„Mit traumwandlerischer Sicherheit legt Soudade Kaadan die verschiedenen Schichten der Zerstörung frei“, so Gastjurorin Martina Gedeck. „Sie verbindet menschliche Ohnmacht mit Willenskraft, Verzweiflung mit Zuversicht, Finsternis mit Verheißung. Mitten im kriegerischen Geschehen entstehen Inseln des Innehaltens, in denen das Leben über den Tod hinausweist und ihn so besiegt.“
Foto v.l.n.r.:
Claudia Steffen (Pandora Film), Reinhard Brundig (Pandora), Gastjurorin Martina Gedeck, Preisträgerin Soudade Kaadan, Petra Müller (Geschäftsführerin Film- und Medienstiftung NRW), und die Stifterinnen Martina und Sandra Baumgartner. (Foto: Kurt Krieger)
Soudade Kaadan erzählt sehr poetisch die hochaktuelle Geschichte über eine unbekanntere Seite aus den Kriegswirren in Syrien. Das arabische "NEZOUH" bedeutet Vertreibung. Mit der Flucht wird es aber auch für junge syrische Frauen zum ersten Mal normal, selbstbestimmt allein und getrennt von der Familie zu leben. Fast unbemerkt von der aktuellen Berichterstattung gibt es mitten im Kriegschaos immer auch etwas Freiheit. Die feinsinnige Erzählweise Soudade Kaadans mit ihren wunderbaren cineastischen Bildern hat uns als Jury tief berührt und sofort in ihre Welt mitgenommen. Sie findet bereits im Treatment konkrete Szenen zu den großen Themen Krieg und Vertreibung.
Zum Inhalt:
Während des Syrien-Konflikts in Damaskus zerstört eine Bombe das Dach von Zeinas Haus. Erstmals schläft das junge Mädchen unter den Sternen. Davor war es ihr sogar verboten ein Fenster zu öffnen. Zum ersten Mal sieht sie die Welt draußen und freundet sich mit dem Nachbarsjungen Amer an. Wegen ihres kurzen Glücks fühlt sich Zeina aber schuldig, nachdem ihr Vater Mutaz angesichts der Zerstörung seines Hauses und Lebens in Tränen ausbricht. Er hängt an jede eingefallene Wand ein Betttuch, so dass ihr Haus wie ein groteskes Zelt aussieht. Als die Gewalt in Damaskus eskaliert, beschließt Amers Familie zu gehen. Doch Zeinas Vater weigert sich, ein Flüchtling zu werden. Die Frauen der Familie haben allerdings nichts mehr zu verlieren und schließen sich den Flüchtenden an. Bald entdeckt Zeina, dass sich für sie ein Fenster zu einem neuen Leben öffnet.
Zur Preisträgerin:
Soudade Kaadan ist eine in Frankreich geborene Syrische Regisseurin, sie lebt und arbeitet in Beirut. Am Higher Institute of Dramatic Arts in Syrien hat sie Theaterkritik studiert und an der Saint Joseph University Institut d Études Scéniques, Audiovisuelles et Cinématographiques (IESAV) im Libanon promoviert. Ihre bisherigen Dokumentarfilme wie auch ihre Kurzfilme sind international auf Festivals vertreten und mit diversen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Martine Filippi award for discovery sowie dem Muhr Arab Documentary beim Dubai International Film Festival. Ihr erster Langspielfilm „The Day I lost My Shadow“, eine Syrisch-Französische Koproduktion, entstand u.a. mit Unterstützung des Hubert Bals Fund und befindet sich z.Z. in Postproduktion.
Zum Preis:
Im Februar 2016 wurde erstmals der Baumi Script Development Award in Erinnerung an den Filmproduzenten und Filmverleiher Karl „Baumi“ Baumgartner verliehen. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis wurde von den Stiftern Martina und Sandra Baumgartner, der von ihm mit gegründeten Pandora Film sowie der Film- und Medienstiftung NRW ins Leben gerufen. Um den Award können sich deutsche und internationale Autoren mit einem englischsprachigen Treatment bewerben. Aus allen Einreichungen wählt eine Jury, bestehend aus den Stiftern und einem jährlich wechselnden internationalen Filmemacher, einen Stoff aus. Gewinner des ersten Baumi Awards war der ägyptische Filmemacher Omar El Zohairy, als Gastjuror konnte Fatih Akin gewonnen werden. Zweiter Preisträger war der polnische Filmemacher Kuba Czekaj, der von Gastjuror Aki Kaurismäki den Preis entgegen nahm.
Der besondere Dank der Preisstifter gilt Katja Clos für die Grafik- und Logoerstellung, Friederike Zeit für Entwurf und Anfertigung der Preisskulptur sowie Fritz Erler für die Programmierung der Webseite.
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