Baugewerbetag 2022 – Auftragsrückgänge beunruhigen die Baubranche. Präsident des deutschen Baugewerbes fordert Sonderabschreibungen für Bauherren

Statement von Reinhard Quast, Präsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, anlässlich des Baugewerbetages am 23.11.2022:

„Die Bau-Agenda ist eigentlich klar: 400.000 Wohnungen soll die Baubranche jährlich bauen. Die Branche soll den Gebäudebestand in den kommenden 20 Jahren energetisch ertüchtigen. Das bedeutet, rund 30 bis 35 Mio. Wohnungen zu sanieren. Gleichzeitig sollen Windenergie und Wärmenetze ausgebaut werden, damit Deutschland 2045 klimaneutral ist. Die Infrastruktur muss erhalten, die Ladeinfrastruktur aufgebaut werden“, fasst ZDB-Präsident die größten Herausforderungen der kommenden Jahre und Jahrzehnte zusammen, vor denen die Bauwirtschaft in Deutschland steht.

Auftragseinbrüche nehmen zu

Quast macht deutlich, dass entgegen dieser Ziele die Aufträge in nahezu allen Bereichen abnehmen: „Wir haben keine Aufträge für 400.000 Wohnungen in den Büchern, denn sonst hätten wir sie ja gebaut. Wir haben keine Aufträge für wesentlich mehr Brückensanierungen. Um genau zu sein, gibt es zu wenige neue Aufträge für Brückensanierungen. Und wir haben keine Aufträge zur energetischen Sanierung von 1,75 Mio. Wohnungen pro Jahr, die wir eigentlich bräuchten.“

Die derzeitige Energiekrise verbunden mit der hohen Inflation und den stark gestiegenen Zinsen führe laut dem ZDB-Präsidenten dazu, dass Bauvorhaben auf die lange Bank geschoben, Projekte storniert und Aufträge zurückgenommen werden.

Wohnungsbau: ZDB-Präsident fordert finanzielle Entlastung durch Sonder-Afa

Um beispielsweise im Wohnungsbau wieder mehr Wohnungen fertigstellen zu können, setzt sich Quast für eine Sonder-Afa an: „Investitionen brauchen Verlässlichkeit in den Rahmenbedingungen. Und dieses Jahr haben wir leider genau das Gegenteil erlebt. Die Förderung wurde abgeschafft, der Standard für die Förderung auf EH 40 verschärft – und damit die Baukosten mal eben so um rund 30.000 Euro für ein normales Einfamilienhaus erhöht. Und weil aus Sicht der Regierung nicht gefördert werden darf, was gefordert wird, gibt es jetzt EH 40 Plus!

Im Mietwohnungsbau ist die Sonder-Afa schon ausgelaufen. Hier ist zumindest die Erhöhung der linearen AfA von zwei auf drei Prozent in Sicht. Sie soll für Bauten, die ab Januar 2024 fertig gestellt werden, gelten. Ob diese Erhöhung ausreichen wird, daran haben wir unsere Zweifel. Um einen richtigen Wumms, wie der Bundeskanzler zu sagen pflegt, im Mietwohnungsbau zu bekommen, schlagen wir vor, noch einmal über eine Sonder-AfA nachzudenken.“

Baugewerbe: Präsident Reinhard Quast wiedergewählt

 

Im Rahmen der diesjährigen Mitgliederversammlung des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe wurde der bisherige Präsident Reinhard Quast heute mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt.

 

Der 65-jährige Unternehmer aus Siegen war 2018 zum ersten Mal zum Präsidenten des größten und ältesten Bauverbands in Deutschland gewählt worden. Quast erklärte in der Mitgliederversammlung: „Entscheidend für uns ist, für eine gute Zukunft unserer Betriebe, deren Inhaber, Familien und Mitarbeiter zu kämpfen. Wir müssen, auch im Interesse unserer Volkswirtschaft, das Modell der Inhaber und Familien geführten Unternehmen zukünftig sichern.“

 

Dabei sieht Quast vier große Aufgaben für seine kommende Amtszeit: Es gehe darum, wie man zukünftig bauen werde, mit welchen Materialien und mit welchen Techniken. „Wir brauchen Rahmenbedingungen, die das Bauen auch weiterhin möglich machen und nicht be- bzw. verhindern. Die Mega-Aufgaben, vor denen unsere Gesellschaft steht, werden ohne einen Beitrag unserer Unternehmen nicht gelingen.“ Die Beseitigung der Benachteiligung des Faktors Arbeit ist darüber hinaus für Quast von großer Bedeutung. Denn: „Warum hat derjenige, der arbeiten geht, am Ende immer weniger von dem, was er sich verdient hat? Wer soll sich noch freiwillig morgens um sechs Uhr auf die Baustelle stellen, wenn er ohne Arbeit fast zum gleichen Ergebnis kommt?“

 

Neben Reinhard Quast wurden Uwe Nostitz (60) aus Bautzen, gleichzeitig Vorsitzender des Ausschusses für Sozial- und Tarifpolitik, Rüdiger Otto (61) aus Leverkusen, gleichzeitig Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Recht, sowie Wolfgang Schubert-Raab (63) aus Ebensfeld, zugleich Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Technik und Unternehmensentwicklung in ihren Ämtern als Vizepräsidenten bestätigt.

 

Ebenfalls in ihren Ämtern bestätigt wurden Peter Aicher, Vorsitzender von Holzbau Deutschland im ZDB, Frank Dittmar, Präsident des Verbands Baugewerblicher Unternehmer Hessen, Karlgünter Eggersmann, Präsident des Baugewerbeverbands Westfalen, Tobias Riffel, Vizepräsident der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, Thomas Sander, Vorsitzender des Fachverbands Hoch- und Massivbau im ZDB, Christian Staub, Präsident des Baugewerbeverbands Niedersachsen, sowie Hans-Georg Stutz, stellvertretender Vorsitzender des Straßen- und Tiefbaugewerbes im ZDB.

 

Neu in den Vorstand gewählt wurden Oliver Heib, Vorsitzender des Bundesverbands Ausbau und Fassade im ZDB, sowie Jürgen Kullmann, Vorsitzender des Fachverbands Fliesen und Naturstein im ZDB.

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