Die Kreative Nationalelf
Kann man als kreativer Gründer durchstarten, ohne abzuheben? Die Kultur- und Kreativpiloten 2014 beweisen es.
Am 5.11. wurden das fünfte Mal in Folge die Kultur- und Kreativpiloten Deutschlands gewählt.
Über 850 Kreative bewarben sich, um Ihre Gründerwünsche wahr werden zu lassen. 32 der außergewöhnlichen Startup wurden ausgezeichnet und werden nun für ein Jahr mit Workshops, Coaches und Kontakten begleitet.
Im Bild
Moderatorin: Katty Salié
Preisträger: Julian Adenauer, retune
Brigitte Zypries, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Dr. Günter Winands, Abteilungsleiter bei der Staatsministerin für Kultur und meiden
Hinter flammenden Ideen und realistischem Geschäftssinn verbirgt sich manchmal sogar der Goldstaub eines gesellschaftskritischen Credos. So kann man mit dem multimedialen Theaterensemble "BlueSpots Production" das heimische Wohnzimmer zur Bühne machen. "Call a conflict" heißt das Projekt, bei dem sich zwei Schauspieler in meinen vier Wänden heftig streiten und auch mal aneinander handgreiflich werden können. Mit im Packet: ein Therapeut, der die Zuschauer bei diesem offenen und ehrlichen Blick auf Gewalt begleitet. Das mutige Theaterensemble aus Augsburg spielt auch in Beate-Uhse-Läden, Gefängnissen oder im Stadtbad. "Wir machen vieles, aber nie das was man von uns erwartet" so Lisa Bühler, Kulturmanagerin des Ensembles.
Dieses Motto haben sich die meisten Preisträger für ihr Pilotprojekt auf die Flagge geschrieben. „Anstelle von Pseudo-Innovationen der Großkonzerne müssen wir selbst denken, ausprobieren und gestalten“, so Julian Adenauer, Gründer und Direktor der Berliner retune Konferenz. Diese fördert den interdisziplinären Austausch zwischen Technologie, Kunst und Wissenschaft. Gerade in Berlin, der Startup Szene Deutschlands, ist dieses Netzwerk gefragter denn je. Die deutschlandweit 247.000 Kultur-und Kreativunternehmen, also knapp 8%, setzen rund 143 Mrd. Euro um. (Quelle: BMWi 2013) Mit einer strukturierten Vernetzung und einer nachhaltigen Förderung kreativer Macher könnte sich dies schnell verdoppeln.
Doch sind die Auswirkungen solcher Startup-Auszeichnungen wirklich nachhaltig? Was genau bringt es den Gründern, ihre Idee mit einem goldenen Adler zu verzieren? "Selbstbewusstsein natürlich. Mit so einem TÜV Stempel für Kreative hat man einfach das überzeugendere Auftreten." sagt Frank Borowski, Kommunikationsspezialist und Unternehmensberater. Mit seinem "Hörkissen" war er ein Kultur und Kreativpilot 2012. Preisträgerkollegin Helen Acosta, mit ihren "Sternschnuppen zum Selberwerfen" betont, wie wichtig es ist, die Wünsche selbst in die Hand zu nehmen. Dabei müsse man über den eigenen Tellerrand schauen und auch im Bereich Pressearbeit interdisziplinär fahren. "Das interdisziplinäre Netzwerken und der Wissensaustausch halten noch Jahre nach der Preisverleihung, auch wenn die Geschäftsidee sich verändert hat." so Thomas Grandoch. Seine Firma Storyfeed -jetzt Tvib- synchronisiert Tv- mit Online-Werbung. Nach dem Preis der Kultur und Kreativpiloten 2012, war er auch Preisträger des renommierten Wirtschaftspreises IKT Innovativ 2013 und des Pro7Sat.1 Accelerator, der Startups mit einer Teilhabe von 25.000 Euro unterstützt.
Auf die Frage, ob man bei solchen wirtschaftlichen Möglichkeiten nicht Angst haben muss, dass die Idee in der Startphase geklaut wird, sagt Frank Borowski: "Als die kreative Nationalmannschaft Deutschlands ziehen wir doch alle an einem Strang."
So viel Selbstbewusstsein und Zusammenhalt kann man der Kultur- und Kreativbranche nur weiter wünschen. Auf dass, ganz im Sinne von Helen Acostas Sternschnuppen zum Selbstwerfen, die Kreativpiloten seine Wünsche selbst in die Hand zu nehmen und in riesige Kometen verwandeln.
Von Yvonne Ernicke
http://www.yvonneernicke.de/
Foto Alexander Scholz
www.dashoerkissen.de
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www.bluespotsproductions.com
www.editionacosta.com/sternschnuppe-zum-selberwerfen.html
www.tvib.tv/
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