Zur Geschichte der BAR JEDER VERNUNFT
1992 gründeten Holger Klotzbach und Lutz Deisinger die
BAR JEDER VERNUNFT auf dem Parkdeck der ehemaligen Freien Volksbühne in Berlin (heute Berliner Festspiele).
Holger Klotzbach war zuvor langjähriges Mitglied des Kabarett-Trios „Die 3 Tornados“, Lutz Deisinger gehörte nach einem weitschweifigen film-und theater-job-zerschossenen Theaterwissenschafts-Studium zur Redaktion des legendären links-alternativen Radios „Radio 100“ in Berlin. Beide waren damals ein gefürchtetes Paar.
„Berlins abenteuerlichstes Theaterunternehmen“, so die Süddeutsche Zeitung, wurde im Juni 1992 eröffnet, inmitten der Theater-Krise der Wendezeit: Schiller-Theater und Freie Volksbühne wurden im selben Jahr abgewickelt. Die Schaubühne atomisierte nach Weggang ihrer letzten integrativen Intendanten Luc Bondy und Jürgen Gosch.
Die BAR JEDER VERNUNFT wurde zu einem Geheimtipp unter den Nachtschwärmer*innen und heimatlos gewordenen BühnenKünstler*innen Berlins. Vor allem der „Nachtsalon“, ein allabendlich nächtlich stattfindender Mix unterschiedlichster Genres, wurde Schmelztiegel verschiedener künstlerischer Szenen, die hier in epischen Trinknächten neue Projekte ausheckten.
Die BAR JEDER VERNUNFT war und ist ein „Entdecker“-Theater. Künstler*innen, die zuvor nur in den Nischen der Sub-Kultur ein Überdauern gefunden hatten, fanden hier erstmals ein festes Dach über dem Kopf und ein Podium für eine größere Öffentlichkeit. Die BAR JEDER VERNUNFT stellte der Öffentlichkeit erstmals Namen vor, die von hier ausgehend später überregionale Bedeutung erlangten: Meret Becker, Die Geschwister Pfister, Michael Mittermeier, Ina Müller (mit ihrem Duo „Queen Bee“), Tim Fischer, Malediva und Georgette Dee, um nur einige zu nennen.
Gleichzeitig beteiligten sich bereits zu Ruhm gelangte Darstellerinnen und Darsteller am allabendlichen Alkoholkonsum und tobten sich auf der kleinen Bühne der neuen Möglichkeiten aus. Und so kam es, dass der BAR JEDER VERNUNFT 1994 der ganz große Durchbruch gelang: mit der totgesagten Operette „Im Weißen Rößl am Wolfgangsee“ feierte sie überregional einen Triumph der Symbiose von E und U: besetzt mit Otto Sander, Max Raabe, Gerd Wameling, Meret Becker, Walter Schmidinger und den Geschwistern Pfister galoppierte das „Rößl“ in den Berliner
Theater-Olymp, wo es bis heute als Legende überdauert. Ein Erfolg, an den die BAR JEDER VERNUNFT mit der Eigenproduktion „Drei alte Schachteln in der Bar“ mit Brigitte Mira, Helen Vita und Evelyn Künneke anknüpfen konnte.
Es folgten das Musical „CABARET“, das im Sommer 2022 in seine 19te Saison gehen wird, sowie das Musical „La Cage aux Folles“. Seit 2008 läuft das Liederprogramm „Zwei auf einer Bank“ mit Katharina Thalbach und Andreja Schneider.
2017 – 2019 wurde im TIPI AM KANZLERAMT „Frau Luna“ liebevoll modernisiert inszeniert und als großes Personality-Theater besetzt; und zwar komplett mit den Stars der BAR JEDER VERNUNFT, aus den Geschwistern Pfister, Pigor & Eichhorn, Anna Mateur, Sharon Brauner, Max Gertsch, Ades Zabel, Gustav Peter Wöhler, Cora Frost, Gerd Thumser sowie Fausto Israel und Katharina Thalbach setzte sich das einmalige Ensemble zusammen.
Anlässlich des 10. Jahrestages der BAR JEDER VERNUNFT wurde im Jahre 2002 das TIPI AM KANZLERAMT aufgeschlagen. Ursprünglich als „Jubiläums-Zelt“ nur für eine Spielzeit – „mit den schönsten Elfmetern der letzten zehn Jahre“ -geplant, profilierte sich das Tipi als unabhängige dauerhafte Spielstätte. Künstler, die mittlerweile den Rahmen der BAR JEDER VERNUNFT sprengten, konnten und können sich hier mit größeren künstlerischen Projekten und Produktionen präsentieren. Gleichzeitig erlaubt die höhere Platzkapazität auch internationale Gastspiele. Beide Häuser bleiben aber weiterhin ihrem Ur-Credo verpflichtet, der „KUNST der Unterhaltung“.
Vier Millionen Besucher*innen haben die BAR JEDER VERNUNFT und das TIPI AM KANZLERAMT seit ihrem Bestehen gehabt. Das heißt: bezogen auf die Einwohnerzahl war ganz Berlin inklusive der nicht Gemeldeten schon mal da. (Alle Hamburger*innen sogar zweimal. Und alle Kölner*innen dreimal.) Mit anderen Worten: jede*r 20ste Bundesbürger*in war bereits in einem der beiden Zelte. Da ist noch Luft nach oben …
Seit 1992 haben vier Millionen Menschen das TIPI AM KANZLERAMT und die BAR JEDER VERNUNFT zusammengenommen besucht: 2.100.000 gingen in die BAR – 1.900.000 ins TIPI.
Davon haben über 300.000 Gäste CABARET-Das Musical gesehen.
13.393 Aufführungen gab es in beiden Zelten – 8.318 in der BAR und 5.075 im TIPI.
Von Alsmann bis Zazie de Paris oder von Anna Mateur bis Ades Zabel: an den über 400 Programmen waren in den letzten 30 Jahren über 1.000 Künstler*innen beteiligt.
100.000 Häppchen wurden zu Premieren gereicht -und mindestens ebenso viele Gläschen Prosecco … Prost!