FemnetVorsitzende Dr. Gisela Burckhardt, Foto: Stephan Röhl


Seit_dem_Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesh hat sich bei den Arbeitsbedingungen in der Textilbranche nicht viel geändert. Das Motto Hauptsache billig verfolgen auch vermeidlich hochwertige Labels, womit unzureichende Bezahlung, unmenschliche Arbeitszeiten und schlechte Arbeitsumgebungen unverändert auf der Tagesordnung stehen. Der Frauenrechtsverein Femnet e.V. will diese Zustände ändern und engagiert sich für Frauen in der Textilbranche. Dafür wurde die Femnet-Vorsitzenden Dr. Gisela Burckhardt, jüngst mit dem Anne-Klein-Frauenpreis von der Heinrich-Böll-Stiftung ausgezeichnet.

 
„Meine Arbeit – die finde ich schrecklich! Aber sie bringt Essen und deshalb muss ich sie tun.“ So beginnt die Geschichte von Chung Srey Sros (37). Die junge Mutter ist Textilarbeiterin und Gewerkschafterin aus Kambodscha und sie teilt ihre Erfahrung mit Femnet e.V., weil sie etwas verändern will. Die Ausstellung „Ich mache deine Kleidung! Die starken Frauen aus Süd Ost Asien“ ist eines von vielen Projekten von dem Frauenrechtsverein Femnet e.V. und verdeutlicht seinen unermüdlichen Einsatz für die Ansprüche der Textilarbeiterinnen in Bangladesch, Kambodscha und Co. Damit will Femnet e.V. den Frauen nicht nur eine globale Stimme geben, sondern vor allem faire Löhne, menschenwürdige Arbeitsbedingungen sowie eine betriebliche Alters- und Krankenversorge für die sie durchzusetzen. 
Seit dem Unglück in Bangladesch, sind die Arbeitsbedingungen in der Mode-Industrie zwar in den Fokus der Konsumenten gerückt, die Textilbranche bleibt indes trotzdem weiter undurchsichtig. Markenprodukte werden nicht unbedingt unter besseren Bedingungen produziert, als Diskountware und häufig ist gar nicht erst ersichtlich, ob sich ein Unternehmen für menschenwürdige Standards in der Textilherstellung einsetzt oder nicht. Da es vor allem Frauen sind, die in der Kleidungsproduktion arbeiten und unter den ungenügenden Arbeitsbedingungen leiden, setzt sich Femnet e.V. dafür ein, dass die Rechte der Arbeiterinnen weltweit Gehör finden und dadurch das Arbeitsumfeld in den Fabriken verbessert wird.

Die Arbeit des Vereins stützt sich dabei auf drei Säulen: Die Aufklärung, die politische Einflussnahme und den Solidaritätsfond, aus dem zum Beispiel die Krankenversorgung der Arbeiterinnen bezahlt wird. Ein Teil der Arbeit im Bereich der Aufklärung und der Einflussnahme der Politik trägt das Projekt FairSchnitt, das auch die Ausstellung „Ich mache deine Kleidung! Die starken Frauen aus Süd Ost Asien“ mit der Textilarbeiterin Chung Srey Sros initiiert hat. Mit seiner Arbeit wendet sich FairSchnitt in erster Linie an Studierende in der Modebranche an deutschen Hochschulen und setzt sich dafür ein, dass Themen wie die Rechte von Näherinnen in Zulieferbetrieben sowie faire Sozial- und Umweltstandards und die Verantwortung der Textilunternehmen gegenüber der Gesellschaft, in modebezogenen Studiengängen gelehrt werden. Dazu entwickelt FairSchnitt Lehrmodule und bildet Multiplikatorinnen aus, die an Hochschulen Vorträge und Seminare halten.

Der Kopf des Frauenrechtsvereins ist die Autorin und Expertin für Entwicklungspolitik, Dr. Gisela Burckhardt. Als Vereinsvorsitzende ist sie Mitglied im Steuerungskreis des Bündnisses für Nachhaltige Textilien, das von der Bundesregierung zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Textilherstellung nach der Katastrophe von Rana Plaza initiiert wurde. Darüber hinaus sucht die Frauenrechtsaktivistin vor Ort Kontakt zu den Frauen und den Entscheidern in der Textilindustrie und in ihrem Buch „Todschick“ erklärt sie, warum teure Mode nicht unbedingt fair produziert wird. Als Anerkennung ihres konsequenten Einsatzes für die weltweiten Frauenrechte, hat die Heinrich-Böll-Stiftung die Vereinsvorsitzende am 4. März mit dem Anne-Klein-Frauenpreis ausgezeichnet.

Der Anne-Klein-Frauenpreis wird jährlich von der Heinrich-Böll-Stiftung vergeben und fördert Frauen, die sich für die Verwirklichung von Geschlechterdemokratie einsetzen. Seine Namensgeberin Anne Klein hat selbst feministische Pionierarbeit geleistet, indem sie sich als erste Senatorin in Berlin für die Rechte von Frauen und die gleichgeschlechtliche Lebensweisen einsetzte.

In Anlehnung an den Preis veröffentlichte die Heinrich-Böll-Stiftung das Dossier „Untragbar! Textilindustrie in Asien“ zuden Umständen in der asiatischen Textilproduktion. Mehr Infos zur Textilindustrie und Frauenrechte gibt es außerdem auf Femnet-ev.de und auf der Homepage der Heinrich-Böll-Stiftung.

 

(Claudia Denecke)

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