Das weltweit erste Museum des als „Plastinator“ bekannten Wissenschaftlers Dr. Gunther von Hagens und der Kuratorin Dr. Angelina Whalley in Berlin wird kommen – aber erst im Januar 2015. „Aus Respekt vor dem Gericht haben wir uns dazu entschlossen, die mündliche Verhandlung gegen das Gesundheitsamt Mitte von Berlin am 16. Dezember abzuwarten und unser Menschen Museum erst danach zu eröffnen“, sagt Dr. Angelina Whalley, die die Körperwelten-Ausstellung seit Jahrzehnten begleitet. „Um mit der Eröffnung nicht mitten in die Feiertage zu fallen, wird das Menschen Museum im Laufe des Januar an den Start gehen“, erklärt die Ärztin.
Bei dem Gerichtsverfahren vor dem Verwaltungsgericht Berlin handelt es sich um eine Feststellungsklage, die von der Berliner Kanzlei Noerr im Namen der Ausstellungs-Initiatoren angestrengt wurde.
Das Gerichtsverfahren zielt darauf ab, feststellen zu lassen, „dass die dauerhafte Ausstellung von Körperplastinaten durch die Klägerin auf dem Grundstück Panoramastraße 1, 10178 Berlin, keiner behördlichen Genehmigung gemäß dem Berliner Bestattungsgesetz oder dem Berliner Sektionsgesetz bedarf“ (Auszug aus der Klageschrift). Dr. Angelina Whalley ergänzt: „Unsere in den Jahren 2001, 2009 und 2011 in Berlin gezeigten Körperwelten-Ausstellungen mussten bislang nie bestattungsrechtlich
genehmigt werden und auch die Dauerausstellung des medizinhistorischen Museums der Charité in
Mitte hat keine bestattungsrechtliche Genehmigung, obwohl dort Körper und Körperteile gezeigt
werden.“ Da die Vorbereitungen für das Menschen Museum einschließlich der Umbauten in den zukünftigen Ausstellungsräumen schon auf Hochtouren laufen, sind Dr. von Hagens und seine Frau Dr. Whalley nun bestrebt, rechtliche Klarheit zu erlangen und so den Weg für eine störungsfreie Eröffnung zu ebnen.

 

Aus Respekt vor dem Gericht wird das weltweit erste Menschen Museums des Plastinators
Dr. Gunther von Hagens erst im Januar eröffnen / Mündliche Verhandlung am 16.12.14

