musik, wir werden förmlich hineingesogen in dieses Buch.
Götz-George-Nachwuchspreis
Nominierungen: Die drei nominierten SchauspielerInnen könnten unterschiedlicher und ungewöhnlicher nicht sein:
Mit mitreißender Lebenslust, Kraft und Liebessehnsucht verkörpert Susana Abdulmajid in ihrem Filmdebüt die alleinerziehende Mutter Maryam („Jibril“). Die junge Loane Balthasar fasziniert in ihrer ersten Rolle mit der körperlichen Intensität, mit der sie Sarahs verzweifelte Versuche aus einem Familiengefängnis auszubrechen darstellt („Sarah spielt einen Werwolf“). Mit schnörkelloser Konzentration vermittelt Zejhun Demirov den Alltag eines jungen, in Glaubensnöte geratenen Moslems im Ruhrgebiet („Oray“).
Preisträger: Zejhun Demirov, Schauspieler in „Oray“
Spielfilm, 97′. Regie: Mehmet Akif Büyükatalay, Kunsthochschule für Medien Köln
Realistisch und klischeefrei portraitiert Zejhun Demirov den jungen Oray, der im Jähzorn eine Unachtsamkeit begeht und damit aus seinem bisherigen Leben herauskatapultiert wird. Glaubwürdig zeigt er die Selbstzweifel, die Entfremdung von seiner geliebten Frau, die Sehnsucht nach einer Gemeinschaft, irgendwo eine Bedeutung zu haben, dazu zu gehören. Der Film konzentriert sich ganz auf diese Figur, und es ist nicht zuletzt der Spielkunst Zejhun Demirovs zu verdanken, dass wir uns auf ein ganz anderes Bild der islamischen Gemeinschaft einlassen können. Er lädt uns ein, das normale Leben eines in Deutschland lebenden Muslims, die Bedeutung der Religion in seinem Alltag zu erleben. Wir wünschen uns sehr, diesen Darsteller noch öfter in solchen herausfordernden, komplexen Rollen zu erleben.
Die Jurys 2018
Für die Spielfilme: Sonja Heiss, Jochen Laube, Claudia Michelsen, Ngo The Chau, Hannah Pilarczyk
Für die Dokumentarfilme: Helge Albers, Mo Asumang, Enrique Sánchez Lansch, Britta Wauer, Marcus Winterbauer
Für die Werbefilme: Glenn Bernstein, Leila El-Kayem, Laura Himmelreich, Palina Rojinski, Anne Stilling
Für die Drehbücher: Laura Lackmann, Heide Schwochow, Oliver Ziegenbalg
FIRST STEPS – Der Deutsche Nachwuchspreis wurde 1999 als private Initiative der Filmwirtschaft von den Produzenten Bernd Eichinger und Nico Hofmann ins Leben gerufen. Er wird veranstaltet von der Deutschen Filmakademie e.V. in Partnerschaft mit ARRI, Mercedes-Benz, ProSiebenSat.1 TV Deutschland, UFA und Warner Bros., produziert von der DFA Produktion GmbH.
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