Kulinarischer Weckruf aus dem Seniorenheim
Großmüttern werden generell magische kulinarische Fähigkeiten zugesprochen. Bei Oma
schmeckt es immer so gut. Doch was passiert, wenn Oma in ein Seniorenheim zieht?
Verlernt sie dort das Kochen? Darf man das dort überhaupt? Und was ist mit Genuss am Essen? Ein neues Kochbuch gibt die Antwort auf diese und weitere Fragen.
Das Rezept-Buch „Wir haben einfach gekocht“ ist das Ergebnis einer deutschlandweiten Reise auf den Spuren der kulinarischen Erinnerungen einer Generation, die heute altersbedingt vorwiegend in Seniorenheimen lebt.
Hundert schön bebilderte Rezepte sind die Essenz der Recherche, bei der ein Team von
vier foodbegeisterten Autoren Station in insgesamt 12 Seniorenheimen gemacht hat. Dort
haben sie mit Menschen im Alter von meist 80 bis 95 Jahren über deren kulinarische
Erinnerungen gesprochen, über das Kochen gefachsimpelt, über den Genuss beim Essen
geschwärmt und im Anschluss gemeinsam Lieblingsrezepte gekocht.
In der Markthalle Neun in Kreuzberg wurde gekocht und gefeiert.
Die Autoren Jörg Reuter, Manuela Rehn, Cathrin Brandes und Caro Hoene des Buches backen Pfannkuchen mit Berliner Senioren aus dem Caritas-Seniorenzentrum St. Johannes Berlin in der Kantine der Markthalle Neun.
Der Titel des Buches spiegelt auf vielen Ebenen, den Zugang der porträtierten Generation zum Kochen wieder. Kochen war eine alltägliche Notwendigkeit, es hatte eine eindeutige soziale Komponente und war eine der wichtigsten Möglichkeiten, in guten wie in schweren Zeiten Freude zu bereiten
Eine Generation, die gelernt hat, aus wenigen Zutaten solide Mahlzeiten zu kochen und mit einem knappen Budget viele hungrige Mäuler zu stopfen, lebt nun in Seniorenheimen in denen Mahlzeiten vor allem als Kostenfaktor betrachtet werden. Doch das Essen ist gerade für diese Menschen sehr viel mehr. Essen ist Erinnerung und Heimat. Es strukturiert den Tag, es gibt Halt. Oft sind die Mahlzeiten die Höhepunkte im Alltag.Die einfühlsamen Fotografien dieser Aktion zeigen, dass die Freude am gemeinsamen Kochen und am guten Essen trotz hohen Alters keinesfalls abnimmt.
Die Autoren des Buches möchten daher nicht nur schöne kulinarische Erinnerungen festhalten, sondern auch eine gesellschaftliche Debatte anstoßen, eine Debatte darüber, welche wichtige Rolle Essen als emotionaler Faktor für die Bewohner von Seniorenheimen spielt. Denn dort wo das gemeinsame Kochen nicht mehr möglich und gemeinsamer Genuss nicht vorgesehen ist, fehlt ein enormes Stück Lebensqualität.
Das Buch-Projekt wurde mit Unterstützung des Coop-Fonds für Nachhaltigkeit und mit Unterstützung von Transgourmet Deutschland ermöglicht. Coop (Schweiz) gehört zu den nachhaltigsten Handelsunternehmen der Welt. Transgourmet ist eine 100%ige CoopTochter.
Die Autoren:
Manuela Rehn und Jörg Reuter sind leidenschaftliche Foodies und betreiben als Hobby und Herzensprojekt in Berlin das Lebensmittelgeschäft „Vom Einfachen das Gute“. Als „grüneköpfe“ beraten sie Unternehmen und Marken darin gutes zu tun und gerade deswegen erfolgreich zu sein.
Cathrin Brandes ist Beraterin, Food-Bloggerin bei „Berlin Tidbits“ und Autorin mehrerer Bücher rund um Essen und Trinken. Ihre Prognosen zu FoodTrends finden deutschlandweit Beachtung. In Berlin ist sie auch als fermentierende Krautbraut bekannt.
Caro Hoene ist renommierte Porträtfotografin. Sie versteht es sich nahezu unsichtbar zu machen und doch ganz präsent und aufmerksam zu sein. Im ganzen Buch gibt es kein einziges gestelltes Personenbild, alle sind aus der jeweiligen Situation heraus entstanden.
Das Buch erscheint am 20. September 2015 im Neuer Umschau Buchverlag.
Titel: Wir haben einfach gekocht
Produktinfos:
304 Seiten
27,5 x 21,8 cm
Hardcover
ISBN: 978-3-86528-805-9
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