Plädoyer für generationengerechte Reform: Nachhaltige Pflegefinanzierung gelingt nur mit kapitalgedeckter Zusatzversicherung
Anlässlich der PKV-Jahrestagung 2025 in Berlin erklärt der Vorsitzende des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV), Thomas Brahm:
„Die finanzielle Schieflage in den gesetzlichen Sozialversicherungen macht die gewaltigen Herausforderungen deutlich, vor denen die Bundesregierung zu Beginn der neuen Legislaturperiode steht. Ohne grundlegende Reformen zahlen junge Menschen durch den demografischen Wandel in Zukunft einen immer höheren Preis für ein System, das an seine Grenzen stößt.
Die Koalition aus Union und SPD hat den Handlungsdruck erkannt. Für die Finanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung sieht der Koalitionsvertrag eine Experten-Kommission vor, die Lösungen erarbeiten soll, um die Finanzen langfristig zu stabilisieren. In der Pflege soll eine Minister-Arbeitsgruppe Vorschläge für eine „große Pflegereform“ entwickeln. Dabei sollen explizit auch die Punkte „Nachhaltigkeitsfaktoren“ und „Anreize für eine eigenverantwortliche Vorsorge“ geprüft werden.
Wenn es der Koalition mit diesen Zielen ernst ist, muss sie die Private Krankenversicherung an beiden Expertenrunden beteiligen. Denn wir stehen mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung in der nachhaltigen, kapitalgedeckten Finanzierung nachweisbar für Stabilität und sind somit ein Teil der Lösung.
Neuer Generationenvertrag für die Pflege
Die Private Krankenversicherung kommt ohne Schulden aus und benötigt keine Steuerzuschüsse. Mit unseren Rücklagen von über 340 Milliarden Euro leisten wir einen Beitrag zur sicheren Versorgung einer alternden Gesellschaft – generationengerecht und ohne neue Belastungen für die Jüngeren. Mit der Stärke unserer kapitalgedeckten Finanzierung wollen wir dazu beitragen, die Pflege in unserer alternden Gesellschaft dauerhaft zu sichern.
Unser Konzept für einen „Neuen Generationenvertrag für die Pflege“ federt die Belastung der Älteren infolge steigender Pflegekosten gezielt ab und unterstützt die Jüngeren beim Aufbau einer privaten Eigenvorsorge. Zugleich würde der Beitragssatz zur Pflegeversicherung langfristig stabilisiert und kann sogar sinken.
Zudem liegt ein Vorschlag des von uns initiierten Expertenrats Pflegefinanzen unter Leitung von Prof. Wasem auf dem Tisch, eine obligatorische Zusatzversicherung einzuführen. Mit ihr kann ein Großteil der Finanzierungslücke bei einer Pflege im Heim generationengerecht geschlossen werden.“
Pflege: „Neuer Generationenvertrag“ könnte Beiträge senken
Der PKV-Verband stellt auf dem Kommunalkongress sein generationengerechtes Finanzierungskonzept für die Pflegeversicherung vor.
Mit dem „Neuen Generationenvertrag für die Pflege” zeigt der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV), wie die gesetzliche Pflegeversicherung stabilisiert und die Beitragsbelastung insbesondere für Jüngere dauerhaft gesenkt werden kann.
Angesichts der zunehmenden Überforderung von Beitragszahlern und Wirtschaft fordert der PKV-Verband ein Umdenken in der Pflegefinanzierung. Das am Montag in Berlin vorgestellte Konzept sieht vor, das heutige Leistungsniveau in der gesetzlichen Pflegeversicherung festzuschreiben und künftig stärker auf private Vorsorge zu setzen. Damit könnte der Beitragssatz bis 2045 spürbar gesenkt werden, wodurch Arbeitgeber und Arbeitnehmer finanziell entlastet würden.
„Ein neuer Generationenvertrag für die Pflege ist dringend erforderlich. Nur mit mehr kapitalgedeckter Vorsorge und Eigenverantwortung lässt sich die Pflegeversicherung zukunftsfest gestalten und die Überlastung der jüngeren Generationen verhindern“, betont PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther.
Steigende Sozialabgaben gefährden die Generationengerechtigkeit und den Standort Deutschland
Die Sozialabgabenquote hat mit über 40 % das wirtschaftspolitische Stabilitätsziel längst überschritten und wird ohne Reformen zukünftig weiter steigen. Besonders alarmierend ist die Prognose für die Soziale Pflegeversicherung: Der Beitragssatz könnte bis 2045 auf bis zu 6,95 % klettern. Das würde insbesondere die junge Generation stark belasten, die über ihr gesamtes Erwerbsleben hinweg deutlich höhere Abgaben als ihre Eltern tragen müsste.
So funktioniert der „Neue Generationenvertrag“
Der „Neue Generationenvertrag“ sieht vor, den Beitragssatz zur SPV zu senken, indem die Leistungsausgaben weniger stark steigen als die Einnahmen. So könnte sich die jüngere Generation bei vergleichbarer finanzieller Gesamtbelastung zukünftig sogar mit einer Pflegezusatzversicherung eine vollständige Absicherung der Pflegekosten leisten. Die Verschuldung zu Lasten der jüngeren Generation würde in einem Sozialversicherungszweig erstmals auf null gefahren.
Älteren, denen ein Aufbau zusätzlicher privater Vorsorge nicht mehr möglich ist, könnte übergangsweise ein Zuschuss gewährt werden, der sich an den tatsächlichen Pflegekosten orientiert. Diese Dynamisierung wird dann schrittweise verringert, gestaffelt nach Geburtsjahrgängen. Für Menschen unter 60 Jahren bliebe es beim heutigen Niveau. Sie wären somit die erste Generation, die für zukünftige Anstiege der Pflegekosten eigenverantwortlich vorsorgen muss.
Kapitalgedeckte Eigenvorsorge stärken
Zur Bewältigung der stetig wachsenden Herausforderungen in der Pflege haben Union und SPD im Koalitionsvertrag eine große Pflegereform vereinbart. Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe soll noch in diesem Jahr dafür Vorschläge erarbeiten. „Die PKV ist bereit, ihre in vier Jahrzehnten gewachsene Expertise in generationengerechter Pflegevorsorge konstruktiv in die Kommission zur Pflegereform einzubringen. Fest steht, eine Ausweitung des Umlageverfahrens oder zusätzliche Steuerzuschüsse sind keine nachhaltige Lösung“, erklärt PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther.