Die Wohnungsgenossenschaft GeWoSüd wird 100 Jahre alt und feiert das mit einer Reihe von Veranstaltungen. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres am 17. Mai schenkt die Genossenschaft sich und ihren Mitgliedern einen im Lindenhof spielenden Roman aus der Feder des mittlerweile verstorbenen Berliner Autors Horst Bosetzky sowie eine Unternehmenschronik. Zudem steht ein Rundgang durch den Lindenhof mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller auf dem Programm, bei dem der Vorstandsvorsitzende Norbert Reinelt die von den Architekten Martin Wagner, Bruno Taut und Leberecht Migge entworfene Gartenstadt aus den 1920er Jahren vorstellt. Nach dem Rundgang durch den als „Ausgezeichnetes Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ prämierten Lindenhof stehen Grußworte des Regierenden Bürgermeisters, der Bezirksbürgermeisterin Schöttler sowie von BBU-Vorstand Maren Kern auf dem Programm.

 

Jubiläumsrundgang mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller am 17. Mai / Eigener Roman zum Geburtstag / 2019 investiert die GeWoSüd 8,9 Mio. in Neubau & Bestand V

100 Jahren begann die Erfolgsgeschichte der GeWoSüd Genossenschaftliches Wohnen Berlin-Süd eG, die aus dem Zusammenschluss der Gemeinnützigen Landerwerbs- und Baugenossenschaft Dahlem-Schmargendorf sowie der Genossenschaft Siedlung Lindenhof hervorging. Ebenfalls vor 100 Jahren zogen die ersten Bewohner in den Lindenhof in Schöneberg ein, dem mit 1.262 Wohnungen bis heute größten von insgesamt 12 Wohnstandorten der GeWoSüd. „Genossenschaftliches Wohnen ist auch heute wieder hochmodern, denn Genossenschaften leisten einen wichtigen Beitrag zur Lösung des Wohnungsmangels und ermöglichen – ohne staatliche Subventionen – leistbares Wohnen in allen Gegenden der Stadt“, unterstreicht das Vorstandsmitglied der Berlin Brandenburgischen Wohnungsunternehmen (BBU) Maren Kern. Bis heute bewährt sich das genossenschaftliche Modell, bei dem die Bewohner keine Miete zahlen, sondern Nutzungsgebühren. Aktuell haben Aufsichtsrat und Vorstand festgelegt, dass die Nutzungsgebühren im gesamten Wohnungsbestand der Genossenschaft 0,50 Euro unter dem Mietspiegel liegen oder darunter. Dies gilt auch für Neuvermietungen. So beträgt die Nutzungsgebühr im Mittel lediglich 5,75 Euro je Quadratmeter. „Sogar Neubauwohnungen kosten bei der GeWoSüd durchschnittlich nur 8,45 Euro pro Quadratmeter“, sagt der GeWoSüd-Vorstandsvorsitzende Norbert Reinelt. Und gebaut hat die Genossenschaft viel: In den letzten 25 Jahren wurden 44,6 Mio. Euro in den Neubau, 83,3 Millionen Euro in Modernisierungen und 41,9 Millionen Euro in Instandhaltungen investiert – macht zusammen 169,8 Millionen Euro. „Seit 2005 wurden im Lindenhof mit einem Gesamtumfang von 26,3 Mio. Euro 373 Bestandswohnungen umfassend modernisiert und 50 neue Dachgeschosswohnungen errichtet. Selbst unter den strengen Vorgaben des Denkmalschutzes konnte der spezifische Wärmebedarf dieser 100 Jahre alten Gebäude von 296 auf 69 kWh pro Jahr gesenkt werden. Dass für diese umfassenden Maßnahmen keine Modernisierungsumlage erhoben wird, gehört seit vielen Jahren zur Strategie der GeWoSüd“, so Reinelt.

Doch nicht nur bei der Wohnraumversorgung, sondern auch in Bezug auf die Gemeinschaft ist die GeWoSüd ein Vorbild: So stehen den Mitgliedern an den Standorten Schöneberg, Tempelhof, Weißensee und Neukölln Gästewohnungen für bis zu vier Personen zur Verfügung, die für 40 Euro pro Tag angemietet werden können. Bereits zur Jahrtausendwende errichtete die GeWoSüd ein Mehrgenerationenhaus in Tempelhof-Schöneberg mit 32 barrierefreien Seniorenwohnungen, Gemeinschaftsräumen, 23 familiengerechten Wohnungen, Gästewohnung, Sozialstation und Arztpraxis. In zwei Waschhäusern und an drei weiteren Standorten können die Mitglieder für wenig Geld selbst waschen und hilfsbedürftige Bewohner werden im Rahmen der Initiative „Helfer im Kiez“ bei Herausforderungen des Alltags wie Arztbesuchen unterstützt, aber auch beim Einkaufen oder bei Spaziergängen begleitet. Zwei Mitarbeiter im Sozialbereich beraten und unterstützen die Mitglieder in sozialen Belangen, zudem organisieren sie Veranstaltungen und Feste zur Stärkung der Gemeinschaft. Ebenso organisieren die Mitarbeiter für die Mitglieder, deren Wohnungen modernisiert werden, den Umzug in eine Umsetzwohnung innerhalb der Genossenschaft. Nach Abschluss der Arbeiten ziehen die Mitglieder in aller Regel wieder zurück in ihre modernisierte Wohnung. Verdrängung findet nicht statt. An vier Standorten betreibt die GeWoSüd zudem Nachbarschaftstreffs, die von den Mitgliedern für selbstorganisierte Aktivitäten genutzt werden, und bietet im Café am See ein günstiges Mittagessen. Zudem überlässt die GeWoSüd seit 2017 Flüchtlingen Wohnungen und kümmert sich zusammen mit den Nachbarn um die neuen Genossenschaftsmitglieder.