„Gerne hätten wir über Themen des Jugendschutzes oder auch über die Ausstellung einzelner Exponate diskutiert, doch den Museumsgegnern im Bezirk Mitte geht es offenbar nicht um eine inhaltliche Auseinandersetzung, sondern um Verbote“, fasst Dr. Whalley zusammen, die ebenso wie Dr. Gunther von Hagens nach wie vor gesprächsbereit ist und die Ausstellungsgener zum offenen Dialog einlädt. Nach der öffentlichen mündlichen Verhandlung am 16. Dezember um 14 Uhr im Verwaltungsgericht Berlin, Kirchstraße 7, 10557 Berlin, werden sich die Initiatoren dann wieder voll auf die Planung ihres Museums und ihre vier Wanderausstellungen konzentrieren, die derzeit in Nürnberg, Bochum, Rom, Newcastle (UK) und Amsterdam zu sehen sind – übrigens problemlos. Das 1.200 qm große Menschen Museum am Fuße des Fernsehturms mit rund 200 anatomischen Exponaten wird im Januar 2015 er- öffnen. Über die Körperwelten-Ausstellungen Weltweit begeisterten die mit einem von Dr. von Hagens entwickelten Spezialverfahren konservierten Körper bereits 40 Millionen Besucher, darunter in London, New York, Chicago, Haifa und Wien. Auch die Fachwelt ist voll des Lobes: Neben zahlreichen Dankesschreiben verschiedener namhafter Museen erhielt Gunther von Hagens 2013 von der Association of Science-Technology Centers (ASTC), einer Vereinigung von 650 Wissenschaftsmuseen und Science Centers aus fast 50 Ländern, eine Auszeichnung für sein Lebenswerk und seinen herausragenden Beitrag zur Vermittlung von Wissenschaft an ein Laienpublikum.
Dr. Gunther von Hagens, der am 10. Januar 2015 70 Jahre alt wird, erklärt zu seinem Museum: „Mit der Einrichtung des Menschen Museums geht für mich ein langgehegter Traum in Erfüllung. Mit
menen Exponaten möchte ich die Besucher an das erinnern, was unser höchstes Gut ist: unser eigener Körper“, führt der trotz seiner Erkrankung immer noch aktive Wissenschaftler aus. Dass das funktioniert, belegen die Zahlen des Psychologischen Instituts Kassel deutlich: 66 % der befragten Körperweten-Besucher gaben an, in Zukunft mehr auf ihre körperliche Gesundheit zu achten, 24 % der Befragten sind nach dem Rundgang eher zur Organspende bereit und rund ein Drittel raucht weniger. Über das Menschen Museum Kuratorin Dr. Angelina Whalley verspricht den Besuchern des neuen Museums faszinierende Einblicke in das Innere des Menschen. „Durch die Ausstellung zeigen wir den Besuchern die Komplexität des menschlichen Körpers, aber auch seine Verwundbarkeit,“ sagt Dr. Angelina Whalley. „Viele Besucher erlernen in unserer Ausstellung einen neuen Umgang mit dem eigenen Körper, der zu einem höheren Gesundheitsbewusstsein führt“, fasst die promovierte Ärztin zusammen. Einige Details zum Museum verrät sie bereits: „Die Besucher werden mit einem einstimmenden Prolog über das Leben und seine Vergänglichkeit empfangen und mit einem zum Nachdenken anregenden Epilog verabschiedet. Die unterschiedlichen Facetten des Mensch-Seins ziehen sich wie ein roter Faden durch die ganze Ausstellung. Die Exponate werden mit auch für den Laien verständlichen medizinischen Erklärungen beschriftet, zudem verleihen wir Audio-Führer mit weitergehenden Erläuterungen.“

Das Verfahren der Plastination
Der Wissenschaftler Gunther von Hagens hat das Konservierungsverfahren der Plastination bereits 1977 an der Universität Heidelberg erfunden und seitdem kontinuierlich weiter entwickelt. Die Grundlage der Plastination ist der Austausch von Körperwasser und –fett gegen einen Kunststoff. Dazu wird zunächst das Lösungsmittel Azeton im Vakuum verdampft und durch einen Reaktionskunststoff wie Silikonkautschuk ersetzt. Danach folgt die genaue Positionierung des Präparats und die Aushärtung des eingesetzten Kunststoffs. Insgesamt erfordert die Plastination eines menschlichen Körpers rund 1.500 Arbeitsstunden. Mittlerweile wird die Plastination weltweit in über 400 Institutionen in 40 Ländern angewandt, Plastinate werden aufgrund ihrer Realitätsnähe und ihres hohen didaktischen Werts heute vor allem in der medizinische Ausbildung an vielen Universitäten eingesetzt. Die Körperspende Die im Menschen Museum gezeigten Plastinate stammen aus dem Körperspende-Programm des Instituts für Plastination in Heidelberg, in dem mittlerweile über 14.000 Spender registriert sind. Die Registrierung erfolgt freiwillig, auf eigenen Wunsch und ohne Vergütung. Nach Feststellung der Ethikkommission des California ScienCenter übertreffen die Registrierungsstandards die in Deutschland deutlich die weltweit gesetzlich festgelegten Standards. In Nordamerika hatte 2004 das California ScienCenter in Los Angeles ein unabhängiges ethisches Gutachten zur Ausstellung in Auftrag gegeben.

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Von admin

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