Eine tolle Premiere feierte die neue ISTAF-Fantribüne, die erstmals in der Ostkurve des Olympiastadions zum Einsatz kam. Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) durfte gleich siebenmal hindurchlaufen. „Die Bühne war echt cool, insgesamt war es eine geile Stimmung“, sagte die 25-Jährige, die in einem packenden Rennen und angefeuert von den Fans einen neuen deutschen Rekord über die 3.000 m Hindernis aufstellte. In 9:11,85 Minuten wurde Krause Zweite hinter Norah Tanui (Kenia), die ihre Bestzeit und den Meeting-Rekord auf 9:03,70 Minuten steigerte. „Ich hatte nach London eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und der Gewissheit, dass ich gut trainiert habe, in mir", erklärte Gesa Krause.
Für eine neue Bestmarke in den Rekordlisten sorgte auch Konstanze Klosterhalfen. Zum dritten Mal lief sie die 1.500 m unter vier Minuten, beim ISTAF (3:58,92 Minuten) verbesserte sie dabei ihren eigenen deutschen U23-Rekord. „Ich war befreit nach London, denn ich wollte einfach nur zeigen, dass ich es besser kann“, jubelte der Shooting-Star der deutschen Leichtathletik. Der Lärmpegel nahm dabei auf den letzten Metern zu und entlud sich in einem Riesenjubel, als die Uhr unter vier Minuten stehenblieb. „Ich weiß nicht, wo ich diese Zeit noch hergeholt habe", erklärte die mehrfache deutsche Meisterin. „Ich habe einfach gedacht: Heute ist alles egal, heute laufe ich einfach, das Publikum wird mich schon tragen. Und genau so war es.“
Im Speerwurf setzte sich ein deutsches gegen ein tschechisches Duo durch. Weltmeister Johannes Vetter feierte mit starken 89,85 m seinen zweiten ISTAF-Sieg in Folge. Schon im vergangenen Jahr hatte er über 89 m geworfen und damit den Olympiasieger Thomas Röhler entthront. Dieses Mal wurde Röhler wieder Zweiter – mit 86,07 m. Johannes Vetter: „Ich bin komplett am Ende, es war eine tolle Saison mit einem Super-Abschluss. Berlin hat uns getragen und zu diesen Leistungen getrieben.“ Auf der Ehrenrunde ließ sich das Speerwurf-Ass vom Berliner Publikum gebührend feiern.
Das tat auch David Storl – und das tat dem dreifachen Europameister sichtlich gut. Nach einer verkorksten WM mit Rang zehn stieß Storl die Kugel beim ISTAF im zweiten Versuch auf 21,11 m. Das reichte schon zu Platz eins. Ähnlich erging es Lisa Mayer. Auch sie befindet sich auf der Zielgeraden einer durchwachsenen Saison, zeigte aber dem heimischen Publikum noch einmal ihre ganze Klasse. Die 21-Jährige wollte im Olympiastadion unbedingt die kurze Sprintdistanz laufen und eine Persönliche Bestleistung aufstellen. Das gelang ihr mit einem starken Finish eindrucksvoll. Auf den letzten Metern zog sie noch an ihrer Teamkollegin Gina Lückenkemper vorbei und siegte in 11,14 Sekunden zwei Hundertstelsekunden vor der Dortmunderin. Ein deutscher Doppelsieg über 100 Meter.
Die beiden deutschen Sprinterinnen konnten dann ein zweites Mal jubeln: Denn die deutschen Staffel-Frauen sprinteten der Konkurrenz davon und gewannen in Saisonbestzeit von 42,17 Sekunden. Alexandra Burghardt, Lisa Mayer, Gina Lückenkemper und Rebekka Haase nahmen den US-Amerikanerinnen dabei fast eine Sekunde ab. „Ein perfekter Tag für mich“, frohlockte Lisa Mayer in den Armen ihrer Teamkolleginnen, als das Quartett nach der Ehrenrunde, dem Autogrammeschreiben auf der Fanbühne und zahlreichen Selfies bei den Journalisten angekommen war. „Nächstes Jahr bei der EM geht es noch schneller, wir haben noch Potenzial“, ergänzte Gina Lückenkemper, die einzige deutsche Sub-11-Sprinterin in diesem Jahrtausend.
Schnell war auch der Sprint über 100 m der Männer. Der Jamaikaner Julian Forte hatte nach nicht einmal zehn Sekunden die Ziellinie überquert und schraubte seine Bestzeit auf 9,91 Sekunden.
Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz musste verletzungsbedingt auf einen Start verzichten, schaute sich aber von der Tribüne aus die Wettkämpfe an. Sie sah, wie ihre Disziplinkollegin Nadine Hildebrand in 12,96 Sekunden Fünfte wurde. Ebenfalls im Rennen war Carolin Schäfer von der LG Eintracht-Frankfurt, die WM-Zweite im Siebenkampf. „Meine ISTAF-Premiere war megageil. Am Start zu stehen und das Gefühl zu haben, nach Hause zu kommen, war einfach spitze. Die Leute haben mich gefeiert ohne Ende – also ob ich hier schon Europameisterin geworden wäre.“
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