„Die_Syrer_haben eine friedliche Mentalität und sie pflegen ihre Traditionen“, so erinnert sich der Fotograf Mohamad Al Roumi an seine Kindheit. In der Ausstellung „Kontrast Syrien“ im Pergamonmuseum zeigt der Künstler sein Heimatland so, wie er es in Erinnerung hat. Provinziell und von Armut betroffen, aber immer mit dem Blick fürs Schöne. Fernab von Krieg und Zerstörung.
Das Nordsyrien der 1990er Jahre ist das Syrien, das Mohamad Al Roumi in seiner Erinnerung hat. In der Ausstellung „Kontrast Syrien“ zeigt das Berliner Pergamonmuseum diese Erinnerung in eindrucksvollen Bildern. Die Fotografien von Mohamad Al Roumi zeigen die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen in den Vorstädten von Damaskus sowie die Armut und die Traditionen der Nomaden. Es sind Bilder, die die Hässlichkeit des Alltags beinhalten, aber die Schönheit des Lebens zeigen.
Die Ausstellung beginnt mit den Schwarz-Weiß-Fotografien aus Al Roumis Kindheit in seiner Heimatstadt Tall Abiat. Bevor hier der Bürgerkrieg ausgebrochen ist, lebten viele Kulturen friedlich zusammen. Vor allem Armenier kamen nach Tall Abiad, um als Handwerker in der Landwirtschaft zu arbeiten und die landwirtschaftlichen Maschinen zu reparieren. Heute lebt Mohamad Al Roumi seit einigen Jahren in Paris. Die Liebe zur handwerklichen Arbeit verbindet der Künstler, aber noch immer mit seiner Kindheit in Syrien.
Auf einem Foto präsentiert ein Junge stolz seine Arbeit in einer Autowerkstatt. Ein anderes Foto zeigt den Diebesmarkt in Damaskus, wo sich die Menschen trotz Armut in aufwändige Gewänder hüllen. Das Lieblingsbild Al Roumis ist in der Nähe dieses Marktes entstanden. Es heißt „Tor der Armut“. Eine Taube symbolisiert dort die Schönheit des Friedens. Sie sitzt erhaben auf einem eingestürzten Vordach, unter dem sich ein paar mittellose Männer die Zeit mit Kartenspiel vertreiben. Das Foto ist ein Symbol für das Syrien aus längst vergangenen Zeiten: melancholisch und stolz.
Mohamad Al Roumis Farbfotografien bilden in zweierlei Hinsicht den Kontrast zu seinen Schwarz-Weiß-Bildern. Zum einen zeigen sie das beschwerliche Leben auf dem Land und zum anderen aber auch das moderne Syrien. Beduienvölker sind sesshaft geworden und die Religion offener. Hier breiten sich am Rande des tiefblauen Euphrats grüne Wiesen aus. Die Natur ist umrandet von den bunten Gewändern der Frauen. Männer verknüpfen schwarze Planen aus Ziegenhaar für ein bevorstehendes Fest. Was bleibt ist der melancholische Blick in die beschwerliche und doch friedliche Vergangenheit.
Die Fotos von Mohamad Al Roumi sind vom 29. Juli bis 9. Oktober 2016 im Pergamonmuseum in der Ausstellung des Museums für islamische Kunst in Berlin zu sehen. (cd)