Gemeinsam mit Mitgliedern und Gästen aus dem Umfeld der GeWoSüd und der Politik sollen 100 Jahre genossenschaftliches Engagement nun richtig gefeiert werden. Den Startschuss für das Festjahr markiert die feierliche Auftaktveranstaltung am 17. Mai, bei der Norbert Reinelt den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, durch den Lindenhof führt. „Der Lindenhof ist quasi ein Freiluftmuseum für Architektur: Angefangen von der Gartenstadt von 1919, die geprägt war durch die Architekten Martin Wagner, Bruno Taut und Leberecht Migge, über die Erweiterung des Lindenhofs in den 30er Jahren durch den Architekten Lassen, den Wiederaufbau in den 1950er Jahren, dem Hochhaus am See in den 1960er, dem öffentlich geförderten Wohnungsbau in den 70er Jahren, bis hin zu den modernen Neu- und Dachausbauten seit den 1990er Jahren ist der Lindenhof architektonisch ein Abbild der letzten 100 Jahre.“, erläutert Reinelt die Besonderheit des Areals. Zudem ist der Lindenhof aufgrund seiner Struktur als ökologische Gartenstadt Ausgezeichnetes Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt. Nach dem Rundgang am 17. Mai präsentiert die GeWoSüd ihren Mitgliedern und Gästen die Chronik zum Jubiläum mit 100 Jahren Geschichte und einen Roman, der eigens zum Jubiläum von dem bekannten Berliner Autor Horst Bosetzky (-ky) verfasst wurde. Erzählt wird die Geschichte der GeWoSüd und einer (fiktiven) Familie, deren Mitglieder über mehrere Generationen hinweg in der GeWoSüd leben, lieben und streiten. Am 18. Mai, 25. Mai und 17. August zieht die Jubiläumsfeier dann weiter an die anderen GeWoSüd￾Standorte. Zum Abschluss des Festjahres steigt am 26. Oktober in der Malzfabrik die große Jubiläumsparty für alle Mitglieder.

Über die GeWoSüd

Die GeWoSüd Genossenschaftliches Wohnen Berlin-Süd eG ist eine Wohnungsgenossenschaft mittlerer Größe mit rund 2.600 Wohnungen an zwölf Standorten im Norden, Osten und Süden Berlins. Heute hat die GeWoSüd rund 5.000 Mitglieder, die in der jährlichen Jahresmitgliederversammlung den Aufsichtsrat der Genossenschaft wählen und über eingereichte Anträge entscheiden. Mit ihren Genossenschaftsanteilen (6,1 Millionen Euro) bilden sie den Grundstock des Eigenkapitals der Genossenschaft (38,3 Millionen Euro). Deshalb sind die Bewohner der Wohnungen keine Mieter, sondern Nutzer. Weil die Zuteilung senatseigener Grundstücke ganz überwiegend an kommunale Wohnungsbaugesellschaften erfolgt, kann die GeWoSüd – wie auch viele andere Genossenschaften in Berlin – nicht in dem Umfang neu bauen, wie dies sonst möglich wäre. So bleibt die Warteliste lang. Daher ist die GeWoSüd daraufhin angewiesen, durch Nachverdichtung auf eigenen Grundstücken im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiteren Wohnraum zu schaffen.

Chronik in Kürze

Mit dem Lindenhof beginnt die 100-jährige Geschichte der GeWoSüd. Um der Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg zu begegnen, plante und baute die Stadt Schöneberg unter Leitung des späteren Berliner Stadtbaurats Martin Wagner ab 1918 eine Gartenstadt. 1922 wurde diese an die 1921 gegründete Genossenschaft Siedlung Lindenhof verkauft, die 1942 gemeinsam mit der 1919 gegründeten Gemeinnützige Landerwerbs- und Baugenossenschaft Dahlem-Schmargendorf (Landbau) zur GeWoSüd zwangsfusioniert wurde. Die Landbau hingegen errichtete erst ab 1925 mit dem Bau der Wohnanlage in der Scharzhofberger Straße ihren ersten Immobilienbesitz. Durch Bombardements im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile des genossenschaftlichen Wohnungsbestandes insbesondere im Südwesten der Stadt zerstört. Ab 1950 kamen die genossenschaftlichen Wohnungen im Ostteil der Stadt zunächst unter treuhänderische Verwaltung. Später übernahm sie die Kommunale Wohnungsverwaltung. Im Westen der Stadt erfolgte seit den 1950er Jahren der Wiederaufbau der kriegszerstörten Gebäude, während im Ostteil der Stadt über Jahrzehnte nur Mittel für unabdingbare Erhaltungsarbeiten zur Verfügung standen. Nach der Wiedervereinigung erhielt die GeWoSüd ihr Eigentum zurück, sodass schon 1992 mit den Sanierungsmaßnahmen begonnen werden konnte. Um neuen Wohnraum zu schaffen, begann die GeWoSüd bereits in den 1990er Jahren mit dem Ausbau der ersten Dachgeschosse. 2005 begann die denkmalgerechte Sanierung der heute 100-jährigen Bauten im Lindenhof. Seit 1992 wurden insgesamt 240 neue Wohnungen, hauptsächlich durch Nachverdichtung wie etwa den Ausbau von Dächern, errichtet.

Einen Bürgermeister zum Geburtstag – GeWoSüd feiert 100jähriges Bestehen

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